Das Kernproblem des Schriftstellers ist die Sprache. Sie ist ihrem Wesen nach sukzessiv, sie schildert, wie die aristotelische Zeit, ein Vorher und ein Nachher und vermittelt damit dem Leser einen vollkommen falschen Eindruck, da jedes Ereignis in Wirklichkeit der Simultanität folgt. Erst, wenn es einem Autor gelänge, in einem einzigen Satz, in einem einzigen Wort, alles zugleich zum Ausdruck zu bringen, hätte er das Problem der Sprache bewältigt.
Michael Perkampus
••• Ich bin polyglott. Etwa 14 Sprachen schreibe und lese ich fliessend. [Angeber!] Nur nützt mir das leider nichts, was die Dichtung betrifft. Denn fast alle diese Sprachen bestehen nur aus Befehlen, mit denen man Maschinen lebendig machen kann. Aber dichten?
Nun finde ich Programmiersprachen mit ihren schönen Strukturen, runden und geschweiften Klammern, den Zeichenhäufungen zwischen kategorischen Anweisungen ungemein poetisch. Ich fürchte aber, dass kaum jemand dieses Empfinden mit mir teilt. Es ist doch eine recht spezielle Vorliebe.
Die oben zitierten Sätze im Sinn, fällt mir an diesen (literarisch verkannten) Sprachen zweierlei auf. Erstens: Programmiersprachen kennen ausschliesslich eine Zeitform – die Gegenwart. Dennoch werden Abläufe gestaltet.
Und zweitens: Gleichzeitigkeit ist in der Programmierung eine Illusion. In Wirklichkeit erfolgt die Ausführung von Programmcode immer sequentiell. Die zur Verfügung stehende Prozessorzeit wird vom Betriebssystem in Zeitscheiben geteilt, die den vemeintlich parallel ausgeführten Programmen zugeteilt werden. Ist die zugeteilte Zeit verbraucht, wird das Programm unterbrochen; und das Code-Fragment, dem die nächste Zeitscheibe zusteht, kommt zur Ausführung. Die Illusion der gleichzeitigen Ausführung entsteht lediglich dadurch, das der Zyklus von Unterbrechung und Fortsetzung der Ausführung hinreichend kurz ist, um uns darüber zu täuschen, was tatsächlich geschieht.
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