Archiv der Kategorie 'Prosa'

Aufzeichnungen über den Tod

Freitag, den 21. Dezember 2007

Akzente 06/2007: Elias Canetti - Totenbuch (Aufzeichnungen über den Tod)

Nicht zu weit denken, beim Tod bleiben.

Elias Canetti, aus: „Aufzeichnungen über den Tod“

••• Eben kommen die neuen „Akzente“ ins Haus, und ich freue mich diebisch aufs Schmökern. Die ganze Ausgabe ist Canetti-Materialien gewidmet. Sie stammen aus dem Nachlass Canettis, der in der Zürcher Zentralbibliothek verwahrt wird. Unter dem Titel „Totenbuch“ präsentiert Herausgeber Michael Krüger im aktuellen Heft die späten Aufzeichnungen (ab 1972), die zum grössten Teil noch unveröffentlicht waren.

Dieser zweite Anlauf Canettis, seine lebenslange Beschäftigung mit dem Tod zu bündeln, umkreist die Erkrankung seiner zweiten Frau Hera; die spätesten Aufzeichnungen datieren von ihrem Todesjahr [1987/88].

Rashomon

Donnerstag, den 13. Dezember 2007

Rashomon

••• Wer sich nach dem Beitrag über Ryunosuke Akutagawa für seine Prosa interessiert, muss nicht gleich eine der erwähnten Ausgaben seiner short stories erwerben. Ein wenig schmökern kann man auch online. Seine Erzählung „Rashomon“ ist in deutscher Übertragung auch als PDF zu haben. Viel Spass beim Lesen!

Die Briefe der Ninon de Lenclos

Mittwoch, den 12. Dezember 2007

Ninon de Lenclos••• Von Briefen ging für mich schon immer eine grosse Faszination aus. Ich habe selbst unzählige Briefe geschrieben — meine ersten Amouren waren Fernlieben; man sah sich nur alle drei Wochen, und die Zeit zwischen den Wiedersehen wurde mit täglich hin und her gehenden Briefen überbrückt. Das heisst, ich habe auch sehr viele Briefe bekommen. Immer heiss ersehnt, waren sie oft nicht weniger aufwühlend.

Aber Fazination ging auch und besonders von Briefen aus, die weder an mich gerichtet, noch von mir geschrieben worden waren. Da waren zum Beispiel die wenigen Briefe meines Urgrossvaters an meine Urgrossmutter aus dem Gestapo-Gefängnis in Leipzig, in dem er wenig später ermordet wurde. Oder der Brief, mit dem mein Vater kurz vor dem 25. Hochzeitstag seine Ehe beendete und den mir meine Mutter später zum Lesen gab. Aber da waren eben auch jene „literarischen“ Briefe, wie sie gelegentlich in Romanen vorkommen oder aus denen mitunter sogar ein ganzer Roman gebaut ist.


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Erziehung für den Marquis

Dienstag, den 11. Dezember 2007

••• Wer, frage ich heute einmal in die Runde, könnte den folgenden Brief geschrieben haben?


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Ryunosuke Akutagawa

Montag, den 10. Dezember 2007

Ryunosuke Akutagawa

••• Die Herzdame räumt ihre Bücher um und reicht mir ein Buch, über das ich schon vor Monaten schreiben wollte. Nur gingen damals die Assoziationen, von denen ich mich hier treiben lasse, offenbar andere Wege, so dass das Vorhaben in Vergessenheit geriet. Das Versäumnis soll nun aber wettgemacht werden.

Ryunosuke Akutagawas Prosa ist eine Offenbarung, rein und klar wie Quellwasser und dabei doch irritierend und verwirrend, wie man es sich nur vorstellen (und wünschen) kann.

Ganze 35 Jahre alt wurde dieser japanische Autor. Von Depressionen geplagt, nahm er sich 1927 das Leben. Seine Werke – zumeist short stories, die auch Romane hätten werden können – spielen häufig in der weiter zurückliegenden Vergangenheit, im Japan versunkener Jahrhunderte. Die Verbindung zum Japan des beginnenden 20. Jahrhunderts, in dem Akutagawa lebte und in dem die aufkommende Industrialisierung die Isolation Japans aufzubrechen begann, die Verbindung zu diesem Japan knüpft der Autor im Subtext seiner stories, im unausgesprochen Mitschwingenden. So sehr jene anbrechende neue Zeit den strikten Traditionen am Zeug zu flicken schien, so fest verwurzelt zeigten sie sich doch nach wie vor in den Menschen.


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