Nelson Rodrigues ist tot

10. August 2009

»Krötenwanderung« • Eine Gastkolumne von Markus A. Hediger

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Nelson Rodrigues, Journalist, Dramaturg und Dichter, starb 68-jährig an einem Sonntagmorgen in Rio de Janeiro. Die Berichte über jene Stunden, die unmittelbar auf seinen Tod folgten, gehen auseinander. Einige Quellen erzählen, er sei in der Badehose gestorben, zwischen den Zehen noch Sand vom morgendlichen Spaziergang am Strand, und dass seine Frau sich geweigert habe, ihm das Totenhemd anzuziehen. Andere berichten von langweiligen Fußballspielen, die an jenem Sonntagnachmittag in den Stadien von Rio de Janeiro ausgetragen wurden. Langweilig, weil Rodrigues, der durch seine Reportagen den Fußball zur Kunstform erhoben und den Partien oft erst nachträglich auf seiner Schreibmaschine zu unvergesslichen Momenten verholfen hatte, tot war. Am populärsten aber ist jene Geschichte, wonach Nelson Rodrigues, wenige Stunden nach seinem Herzstillstand, bei der Sonntagsziehung den Lotto-Sechser gewann.


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Ammann-Verlag gibt auf

10. August 2009

••• Eben erfahre ich es per Mail von einem ehemaligen Journalistenkollegen: Der Ammann-Verlag stellt zum Juni 2010 das Geschäft ein. Darüber haben Verleger Egon Ammann und seine über lange Jahre ebenfalls im Verlag aktiv mitwirkende Ehefrau Marie-Luise Flammersfeld die Autoren per Brief informiert.

»Unsere Beweggründe«, schreiben sie, seien in ihrer Arbeit und in ihrem Leben zu finden. Die Arbeit ist schwieriger geworden, mit dem Leben sind gesundheitliche Probleme und das fortschreitende Altern gemeint. Das Ende nach dreißig Jahren ist ein Schock – die Bilanz, die in dieser drei Jahrzehnten steckt, eine in literarischer Hinsicht überzeugende. Das Lebenswerk eines Verlegers. Der auch nicht will, dass dieses Lebenswerk in einem anderen Haus weitergeführt wird: Das kann sich Egon Ammann nicht vorstellen.

So zu lesen bei faz.net.


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Papa got the call

9. August 2009

Anruf unterwegs

••• Auf dem Heimweg vom Sonntagsausflug: Die Kinder spielen, und Papa bekommt den ersehnten Anruf aus Belgien. Mein Freund Albert war erfolgreich und hat den Kontakt zur Chevra Kadischa in Antwerpen vermittelt. Ich werde noch im August für voraussichtlich zwei Tage dort sein, alle Einrichtungen unter kundiger Führung besichtigen können und einen Crash-Kurs zu den religiösen und weltlichen Aspekten des jüdischen Bestattungswesens erhalten. Ich bin euphorisch. Diese Reise wird ein Abenteuer, so viel ist sicher.


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Auf dem Küchentisch

9. August 2009

»Krötenwanderung« • Eine Gastkolumne von Markus A. Hediger

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Nachdem ich der Frau, die ihre Hand auf meine rechte Schulter gelegt hatte, einen Namen gegeben hatte, wollte ich von unserer letzten Begegnung erzählen und diese als Anlass dafür hernehmen, zu illustrieren, was mir an der Schweiz so fremd geblieben und wie fremd mir der brasilianische Gegensatz dazu geworden ist. Heute hätte ich den Text publizieren sollen, doch während ich ihn überarbeitete, beschlich mich ein ungutes Gefühl. Was ich da tat, war unaufrichtig, unlauter. Unsorgfältig.

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Der Versuch, mir den Abschied von der Schweiz schwer zu machen, bedeutet eben auch, mir die Ankunft in Brasilien nicht gerade leicht zu machen. Ich habe Angst vor dem, was mich in Rio erwartet. Angst, weil ich nicht weiß, was mich dort erwartet. Deshalb wohl erwische ich mich immer wieder dabei, wie ich alles auf Klischees reduzieren möchte. Mich ablenken vom Komplexen, Widersprüchlichen, Unvorhersehbaren. Der sorgfältige Blick auf die Schweiz aber zeigt mir kein Land, sondern Menschen. Karoline.


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Hyperrealistisch

7. August 2009


Ron Mueck: Mask, übrigens eine Skulptur

••• Ich habe hier mal von Bunin geschwärmt, dessen Realismus ich gelegentlich für beängstigend halte, obwohl oder gerade weil ich es ja eher mit dem subjektiven Realismus halte. Ron Mueck könnte mit meinen Auffassungen wohl nichts anfangen. Seine Skulpturen sind wenigstens ebenso beängstigend: hyperrealistisch und mitunter in Überlebensgröße. Wohl bekomm’s!