»Replay« bei den Buchspionen
Donnerstag, den 6. September 2012••• Cool.
••• Cool.
Blick in den Zuschauerraum des Markgrafentheaters in Erlangen
••• Im letzten Jahr habe ich im Erlanger Bürgersaal »Die Leinwand« vorstellen dürfen. Am letzten Wochenende war ich erneut nach Erlangen eingeladen. Zwei Veranstaltungen galt es auf dem 32. Erlanger Poetenfest zu bestreiten.
Im Markgrafentheater moderierte »Toggle«-Autor Florian Felix Weyh außerordentlich sympathisch eine Podiumsdebatte zum Thema Urheberrecht. Die Autoren Uwe Jochum, Wilfried F. Schoeller, und Kathrin Schmidt diskutierten neben mir mit Weyh über diverse Aspekte der Urheberrechtsdebatte, angestachelt durch sehr gekonnt ausgewählte historische Zitate – vom 5. Jahrhundert über Luther bis in die Jetztzeit. Dass wir 100 Minuten debattierten, ist uns auf der Bühne gar nicht bewusst geworden, ebenso wenig, dass es während der Debatte zuweilen sehr spannungsgeladen zuging. Man trennte sich aber in bester Laune, und das Publikum durfte sicher einige Anregungen mitnehmen.
Die »Replay«-Technologie verspricht die ungeheure Intensivierung sexueller Erfahrung durch Rückkoppelungs- und Verdoppelungseffekte, aber was Ed Rosen über die Sexspiele mit seiner Freundin (und Physio-Trainerin) Katelyn und zu dritt mit einer Asiatin berichtet, bleibt vollkommen innerhalb der sprachlichen Konvention eines gängigen realistischen Softpornos. Nicht nur in der Darstellung der Herrschaft Pans bleibt die Rollenprosa des Ich-Erzählers hinter seinen technologischen Innovationen beträchtlich zurück. Man begreift rasch, dass er jedes neue Level des »Replay« so gleichmütig-affirmativ betritt, damit der Leser an seiner Stelle zum Kritiker der totalitären Gefahr wird – aber für den ästhetischen Reiz des Romans wäre einiges gewonnen gewesen, wenn Benjamin Stein ihm mehr euphorisch-diabolische Sprachkraft gegeben hätte. Dass dieser Ed Rosen übrigens gelegentlich seine jüdische Herkunft und Identität hervorkehrt, bleibt ein müßiges Spiel. Es bringt den Helden etwas markenzeichenhaft der Website seines Autors näher, ohne dass der Roman viel davon hätte.
Lothar Müller in der »Süddeutschen Zeitung« v. 27.08.2012
••• Nach sieben Monaten nimmt die »Süddeutsche Zeitung« heute im Feuilleton »Replay« zur Kenntnis, wenn auch nicht wirklich wahr.
••• »Replay« findet sich auf der Longlist der Nominierungen zum Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2012 in einem illustren Kreis würdiger Titel und Kollegen. Schön.
••• Das Interview über den sorglosen Umgang mit Facebook, Apple und Co., das letzte Woche in der gedruckten »ZEIT« erschienen ist, kann man nun auch online nachlesen.