Archiv der Kategorie 'Replay'

Ein Huf auf dem Nacken

Mittwoch, den 22. Juni 2011

Ich atmete tief und drehte den Kopf zur Seite. Konnte das sein? Oder war es eine Täuschung? Das waren doch die zierlichen Füße der Masseurin, die ich warm im Rücke spürte. Auf der Wand aber waberte ein riesiger aufrechter Schatten: muskulöse Beine, ein gewaltiger Oberkörper und da, das konnte doch nicht … gewundene Hörner!

Ich schrie. Ich wollte aufspringen und das Monster abschütteln, aber ich konnte mich nicht bewegen. Statt eines zarten Fußes glaubte ich nun, einen Huf auf meinem Nacken zu spüren. Ich wusste nicht, ob das markerschütternde Geheul, das ich hörte, mein eigenes panisches Schreien war oder das grausige Lachen Pans, der auf meinem Rücken einen irren Tanz vollführte.


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Da haben wir es!

Dienstag, den 21. Juni 2011

Thai-MassageSie verschwand hinter dem klickernden Perlenvorhang, und ich inspizierte das Zimmer, in das sie mich gebeten hatte. Es war ein fensterloser Raum, beleuchtet von vielleicht zwei Dutzend Öllichtern auf einem schmalen Bord, das in Kopfhöhe rings um den Raum führte. In der Mitte stand eine professionelle Massageliege und an deren Kopfende ein Tischchen mit einem Stapel sorgsam zusammengelegter Handtücher und drei bauchigen Flaschen, wahrscheinlich mit verschiedenen Ölen für die Massage. Quer über die Liege führte in etwa zwei Meter Höhe von Wand zu Wand eine Messingstange. Im hinteren Eck des Raumes entdeckte ich hinter einem Paravan einen Stuhl und einen Stummen Diener. Ich streifte die Schuhe ab, zog Socken, Jackett und Hose aus, hängte alles sorgsam über den Stummen Diener und setzte mich auf den Stuhl.

Kurz darauf kehrte die Frau zurück, mit einem Kupferbecken voll schaumigen Wassers und einem Handtuch. Sie stellte das Becken vor mir ab, kniete sich hin und sagte: Bitte. Ich stellte meine Füße in das lauwarme Wasser. Schweigend wusch sie meine Füße. Sie knetete ein paarmal kräftig mit den Daumen meine Sohlen, zog an den Zehen und massierte die Knöchel. Dann trocknete sie mir die Füße ab, stand auf und, während sie das Becken hochhob, um es beiseite zu stellen, sagte sie mit weicher Stimme, aber doch bestimmtem Tonfall, der etwas Hypnotisches an sich hatte: Sie müssen schon ganz ablegen, sonst können wir nicht anfangen.


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Ein goldener Drachen

Montag, den 20. Juni 2011


One of the dragons from The Nine Dragons handscroll (九龙图/九龍圖), painted by the Song-Dynasty Chinese artist Chen Rong (陈容/陳容) in 1244 CE. Ink and some red on paper. The entire scroll is 46.3 x 1096.4 cm. Located in the Museum of Fine Art – Boston, USA. Francis Gardner Curtisragon is used in the Chinese New Year, a dragon with people under a long costume. The dragon can also be seen on cermonial dress and ancient artifacts.

Dass ich mit seiner Zeichnung allerhand verbinden würde, davon konnte Matana also ausgehen, und dass ich Massagen mochte, wusste er ebenfalls. Mir war nur nicht klar, wie das eine mit dem anderen zusammenhängen sollte. Ich ging davon aus, dass ich in dem Thai-Salon einen Hinweis finden würde. Also zögerte ich nicht, dort anzurufen und einen Termin zu vereinbaren. Es musste einen Unterschied geben zwischen dieser Thai-Massage und den Wellness-Behandlungen in Patricias Salon. So viel war sicher. Aber ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich einließ, als ich mich einige Tage später auf den Weg machte, um meinen Gutschein einzulösen.


