Archiv der Kategorie 'Musik'

Manifesto

Freitag, den 14. Januar 2011

Victor Jara: »Manifesto«

Yo no canto por cantar
ni por tener buena voz,
canto porque la guitarra
tiene sentido y razón.

Tiene corazón de tierra
y alas de palomita.
Es como el agua bendita,
santigua glorias y penas.

Aquí se encajó mi canto
como dijera Violeta;
guitarra trabajadora
con olor a primavera.

Que no es guitarra de ricos,
ni cosa que se parezca,
mi canto es de los andamios
para alcanzar las estrellas.

Que el canto tiene sentido
cuando palpita en las venas
del que morirá cantando
las verdades verdaderas.

No las lisonjas fugaces
ni las famas extranjeras,
sino el canto de una lonja
hasta el fondo de la tierra.

Ahí donde llega todo
y donde todo comienza,
canto que a sido valiente
siempre será canción nueva.

••• Als Teenager hatte ich eine Schallplatte von Victor Jara. Chile, der Putsch 1973, die exilierten Chilenen – unter ihnen viele Künstler – das alles war sehr präsent damals, hat mich ungemein bewegt. Ich habe alle Bücher von Antonio Skármeta und Ariel Dorfman gelesen, deren Texte zum Teil zuerst in deutscher Übersetzung in der DDR erschienen und erst viel später, nach Pinochets Abgang, in Chile selbst.


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Wear it like a crown

Dienstag, den 21. Dezember 2010

I´m gonna take that fear and wear it like a crown

••• Ich hatte vergessen, dass Schreiben auch viel mit Angst zu tun hat. Daran werde ich nun lebhaft erinnert. Da habe ich nun also eine Figur wie Pan, der mit seiner Liebesschwermut (ob der Ablehnung, ach so) und seinen animalischen Zügen meiner Figur Ed Rosen zusetzen soll. Und wem setzt er zu? Dem Figurendompteur, also dem, der eigentlich der Dompteur sein sollte und scheinbar unausweichlich in diese Geschichte hineingezogen wird. Wenn ich morgens die Augen aufschlage, schau ich schon ängstlich an mir herab, ob da nicht vielleicht ein Huf …


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Dutch Delight

Freitag, den 29. Januar 2010

»Yuri Honing Acoustic Quartet« am 28. 01. 2010 in der Münchner »Unterfahrt«
»Yuri Honing Acoustic Quartet« am 28. 01. 2010 in der Münchner »Unterfahrt«

••• Die Münchner »Unterfahrt« ist für Jazzfreunde immer einen Besuch wert. Was allerdings gestern dort geboten wurde, war Jazz der Extraklasse.

Der Babysitter war bestellt, damit wir – die Herzdame, mein Busenfreund Jens-Christian und ich – gebührend den geglückten Start der »Leinwand« feiern konnten. Jens-Christian ist Schweizer, seit letztem Sommer aber drei Tage die Woche in München bei einem IT-Kunden, und da ich ihm einige der besten Tipps in Sachen Jazz verdanke, wollten wir ihn unbedingt einmal in die »Unterfahrt« ausführen. Dass wir es ausgerechnet gestern getan, war ein Glücksfall, denn wir wurden geradezu beschenkt mit Jazz in mystischer Dimension.

Es spielte das »Yuri Honing Acoustic Quartet«, bestehend aus dem Sax-Player Yuri Honig, Pianist Wolfert Brederode, Bassist Frans van de Hoeven und dem Drummer Joost Lijbaart, allesamt Holländer.


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Bendigamos al Altísimo

Mittwoch, den 5. August 2009

Bendigamos al Altísimo,
Al Senor que nos crió,
Démosle agradecimiento
Por los bienes que nos dió.

Alabado sea su Santo Nombre,
Porque siempre nos apiadó.
Load al Senor que es bueno,
Que para siempre su merced.

Bendigamos al Altísimo,
Por su Ley primeramente,
Que liga a nuestra raza
Con el cielo continuamente.

Alabado sea su Santo Nombre,
Porque siempre nos apiadó.
Load al Senor que es bueno,
Que para siempre su merced.

Bendigamos al Altísimo,
Por el pan segundamente,
Y también por los manjares
Que comimos juntamente.

Pues comimos y bebimos alegremente
Su merced nunca nos faltó.
Load al Senor que es bueno,
Que para siempre su merced.

