Archiv der Kategorie 'Prosa'

Jeder stirbt für sich allein

Montag, den 28. Februar 2011

Hans Fallada (1893-1947)Hans Fallada (1893-1947)

••• Eigentlich nicht zu fassen, dass ich in all den Jahren hier im Turmsegler noch nie über Hans Fallada geschrieben habe. Meine Mutter war unverbrüchlicher Fan seiner »Geschichten aus der Murkelei«, die nur widerstrebend auf Rowohlts Drängen transkribierten Gute-Nacht-Geschichten, die Fallada für seine Kinder ersonnen hatte. Kennt die einer von euch noch? Die »Geschichte vom Nuschelpeter« etwa …

Vor vielleicht zwei Jahren habe ich diese Geschichten meiner Tochter vorgelesen. Sie haben eine gehörige Portion schwarze Pädagogik in sich, und diverse Vorfälle in diesen Erzählungen sind nicht gerade geeignet, die Kinder gut schlafen zu lassen. Aber es sind poetische Geschichten, phantasievoll, sympathisch.


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Bei Koeppen in Greifswald

Donnerstag, den 16. Dezember 2010

Im Koeppen-Archiv Greifswald: An die 10.000 Bände umfasste Koeppens private Bibliothek
An die 10.000 Bände umfasste Koeppens private Bibliothek. In den speziellen Kartons lagern Originale von Postkarten und Briefen. Die meisten Originale sind jedoch aus Sicherheitsgründen an einem anderen Ort untergebracht und im Archiv selbst lediglich Kopien einzusehen.

••• Als Koeppen-Fan habe ich mich hier ja schon ausgiebig geoutet. Dass ich die Einladung nach Greifswald ins Koeppen-Haus (mit angegliedertem Archiv) gar nicht ausschlagen konnte, ist also klar. Heute bin ich gegen Mittag im völlig zugeschneiten Greifswald eingetroffen, und Anett Hauswald vom Koeppen-Haus hat mich denn auch gleich vom Hotel abgeholt und ins Koeppen-Haus begleitet.

Katharina Krüger, die das dort untergebrachte Archiv betreut, hat mich durch die Regalreihen geführt. Das Archiv beherbegt Koeppens nachgelassene private Bibliothek. Das besondere daran ist, dass die Bücher in der Reihung katologisiert und ins Regal gestellt wurden, wie sie auch bei Koeppen standen. Das allein ist hoch interessant. So hatte Koeppen beispielsweise Regale mit den kompletten Reihen der Bibliothek Suhrkamp und der Regenbogenreihe der Suhrkamp-Taschenbücher. Einige Bücher aus diesen Reihen finden sich aber nicht in diesen Regalen, sondern waren über andere Regale in der Wohnung verstreut, meist in besserer Reichweite. Darunter habe ich diverse Titel entdeckt, die mich auch brennend interessieren. Aufgeschrieben habe ich mir zum Beispiel den Band mit Liebesbriefen von Majakowski an Lilja Brik. Muss ich besorgen. Nicht bei Suhrkamp sondern in einem Hamburger Verlag bereits 1925 erschienen ist ein (offenbar mehrfach gelesener) Band mit frühen Erzählungen Klaus Manns. Ich habe hineingelesen und war überrascht, wieviel Papa Mann in dieser frühen Prosa noch durchblitzte, was man von den späteren Romanen ja nun wirklich nicht sagen kann. Auch spannend.


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Monique Truong in München

Montag, den 29. November 2010

••• Am Samstagabend haben die Herzdame und ich wie angekündigt Monique Truong und ihren Ehemann Damijan getroffen, zunächst auf einen Drink. Dann ging es zur Guerilla-Lesung, die von den Beck-Pressedamen organisiert worden war. Die Pressechefin von Beck, Ulrike Wegner, hatte ihre Wohnung zur Verfügung gestellt. Das Wohnzimmer – in einem weltabgewandten Innenstadthof – bot Raum für erstaunlich viele Gäste. Neben unserem Lektor, Martin Hielscher, dem Beck-Cheflektor Detlef Felken, dem Verleger-Ehepaar Beck und den Damen von Presse-, Veranstaltungs- und Foreign-Rights-Abteilung des Verlages waren auch diverse Journalisten, Freunde und Literaturinteressierte anwesend.


