Archiv der Kategorie 'Lyrik'

Mondnacht

Montag, den 22. Oktober 2007

northern lights moon - © 2003-2007 *ssilence@deviantart.com
northern lights moon – © 2003-2007 *ssilence@deviantart.com

Es war, als hätt‘ der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt‘.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Joseph von Eichendorff (1788-1857)

••• Assoziationen gehen manchmal verschlungenste Wege. „Eichendorff? Ham wa nich!“ – blitzte es auf irgendwo im assoziativen Gedächtnis. Tatsächlich gibt es unter meinen Büchern keinen Eichendorff-Band. Aber es gibt doch – zumindest dieses eine – Gedicht von ihm, in Silben zerlegt unter den Noten zu Schuberts Vertonung aus dem „Liederkreis“. (Eine Aufnahme finde ich leider grad nicht für den Podcast.)

Das Notenheft ist ziemlich alt und zerfleddert. Ich hebe es wohl noch immer auf in der Hoffnung, eines Tages wieder Gesangsstunden zu nehmen. Leider finde ich seit längerem keinen Lehrer in München, der zwischen 00:30 und 01:30 Stunden gibt. Aber ich suche weiter…


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Semper eadem

Sonntag, den 21. Oktober 2007

Eyelash - © by rawrgracie@deviant.art
Eyelash — © by rawrgracie@deviantart.com

Lass, lass mich Rausch aus einer Lüge trinken,
In deines Blicks traumseliger Nacht versinken,
Gib mir im Schatten deiner Wimpern Rast.

••• Das heutige Gedicht aus dem „Les Fleurs du Mal“-Feed hat es mir angetan: semper eadem – immer das gleiche…

Zwei Drittel der berühmten Sammlung von Baudelaire liegen noch vor uns…

Verbannter

Mittwoch, den 17. Oktober 2007

Cees Nooteboom - © Baska Hempel (2007)
Cees Nooteboom — © Baska Hempel (2007)

Landungsbrücke, das Schiff, das wegfährt
über flüssiges Glas.

Jetzt bin ich allein mit Chong Er,
die Aussicht einer Ebene,
meine Freunde Klausner in den Hügeln,
Männer, schon fast aus Stein.
Dunkel bleibe ich von jetzt an,
weit von den weißen Hirschen,
die wir ritten in Feldern und Wolken
und Nebel.

Zwischen dem Jetzt und dem Tod
eine Zeit für Gedanken, von niemand
geschrieben, Scham auf einer Tafel,
mit weißer Kreide, mein Name befreit
von seinen Buchstaben, leer
wie ein Klang.

Elfenbein und Juwelen,
das alles kannte ich, mein Schatten
verschwindet in einer Falte der Zeit,
nichts lasse ich nach, verrieben
zwischen dem Staub der Tage
teile ich das Schicksal von Steinen und Muscheln,

ein Prinz ohne Worte
in einem Gewebe
gesponnen aus nichts.

© Cees Nooteboom, in: Akzente 5/2007
Nachdichtung von Ard Posthuma

••• Vor Jahren gab es im Fernsehen eine Sendung, die für Buchhändler von eminenter Wichtigkeit war. Sie erfuhren, welche Bücher sie im Eingangsbereich ihres Geschäfts auf Tischen aufstapeln mussten. Ab und an habe ich mir das „Literarische Quartett“ gern angesehen. Ich mochte Reich-Ranicki in der sehr dankbaren Dompteursrolle. Und es gab in jeder Sendung etwas, worüber man sich herzlich aufregen konnte.


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somewhere i have never travelled

Dienstag, den 9. Oktober 2007

I just wanna catch the rain - © 2007 by darkage1270@deviantart.com
I just wanna catch the rain – © 2007 by darkage1270@deviantart.com

somewhere i have never travelled, gladly beyond
any experience, your eyes have their silence:
in your most frail gesture are things which enclose me,
or which i cannot touch because they are too near

your slightest look easily will unclose me
though i have closed myself as fingers,
you open always petal by petal myself as Spring opens
(touching skilfully, mysteriously) her first rose

or if your wish be to close me, i and
my life will shut very beautifully, suddenly,
as when the heart of this flower imagines
the snow carefully everywhere descending;

nothing which we are to perceive in this world equals
the power of your intense fragility: whose texture
compels me with the colour of its countries,
rendering death and forever with each breathing

(i do not know what it is about you that closes
and opens; only something in me understands
the voice of your eyes is deeper than all roses)
nobody, not even the rain, has such small hands

e. e. cummings, aus: „Complete Poems 1904-1962“
Liveright Publishing, 1994

••• Um manche Opfer meiner Textvernichtungsaktionen tut es mir nachträglich doch aufrichtig leid. Um die cummings-Nachdichtungen etwa. Um 1997 herum habe ich mich an etwa zehn der für mich schönsten cummings-Gedichte gewagt, weil die Nachdichtungen, die ich bis dahin gelesen hatte, mich nicht so recht glücklich machten.


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i carry your heart with me

Montag, den 8. Oktober 2007

i carry your heart - © by snowflake 2007
i carry your heart – © by snowflake 2007

i carry your heart with me(i carry it in
my heart)i am never without it(anywhere
i go you go, my dear;and whatever is done
by only me is your doing,my darling)
by only me is your doing,my darling)i fear
no fate(for you are my fate,my sweet)i want
no world(for beautiful you are my world,my true)
and it’s you are whatever a moon has always meant
and whatever a sun will always sing is you

here is the deepest secret nobody knows
(here is the root of the root and the bud of the bud
and the sky of the sky of a tree called life; which grows
higher than soul can hope or mind can hide)
and this is the wonder that’s keeping the stars apart

i carry your heart(i carry it in my heart)

e. e. cummings, aus: „Complete Poems 1904-1962″
Liveright Publishing, 1994

••• Dieses Bild, das mir die Herzdame geschenkt hat, und dieses Gedicht in voller Länge wollte ich schon lang hier haben: you are whatever a moon has always meant…