Archiv der Kategorie 'Prosa'

Virginia Woolf

Sonntag, den 4. November 2007

Virginia Woolf
Virginia Woolf

••• Der Beitrag über Virgina Woolfs „Die Wellen“ ist hier scheinbar ein wenig untergangen. Das finde ich schade, weil es ein wirklich bemerkenswerter Roman ist. Und mich hätten die Erfahrungen interessiert, die andere mit dieser Prosa-Perle gemacht haben.

Nicht überall ist Virginia Woolf so „hermetisch“ in Konstruktion und Erzählweise wie in den „Wellen“. Dass man sich davon voll umfänglich überzeugen kann, ist dem S. Fischer Verlag zu verdanken, der Ende der 1980er Jahre unter der Ägide von Klaus Reichert eine Gesamtausgabe besorgt hat. Viele ihrer Romane und ein grosser Teil ihrer umfänglichen essayistischen Arbeiten erschienen in dieser Ausgabe zum ersten Mal auf Deutsch.


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Teufelshuf und Himbeerbrause

Mittwoch, den 31. Oktober 2007

Teufelshuf und Himbeerbrause

Der Teufel, er nennt es Höllenleid, wir Menschen, wir nennen es – LIEBE.

Die glücklichen Großeltern sind gerade in ihr kleines Häuschen am Rande der Stadt gezogen, da bekommen sie unerwarteten Besuch. Der Kerl mit dem Pferdehuf steht plötzlich in der Tür. Er will die Großeltern richtig verteufeln und denkt sich mit seinen Kumpanen – der Hexe, dem Gerippe und den beiden Irrlichtern – üble Gemeinheiten aus, um sie auseinander zu bringen. Denn eines kann er überhaupt nicht leiden: wenn sich Leute richtig lieb haben. Nach vielen Bosheiten und schlaflosen Nächten begibt sich Großvater auf die Suche nach dem Teufel, um ihm das Handwerk zu legen. Dabei macht er eine merkwürdige Entdeckung: der Teufel wohnt nicht in einer dunklen Höhle, sondern in einem wunderschönen Schloss, wo es täglich Schokoladenpudding und Himbeerbrause gibt. Und der Teufel scheint auch gar nicht mehr so böse zu sein … Ob sich Großvater wieder von ihm täuschen lässt?

Undine Materni: „Teufelshuf und Himbeerbrause“
Eine höllisch-spannende Geschichte
für mutige Kinder ab 9 und verliebte (Groß)eltern

••• Für Undine mache ich sehr gern und schamlos Werbung. Undines Kinderbuch „Teufelshuf und Himbeerbrause“ ist erschienen. Das freut mich sehr, denn – wenn sie es mich auch noch nicht hat lesen lassen – so bin ich sicher, dass die Freude, die sie beim Schreiben hatte, ganz zwangsläufig über die Geschichte auch auf die Leser überspringen wird. Nicht nur Kinder, nö. Erwachsene brauchen auch Geschichten über die Liebe. Geschichten wie Himbeerbrause und Schokopudding, damit der Pferdehufige keine Chance bei uns hat, wenn er uns einreden will, Liebe sei Höllenleid.

Erschienen ist „Teufelshuf und Himbeerbrause“ bei der edition Sächsische Zeitung. Die Illustrationen hat Lothar Rericha besorgt. Viel Spass beim Lesen und Vorlesen.

(Grmbl… Sie wird doch wohl ein Exemplar losgeschickt haben, oder?)

Ulysses

Dienstag, den 30. Oktober 2007

James Joyce: Ulysses

••• Zu den prominenten Büchern, die ich nicht zu Ende gelesen habe, zählt auch „Ulysses“ von James Joyce. Eine Schande ist das sicher nicht. Ich vermute, unter denen, die es unternommen haben, die Lektüre zu beginnen, gibt es mehr, die nicht bis um Ende kamen, als solche, die die Ziellinie der letzten Seite erreicht haben.

Nun ist es allerdings gerade bei diesem Buch fast folgerichtig, nicht zu Ende zu lesen. Denn wo endet eine echte Odyssee? Muss man nicht verloren gehen, um sich selbst wieder zu finden?


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Die Wellen

Montag, den 29. Oktober 2007

In The Horizon - © 2007 by likeviolence@deviantart.com
In The Horizon – © 2007 by likeviolence@deviantart.com

Ich sehe einen Ring vor mir hängen, sagte Bernhard. Er flimmert und hängt in einem Reifen von Licht.

