Kaspar-Hauser-Denkmal Ansbach – Foto: Michael Zaschka
Für Bessie Loos
Er wahrlich liebte die Sonne, die purpurn den Hügel hinabstieg,
Die Wege des Walds, den singenden Schwarzvogel
Und die Freude des Grüns.
Ernsthaft war sein Wohnen im Schatten des Baums
Und rein sein Antlitz.
Gott sprach eine sanfte Flamme zu seinem Herzen:
O Mensch!
Stille fand sein Schritt die Stadt am Abend;
Die dunkle Klage seines Munds:
Ich will ein Reiter werden.
Ihm aber folgte Busch und Tier,
Haus und Dämmergarten weißer Menschen
Und sein Mörder suchte nach ihm.
Frühling und Sommer und schön der Herbst
Des Gerechten, sein leiser Schritt
An den dunklen Zimmern Träumender hin.
Nachts blieb er mit seinem Stern allein;
Sah, daß Schnee fiel in kahles Gezweig
Und im dämmernden Hausflur den Schatten des Mörders.
Silbern sank des Ungebornen Haupt hin.
Georg Trakl (1887-1914)
••• Die Monate Januar bis März 1992 habe ich im norddeutschen Wewelsfleth in einem alten Herrenhaus verbracht, das Günter Grass 1985 der Akademie der Künste (Berlin) übereignet hat und das seitdem im Quartalstakt je drei Aufenthaltsstipendiaten der Akademie zur Verfügung steht. Das Haus hat drei Etagen. Ich wohnte in der zweiten, zur Straße hinaus. Mein Arbeitszimmer lag im Erdgeschoss neben der Wohnküche. Ich sah aus dem Fenster auf den Friedhof hinaus. Im ersten Stock lagen die Zimmer meines Freundes Oliver Bukowski, der zufällig gemeinsam mit mir das Stipendium erhalten hatte. Im zweiten Stock, unterm Dach, wo zu früheren Zeiten Grass gezeichnet und geschrieben hatte, wohnte ein Westberliner Autor, dessen Name mir leider entfallen ist. Ich erinnere mich aber noch, dass er damals an einer Erzählung schrieb, deren Hauptfigur Eigner hieß. Ich arbeitete am letzten Drittel des »Alphabet des Juda Liva«, und Bukowski versuchte eine glänzende Prosa, bekam es aber, wie mir schien, irgendwann mit der Angst zu tun und schwenkte auf die Dramatik zurück, sein angestammtes Gebiet. Ich glaube, er reiste damals nach den drei Monaten mit zwei fertigen neuen Stücken ab.
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