Archiv der Kategorie 'Poetik'

Vernetzung, Prozessualität, imaginative Aktion

Donnerstag, den 5. Juni 2008

Die Imaginationsaktivität des Rezipienten wird auch dahingehend gefordert, als Wirklichkeit und Fiktion im Weblog entgrenzt werden. Aufgrund des engen Kontakts zwischen Autor und Leser kann die Fiktion so gestaltet werden, dass sie als Wirklichkeit rezipiert wird. So kann der Leser beispielsweise nicht wissen, ob sich der Autor, wie behauptet, auf Recherchereise in Israel befindet, oder das nur schreibt, ob er von einem Herrn namens Amnon Zichroni Post bekommen hat, oder dieser nur eine erfundene Figur des Autors ist. Wir kennen solche Verwirrspiele mit vermeintlichen Wirklichkeitsreferenzen aus den Romanen W. G. Sebalds; da jedoch das Weblog ein Forum darstellt, das eben nicht nur Fiktion ist, sondern auch der Berichterstattung wie einem Nachrichtenkanal dient, sind Wirklichkeit und Fiktion kaum zu unterscheiden.

••• Weiter gehts mit Claudia Öhlschlägers Vortrag. Thematisiert wird das spezielle Wechselspiel zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Im weiteren Verlauf wird das Musen-Sequel, das vor kurzem hier präsentiert wurde, als Fallbeispiel herangezogen.

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Texte mit verkümmerter Autorfunktion?

Mittwoch, den 4. Juni 2008

Die Instanz des Autors kehrt in literarischen Weblogs also wieder, und vielleicht ist es gerade dieser Tatbestand, der dieses Internet-Genre nach dem verkündeten Ende postmoderner Beliebigkeit so attraktiv werden lässt. Jedoch müssen wir nach der Beschaffenheit dieses Autors fragen. Es handelt sich um einen Autor, der sich dem Gesetz der Konstruktion des Ich durch eine Instanz des Anderen konsequent unterwirft.

••• Der Vortrag von Claudia Öhlschläger wird fortgesetzt mit Überlegungen zur These Andreas Rosenfelders, der Weblogs als »Texte mit verkümmerter Autorfunktion« beschreibt.

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Zum Konzept literarischer Weblogs

Dienstag, den 3. Juni 2008

Ein Gastbeitrag von Claudia Öhlschläger (Paderborn)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Studierende,

mein Vortrag befasst sich mit einem literarischen Internet-Format, das sich immer stärker durchzusetzen beginnt und in der öffentlichen Diskussion der Gegenwart immer häufiger zur Sprache kommt. Und doch ist es bisher kaum zum Gegenstand literaturwissenschaftlicher Überlegungen gemacht worden:1 das literarische Weblog.


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Literaturwissenschaft im Turmsegler

Dienstag, den 3. Juni 2008

••• Claudia Öhlschläger, Professorin für Vergleichende Literaturwissenschaft in Paderborn, hielt am 17. Mai 2008 vor Akademikerkollegen in Erlangen einen Vortrag über verschiedene literaturwissenschaftlich interessante Aspekte literarischer Weblogs. Als sie während der Vorbereitung auf diesen Vortrag aufgrund der spa_tien-Sonderausgabe »Literarische Weblogs« bei mir als Mitherausgeber nach Literatur- und Blog-Hinweisen nachfragte, war ich ihr gern behilflich. Internet-Technologien, soziale Netzwerke, Blogs und Blog-Plattformen sind im Wissenschaftsbetrieb noch immer alles andere als wohlbekannt. Daher auch der Versuch, über einen Vortrag das Wissenschaftspublikum näher mit dem Thema vertraut zu machen.


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Ich – so groß und so überflüssig

Montag, den 5. Mai 2008

Nyota Thun - Ich - so groß und so überflüssig (Wladimir Majakowski. Leben und Werk)

••• Über Pessach hatte ich viel Zeit zum Lesen, und ich habe mich in eine ausführliche Majakowski-Biographie vertieft. Auf 384 engbedruckten Seiten beschreibt die Slawistin Nyota Thun Leben und Werk Majakowskis von der Kindheit in Georgien bis zu seinem Selbstmord im Jahr 1930 in Moskau.

Thuns Stil ist nicht gerade begeisternd. Wenn man irgendwann zuvor Valentin Katajews Majakowski-Erinnerungen gelesen hat, muss man eine solche wissenschaftlich zusammengestellte Biographie wohl etwas trocken finden. Aber – und zwar ein großes – das heißt nicht, dass Frau Thun nicht eine eigene, interessante Sicht auf Leben und Werk Majakowskis transportieren würde. Im Gegenteil: Sehr interessant ist ihre These, dass der eigentliche Dichter Majakowski in den persönlichen Dichtungen wie etwa „Wolke in Hosen“ zu finden sei. Während Nyota Thun in Majakowskis konfliktreicher jahrzentelanger Liason mit Lilja Brik den persönlichen Teil seines Scheiterns ausmacht, sieht sie in dem zum Propagandisten gewordenen Versemacher den Dichter gescheitert. Umso tragischer dieses künstlerische Scheitern – oder doch jedenfalls Verkümmern – als es von Majakowski programmatisch so gewollt war.

Wirklich neu war mir, wie vielseitig Makakowskis Produktion war. Dass er eigentlich als Maler begonnen hatte und später als Dichter immer auch zeichnete, sei es in vielen Folgen von Plakaten oder in Form von Karikaturen und Illustrationen. Auch an Filmen hat sich Majakowski versucht. Die meisten Drehbücher sind verloren, lediglich Plots noch rekonstruierbar.


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