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Bitter in Berlin

Donnerstag, den 25. November 2010

••• Monique Truong ist »Bitter« in Berlin. Heute abend wird sie in der Literaturwerkstatt in Berlin (Knaackstraße 97) ihren neuen Roman »Bitter im Mund« vorstellen. Der Abend steht unter dem Motto »Ich kann nicht woanders sein – Literatur aus Vietnam und darüber hinaus«.

Monique Truong (*1968 Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon)) kam mit sechs Jahren in die USA. Sie studierte an der Yale University und der Columbia University School of Law und arbeitete in einer namhaften New Yorker Anwaltskanzlei, wo sie sich auf Urheberrecht spezialisierte. Sie erhielt zahlreiche Preise und Stipendien und wurde für ihren ersten Roman »Das Buch vom Salz« (2004, deutsch C.H: Beck Verlag 2005, Übersetzung von Barbara Rojahn-Deyk), der in viele Sprachen übersetzt wurde, u.a. mit dem Fiction Award des Bard College und dem Young Lions Award ausgezeichnet. Ihr jüngster Roman »Bitter im Mund« erschien in diesem Jahr auf Deutsch (Übersetzung Peter Torberg, ebenfalls C.H. Beck).

Besonders freut mich, dass Monique Truong im Anschluss nach München weiterreisen wird. Am Samstagabend gibt es dann eine von Beck veranstaltete Guerilla-Lesung (leider nur auf Einladung), die wir gemeinsam bestreiten werden.

Die Freuden der Jagd

Dienstag, den 16. November 2010

••• Am vorletzten Sonntag war ich in Karlsruhe zu Gast auf dem 5. Adam Seide Literaturtag. Der Literaturtag widmet sich seit 2005 jährlich der »experimentellen« Literatur, wobei der Veranstalter selbst das »experimentell« unterdessen in Gänsefüßchen setzt. Was gemeint ist, lässt sich am ehesten mit den englischen Begriff »advanced« umschreiben. Sprachexperimente gehören dazu, aber ebenso ungewöhnliche Formen des Erzählens und ungewöhnliche Varianten der literarischen Verarbeitung.

Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich auf diesem Weg zwei Autoren persönlich kennenlernen konnte, die mir bislang noch unbekannt waren. Svenja Leiber las aus ihrem Roman »Schipino«, in dem einer der Protagonisten »in den Wald geht«, genauer: in ein russisches Dorf. Schipino, das sind vier Datschen in der Nähe einer maroden Kolchose. Eine Handvoll Menschen, ein Klavier und ein Gasherd auf einem Hügel mitten im Wald, umringt von Sümpfen und Seen. Der Deutsche Jan Riba flüchtet sich dorthin, um sich wiederzufinden. Lilja, die er dort trifft, hat sich hingegen seit Jahren gemüht, sich zu verlieren, zu vergessen. Nur das Vergessen gibt ihr genügend Stabilität, um am Leben zu bleiben. Und so bedeutet das Erinnern, das mit dem Erscheinen des Gastes einsetzt, ihren langsam voranschreitenden Tod…

Da die »Die Leinwand« um die Themen Erinnerung und Vergessen und deren Auswirkungen auf das Identitätsbewusstsein kreist, bildete sie so etwas wie eine Brücke zwischen dem Roman von Svenja Leiber und dem dritten Werk, das an diesem Tag vorgestellt wurde. Die Rede ist von den »Freuden der Jagd«, ein Opus Magnum von über 1.000 überbreiten Seiten. Ulrich Schlotmann variiert in diesem ungewöhnlichen ausufernden Text ein vermeintlich überschaubares Thema: Ein Mann geht in den Wald.


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