Bendita sea la casa esta,
El hogar de su presencia,
Donde guardamos su fiesta,
Con alegría y permanencia.

Alabado sea su Santo Nombre,
Porque siempre nos apiadó.
Load al Senor que es bueno,
Que para siempre su merced.

••• Das jüdische Tischgebet, ein Danksegen nach dem Essen, ist lang. Singt man es, braucht man etwa sieben Minuten. Nach spanisch-portugiesischer Tradition wird im Anschluss noch ein weiteres Lied gesungen, das man als Zusammenfassung des langen Tischgebets bezeichnen könnte: »Bendigamos al Altísimo«.

Geschrieben wurde es – meines Wissens und entgegen der Vermutung der Wikipedia, die es für catalanisches Spanisch hält – in Ladino, dem so genannten Judenspanisch.

Die Melodie ist ein Ohrwurm. Ich suche noch nach einer vollständigen Aufnahme. Aber das hier zu hörende Sample der letzten 1 1/2 Strophen vermittelt einen guten Eindruck.

An manchen Tagen steigen in mir, wenn ich es höre, mit Macht die Tränen auf. Heute ist so einer.


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Chanson einer Dame im Schatten

Dienstag, den 5. Mai 2009

Michael Nyman
Michael Nyman

Wenn die Schweigsame kommt und die Tulpen köpft:
Wer gewinnt?
Wer verliert?
Wer tritt an das Fenster?
Wer nennt ihren Namen zuerst?

Es ist einer, der trägt mein Haar.
Er trägts wie man Tote trägt auf den Händen.
Er trägts wie der Himmel mein Haar trug im Jahr, da ich liebte.
Er trägt es aus Eitelkeit so.

Der gewinnt.
Der verliert nicht.
Der tritt nicht ans Fenster.
Der nennt ihren Namen nicht.

Es ist einer, der hat meine Augen.
Er hat sie, seit Tore sich schliessen.
Er trägt sie am Finger wie Ringe.
Er trägt sie wie Scherben von Lust und Saphir:
er war schon mein Bruder im Herbst;
er zählt schon die Tage und Nächte.

Der gewinnt.
Der verliert nicht.
Der tritt nicht ans Fenster.
Der nennt ihren Namen zuletzt.

Es ist einer, der hat, was ich sagte.
Er trägts unterm Arm wie ein Bündel.
Er trägts wie die Uhr ihre schlechteste Stunde.
Er trägt es von Schwelle zu Schwelle, er wirft es nicht fort.

Der gewinnt nicht.
Der verliert.
Der tritt an das Fenster.
Der nennt ihren Namen zuerst.

Der wird mit den Tulpen geköpft.

© Paul Celan, aus: »Niemandsrose«

••• Einige halten Michael Nymans Musik ja für Pop. Die Bezeichnung seines Kammerorchesters als »Michael Nyman Band« mag den Schluss nahelegen, dass er es selbst nicht wesentlich anders sieht. Whatever!

Ich bin auf ihn aufmerksam geworden über die Soundtracks zu den Greenaway-Filmen, namentlich »Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber«. Die Liebhaber-Box mit sämtlichen dieser Soundtracks war dann auch meine erste Nyman-Anschaffung. Anschaffung? Wenn ich es recht bedenke, war diese Box wohl ein Geschenk… Dabei blieb es aber nicht. Zu meinen Lieblingsstücken von Nyman gehören sein Klavierkonzert und die »Musique à Grande Vitesse« (MGV), ein Auftragswerk zur Inbetriebnahme des französischen Hochgeschwindigkeitszuges TGV und ein perfekter Soundtrack für »zügige« Fahrten auf einer leeren deutschen Autobahn ohne Tempolimit. Beide Stücke sind übrigens auf einer CD zu haben.

Ich habe Nymans Veröffentlichungen lange nicht verfolgt. Gestern bin ich per Zufall auf seine Vertonung von sechs Celan-Gedichten gestoßen. Das ist nun ein Muss für Nyman- und für Celan-Fans, umso mehr, wenn – wie bei mir – beides zusammenkommt.

Hillary Summers singt: »Chanson einer Dame im Schatten«
in der Vertonung von Michael Nyman
Michael Nyman Band, aus: »Six Celan Songs«