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Spiralen ungebremster Wucherung

Sonntag, den 19. Juni 2011

Matana war einmal während einer unserer Schachpartien auf den Watt‘schen Dampfregler gekommen. Ihn als Biologen und Kognitionsforscher interessierte die Kopplung zwischen Maschinenwelt und menschenlichem Verhalten. Er hatte darüber sinniert, warum diverse Formen interaktiver Webdienste wie etwa Diskussionsforen und Weblogs mit Kommentarmöglichkeiten über viele Jahre enstanden und gestorben waren, bestimmte kommerzielle soziale Netzwerkdienste aber wie etwa Zuckerbergs Facebook geradezu explosionsartig wuchsen. Er hatte sich angesehen, worin sich die Möglichkeiten des Feedbacks unterschieden, das die Nutzer dieser Dienste sich gegenseitig oder auch dem Betreiber geben konnten.


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Equilibrium

Samstag, den 18. Juni 2011

Fliehkraftregler einer Dampfmaschine, Foto: (cc) Mirko Junge (wikipedia)
Fliehkraftregler einer Dampfmaschine, Foto: (cc) Mirko Junge (wikipedia)

Ich bin sicher, dass der Watt’sche Dampfregler bereits im Physikunterricht auf der Highschool behandelt wurde, und ich bin ebenso sicher, dass mein Lehrer, der nicht eben eine Leuchte der pädagogischen Zunft war, uns Schülern den Fliehkraftregler derart trocken und begeisterungsfrei erklärt hatte, dass schon weniger Tage darauf keiner von uns mehr daran dachte. Im Studium allerdings begegnete mir dieses mechanische Wunderwerk wieder, und zwar als einer der ersten wirksamen Mechanismen zur Stabilisierung dynamischer Systeme.


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Fliehkraftregelung

Freitag, den 17. Juni 2011

Schematische Darstellung eines Fliehkraftreglers
Schematische Darstellung eines Fliehkraftreglers

Ich hatte angenommen, Matana würde mit meiner Transformation ebenso zufrieden sein wie meine Trainerin und wie ich selbst. Je mehr Fortschritte ich machte, desto reservierter schien er jedoch zu werden, als wäre ihm die ganze Sache oder doch zumindest ein Teil davon nicht geheuer. Bei aller Begeisterung für das Trainingsprogramm hatte ich die technische Seite unserer Vorbereitungen nicht etwa vernachlässigt. Ich arbeitete konzentrierter denn je und hätte mir schon allein deswegen keine Nachlässigkeit gestattet, weil ich selbst der Leidtragende gewesen wäre. Allerdings hatte ich mehrere Schachabende in Folge abgesagt, weil ich es genoss, die wenige Freizeit, die mir blieb, mit Katelyn zu verbringen. Dafür aber, nahm ich an, durfte ich doch Verständnis erwarten.

Für gewöhnlich hielt Matana mit seinen Ansichten, Ratschlägen oder auch Kritik nicht hinterm Berg. Dieses Mal hielt er sich zurück und nahm einen eigenwilligen Umweg, um mir mitzuteilen, dass er sich Sorgen machte.


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Ich sehe jetzt alles, sagte sie…

Donnerstag, den 16. Juni 2011

Es war eine paradiesische Zeit, eine Zeit des Erwachens und Erstarkens, eine Zeit der aufwuchernden, neugierigen Lust. Entgegen allen Befürchtungen entbehrte ich nichts und empfand keine Minute meiner Vorbereitungen als Qual. Nun wusste ich, welchem Zauber Katelyn das Vibrieren ihres Körpers verdankte, das ich of gespürt hatte, wenn sie mich nach ihrem Workout im Bademantel empfing. Und ich hatte auch keine Zweifel mehr, was sie in diesen Momenten trotz der gerade überstandenen Anstrengungen so empfänglich für meine Zärtlichkeiten gemacht hatte.

In dieser Zeit gab es nur einen kurzen Moment der Irritation zwischen uns. Nachdem wir etwa vier Monate gemeinsam trainiert hatten, meldete sich Katelyn krank. Mir schrieb sie, es sei nichts Seriöses, aber sie würde doch einige Tage zu Hause bleiben. Weil ich mir trotz ihrer Beteuerungen Sorgen machte, fuhr ich schon am Nachmittag zu ihr. Sie war nicht überrascht, mich zu sehen. Mich allerdings wunderte, dass sie eine Sonnenbrille trug.


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