Archiv der Kategorie 'Prosa'

Paul Auster: Cool & Peculiar

Mittwoch, den 12. März 2008

Paul Auster
Paul Auster, Foto: The Definitive Auster Website

••• Poetakas nannte p.- einmal jene Geschichten über Autoren, die nur gelegentlich im Freundeskreis erzählt werden, von den Autoren selbst oder von Freunden (mitunter auch von Feinden). Ab und an finden solche Geschichten auch ihren Weg in ein gedrucktes Buch. Dass Paul Auster in seinen Werken immer wieder auch anrührende, mitunter auch verstörende Geschichten aus seinem privaten Umfeld zu berichten weiss, ist bekannt. Man erinnere sich nur an „Smoke“ und die wunderbare Geschichte des Zigarrenhändlers, der jeden Tag zur gleichen Uhrzeit, am gleichen Ort (vor seinem Geschäft) und mit gleichem Blickwinkel ein Foto aufnimmt…


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Demontierte Identität

Montag, den 10. März 2008

Damit wir uns recht verstehen: Ich bin überzeugt davon, dass jede Autobiographie das Resultat fiktionalisierender Prozesse ist. Wir alle arbeiten ununterbrochen an unseren Erinnerungen, modifizieren, reevaluieren, korrigieren sie. Wo nötig, ergänzen wir sie, fügen sie zu einem Ganzen zusammen: Das bin ich. Doch in der Regel wirken Wirklichkeit und das, was wir von ihr und über sie wahrnehmen, als sanftes Korrektiv auf diese Prozesse ein: Überleg dir das noch mal. So kann’s ja nicht gewesen sein.

Markus A. Hediger

••• Mit großem Interesse und anhaltender Freude lese ich auf der „Veranda Perkampus“ die Kolumnen von Markus A. Hediger. Ich verstehe in ihnen den Autor durchaus als so etwas wie eine literarische Figur, die in einer – wenn auch entfernten – Verwandtschaft zu Amnon Zichroni steht. Hedigers Rückkehr nach Brasilien, das Land seiner Kindheit, führt ihn an das Thema Erinnerung heran, um das viele seiner neueren Kolumnen kreisen


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Times Arrow

Montag, den 21. Januar 2008

Martin Amis: Times Arrow

••• Für das neue Buch schwebt mir eine Erzählkonstruktion vor, die einfach, aber hinterhältig ist. Die Leser mögen mir nachsehen, dass ich dies hier nun wirklich nicht verraten kann. Es hiesse, zu viel preiszugeben. Das Nachsinnen über Erzählstrukturen und Erzählfiguren (ja, tatsächlich geometrisch, wie es etwa Herbsts Zeichnungen in seiner 3. Heidelberger Vorlesung illustrieren), das Nachdenken darüber hat mir auch einige Beispiele wirklich ungewöhnlichen und originellen Erzählens ins Gedächtnis gerufen. Ein solches Beispiel ist der Roman „Times Arrow“ (deutsch: „Pfeil der Zeit“) von Martin Amis.

Der Ich-Erzähler Todd Friendly erwacht zu Beginn des Buches von den Toten, erholt sich allmählich, bis ihm nach einigen Tagen schliesslich schwarz vor Augen wird. Sanitäter ziehen ihn an, verfrachten ihn auf eine Trage, bringen ihn mit der Ambulanz zu seinem Haus, legen ihn im Garten auf den Boden, machen sich mit einem Defibrillator an ihm zu schaffen und verschwinden. Einige Zeit liegt er bewusstlos im Gras, bis er schliesslich einen Schmerz im Herzen spürt, der ihn zu zerreissen droht. Dann erwacht er und macht sich an die Gartenarbeit.

Es dauert einige Seiten, bis man erkennt, dass Amis rückwärts erzählt. Die gesamte Geschichte, alle Handlungen laufen in der Zeit zurück. Ganz folgerichtig wird das Buch 200 Seiten später mit Todds Geburt enden.


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Der Fall Wilkomirski

Sonntag, den 13. Januar 2008

Stefan M?chler: Der Fall Wilkomirski••• Das zweite der gestern erwähnten wesentlichen Bücher zum Wilkomirski-Fall stammt von Stefan Mächler. Er ist Historiker und wurde von der Agentur, die Wilkomirski über die Jahre vertrat, einer Gruppe betroffener Verlage und autorisiert von Wilkomirski selbst mit der Untersuchung der historischen Fakten beauftragt, als eine umfassende Aufklärung notwendig wurde.

Sein Auftrag bestand offiziell nur darin, zu klären, ob der Autor Wilkomirski und der Schweizer Bruno Grosjean-Doessecker identisch und eine Vertauschung des Jungen zu irgendeinem Zeitpunkt ausgeschlossen sei. Damit wäre abschliessend geklärt, ob Wilkomirskis Erinnerungen authentisch seien oder nicht.

Stefan Mächler fasst dieses Mandat weiter auf und fasst seine Ergebnisse auch ganz anders zu einem umfassenden Bericht über den Fall zusammen, als dies etwa in Ganzfrieds Buch zuvor geschehen war. Das Vorgehen Mächlers ist mir ausserordentlich sympathisch; denn an keiner Stelle denunziert oder wertet er moralisch. Er versucht, Antworten zu finden, versucht zu verstehen – ein ganz anderer Ansatz als bei Ganzfried.


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… alias Wilkomirski

Samstag, den 12. Januar 2008

Daniel Ganzfried: ...alias Wilkomirski - Die Holocaust-Travestie••• Ich war mir nicht sicher, ob ich mich tatsächlich in die Sekundärliteratur zum „Fall Wilkomirski“ stürzen oder mir zunächst ein deutlicheres Bild meiner literarischen Figuren machen sollte, die ja mit keinem der am Fall beteiligten Personen identisch sein sollen. Ich habe ersteres getan.

Das wesentliche Material scheint mir übersichtlich zu sein. Die massgeblichen Arbeiten sind in zwei Büchern zusammengefasst. Das eine stammt von Daniel Ganzfried. Es trägt den provokativ anmutenden Titel „… alias Wilkomirski – Die Holocaust-Travestie“.

Herausgegeben wurde es von Sebastian Hefti im Auftrag des Deutschschweizer PEN-Zentrums. Es enthält eine Erzählung, in der Ganzfried von seinen ersten Berührungen mit dem Buch Wilkomirskis berichtet, das zeitgleich mit seinem eigenen Roman „Der Absender“ erschien.


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