Ich sehe eine Scheibe von blassem Gelb sich ausbreiten, sagte Susan, bis sie an einen Streifen von Purpur stößt.

Ich höre einen Laut, sagte Rhoda, tschiep-tschilp, tschiep-tschilp, auf und ab steigen.

Ich sehe einen Ball, sagte Neville, wie einen Tropfen, der an den ungeheuren Flanken eines Berges herabhängt.

Ich sehe eine scharlachrote Quaste, sagte Jinny, eine von Goldfäden durchflochtene.

Ich höre etwas stampfen, sagte Louis. Der Fuß eines großen Tieres ist angekettet. Es stampft und stampft und stampft.

Virginia Woolf, aus: „Die Wellen“

••• Virginia Woolf hat Marcel Prousts „Suche nach der verlorenen Zeit“ mit unerschütterter Begeisterung gelesen. Die Begeisterung ging so weit, dass sie für einen epochemachenden Roman (von 300 Seiten!) das Thema Erinnerung und das Verfliessen der Zeit aufnahm. Gemeint ist ihr Roman „Die Wellen“. Statt einer präsentiert Virginia Woolf uns sechs Biographien aus der persönlichen Nahaufnahme. Auch die Erzählungen ihrer Protagonisten beginnen in der Kindheit. Doch sie sind – und das ist sicher eine der grossen Herausforderungen dieses Romans – ineinander verschränkt.

Umrahmt sind die Kapitel, die für Phasen dieses Lebenskaleidoskops stehen, mit neun Präludien in lyrischer Prosa, vielleicht so etwas wie das literarische Pendant zu Debussys „La Mer“, wenngleich für meinen Geschmack um einiges raffinierter. Auf zwei Zeitebenen bewegt sich Virginia Woolf in diesen Dichtungen: zum einen beschreibt sie in jedem dieser neun Stücke einen bestimmten Zeitpunkt zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang am Meer. Doch es sind nicht Zeitpunkte innerhalb eines Tages. Zusätzlich schreitet die zweite Zeitebene voran, und zwar durch das Jahr, die Jahreszeiten. (Obiges Bild passt zur Tageszeit des ersten Preludes, aber nicht zur Jahreszeit…)


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Schmidt liest Proust

Sonntag, den 28. Oktober 2007

Und selbst, wenn es nicht reicht, Proust zu lesen, um Becketts Proust-Essay zu verstehen, wird man zumindest wissen, was Proust geschrieben hat. Zu wissen, was Proust geschrieben hat, ist sicher das Minimalziel einer Proust-Lektüre. […] Das einzige, was stört, ist die ständig wiederkehrende Zwangsvorstellung, vom Balkon zu springen, mal sieht man sich sitzend, wie im Schwimmbad von der Kante plumpsen, mal wie beim Hochsprung mit einer eleganten Rolle über die Balkonbrüstung hechten.

••• Im Jahr 2006 unternahm Jochen Schmidt den Versuch, Proust zu lesen. Jeden Tag 20 Seiten der „Suche nach der verlorenen Zeit“. In seinem Blog „Schmidt liest Proust“ berichtete er davon. Obiges Zitat ist ein winziger Auszug aus den Reflektionen seiner Lektüre-Erfahrung.

Ganze 180 Tage waren eingeplant. Und allein dieses bewunderungswürdige Blog umreisst ganz klar, was den zweiten Grund ausmacht, warum ich Proust nicht weiterlese. Da ist es einem Autor gelungen, mir auf 67 Seiten so etwas wie den Gipfel einer Prosa-Leseerfahrung zu bescheren. Sein literarischer Rang ist für alle Zeiten mit diesem ersten Kapitel – zumindest für mich – zementiert. Aber das genügt diesem Autor nicht. Er will mir darüber hinaus abverlangen, dass ich mindestens 180 Tage (bei disziplinierter Lektüre von 20 Seiten pro Tag) ausschliesslich mit ihm verbringe, mit seinen ausufernden Beschreibungen, mit seinen Wiederholungen, mit seiner unerträglichen Perfektion des Schreibens. Er will mir 180 Tage meines Lebens nehmen und im Tausch dafür seines geben. Aber ich will es nicht haben.


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