Archiv der Kategorie 'Musik'

Weder noch

Freitag, den 17. April 2009

Blumfeld singt »Weder noch« von Georg Kreisler aus den »Liedern eines jüdischen Gesellen«

Meinen Sie, es ist leicht?
Meinen Sie, es ist schwer?
Weder noch, glauben Sie mir.

Meinen Sie, es ist faul?
Meinen Sie, es ist fair?
Weder noch, glauben Sie mir.

Man muß nur wissen, man hat niemals ein Zuhause
und daß man niemals ein Zuhause haben wird.
Und daß man, wenn man einmal sagt: „Ich geh nach Hause“,
sich höchstwahrscheinlich in der Ausdrucksweise irrt.

Meinen Sie, es macht klug?
Meinen Sie, es macht dumm?
Weder noch, glauben Sie mir.

Meinen Sie, man wird laut?
Meinen Sie, man wird stumm?
Weder noch, glauben Sie mir.

Man muß sich nur ein bisserl mehr als andre plagen
und sich nicht leid tun, sonst verliert man die Partie.
Denn ob man klug ist oder dumm ist – man wird sagen:
Sie ist nur klug oder nur dumm, weil sie ist sie.

Meinen Sie, das ist schlimm?
Meinen Sie, das ist gut?
Weder noch, glauben Sie mir.

Meinen Sie, man kriegt Angst?
Meinen Sie, man kriegt Mut?
Weder noch, glauben Sie mir.

Man muß nur denken: Na, was schadet schon das Wandern?
Und man darf weder sich noch andren Leuten grollen.
Denn man muß wissen: Man ist ganz so wie die andern.
Nur daß die andern grade das nicht wissen wollen.

Georg Kreisler, aus:
»Lieder eines jüdischen Gesellen«


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Die alten Weisen

Sonntag, den 15. Februar 2009

Johannes R. Becher
Johannes R. Becher (1891-1958)

Es sind die alten Weisen,
die neu in uns erstehn,
und die im Wind, dem leisen,
von fern herüber wehn.
Wenn sich die Wipfel neigen,
allabendlich im Wind,
dann gehn durch unser Schweigen,
sie, die gefallen sind.

Es sind die alten Lieder,
die singen neu aus mir,
und wie vorzeiten wieder,
am Abend singen wir.
Es ist in uns ein Raunen
und wird zum großen Chor,
und zu den Sternen staunen,
staunen wir empor!

Johannes R. Becher
aus: »Neue deutsche Volkslieder«,
vertont von Hanns Eisler

••• Als Nachtrag zum letzten Beitrag hier der vollständige Text der »Alten Weisen«. Ich bekomme noch immer eine Gänsehaut, wenn ich das Lied höre, und ich singe unweigerlich sofort mit.

14 Arten, den Regen zu beschreiben

Sonntag, den 15. Februar 2009

Hanns Eisler im Gespräch mit Bertolt Brecht
Hanns Eisler im Gespräch mit Bertolt Brecht (Quelle: Bundesarchiv)

••• Ich habe eine Schwäche für Eislers »Neue deutsche Volkslieder«. (»Es sind die alten Weisen, die neu in uns erstehn…«) Während meiner (zu kurzen) Gesangsausbildung habe ich sie allesamt einstudiert. Damals stieß ich in einer Eisler-Werkliste auf einen Titel, den ich nie vergessen habe: »14 Arten, den Regen zu beschreiben«. Gehört habe ich das Stück jedoch nie. Gestern fiel mir der Titel wieder ein, als ich über »Todesarten« assoziierte.

Bei Classics Online, einem MP3-Download-Portal (320kbps und kein DRM!) des Classic-Labels Naxos, habe ich nun eine Aufnahme gefunden.

Irgendwo habe ich gelesen, das Wort »Todesarten« sei in sich falsch. Es müsse »Sterbearten« heißen, denn während es viele Varianten des Sterbens gäbe, wäre das Ergebnis, das Tot-Sein immer das gleiche. Das Argument ist nur auf den ersten Blick einleuchtend. Es ist ein atheistisches Argument, lassen doch fast alle Religionen Raum für individuelle Fortsetzungen nach dem Sterben. Das Wort »Todesarten« bezeichnet allerdings nicht das Danach, sondern tatsächlich die Arten des Sterbens. Man muss ja aber, würde man das Wort als themengebenden Titel wählen, es nicht bei dieser Bedeutung belassen.


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