Archiv der Kategorie 'Lyrik'

Schweigen

Donnerstag, den 7. Februar 2008

Edgar Allen Poe
Edgar Allen Poe (1809 – 1849)

There are some qualities — some incorporate things,
That have a double life, which thus is made
A type of that twin entity which springs
From matter and light, evenced in solid and shade.
There is a two-fold Silence — sea and shore —
Body and soul. One dwells in lonely places,
Newly with grass o’ergrown; some solemn graces,
Some human memories and tearful lore,
Render him terrorless: his name’s »No More.«
He is the corporate Silence: dread him not!
No power hath he of evil in himself;
But should some urgent fate (untimely lot!)
Bring thee to meet his shadow (nameless elf,
That haunteth the lone regions where hath trod
No foot of man) commend thyself to God!

Da gibt es Eigenschaften hinter manchen Dingen,
die geben doppelt ihnen Leben, daß ihr Sein
entfaltet sich von Licht zu Schatten, darinnen
sind Materie sie, genau wie Schein.
Es gibt das Schweigen zweifach auch — Küste und Meer,
Körper und Seele. Einsam weilet Einer
in stillen Tälern und in Erinn’rung Seiner
kühlen Gnaden wird Menschenkummer tränenleer,
verschwinden alle Schrecken — sein Name: »Nimmermehr.«
Er ist die eine Verkörperung des Schweigens, von der droht
nichts Böses dir, denn arglos ist ihm seine Macht;
doch sollte dich das Schicksal zwingen (grause Not!),
daß du wohl treffest seinen Schatten (namenlose Nacht,
die heimsucht jene weglosen Gefilde, drin nur Spott
der Menschen Leiden harrt) — dann Gnade deiner Seele Gott!

Edgar Allen Poe (1809 – 1849)
Übertragung: Michael Görden


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rakatte rinnzekete

Mittwoch, den 6. Februar 2008

Highlights from the premiere of „Ursonography“ by Jaap Blonk and Golan Levin, 2005. Blonk’s performance of Kurt Schwitters‘ Ursonate is augmented with a modest but elegant new form of expressive, real-time, „intelligent subtitles“. With the help of computer-based speech recognition and score-following technologies, projected subtitles are tightly locked to the timing and timbre of Blonk’s voice, and brought forth with a variety of dynamic typographic transformations that reveal new dimensions of the poem’s structure. Performed at Ars Electronica, September 2005.

••• Seit Tagen schon wollte ich mir dieses Video anschauen drüben bei Lotrees, aber ich kam nicht dazu. Und als ich heute früh endlich hinnavigiere und auf „Play“ klicke, da heisst es: This video is no longer available.

Pahh, stimmt nicht, wie man oben sehen kann. Viel Vergnügen.

PS: Würde doch Herr p.- noch seinen Podcast unterhalten… Ich hätte zu gern einmal seine Interpretation dieses Textes gehört.

Poesiealbum

Montag, den 4. Februar 2008

Poesiealbum wird wieder herausgegeben

••• Der Verlag „neues leben“ begann 1967 mit der Herausgabe einer Lyrik-Reihe — klammergeheftet, 32 Seiten, Quartformat — unter dem Reihentitel „Poesiealbum“. Jedes Heft war einem Dichter, einer Dichterin gewidmet. Das erste Heft: Bertolt Brecht. Es folgten monatlich Ausgaben mit Dichtung aus aller Welt. Als die Reihe 1990 eingestellt wurde, waren 276 Ausgaben erschienen in einer Gesamtauflage von fünfeinhalb Millionen, Stückpreis 90 Pfennig, was damals dem Gegenwert eines 3-Pfund-Brotes entsprach.


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Mit der Stirn an die Wellen

Mittwoch, den 30. Januar 2008

Er:
Die Liebe der Schwester ist auf jener Seite.
Es ist der Fluß dazwischen.
Krokodile liegen auf der Sandbank.

Ich steige herab zum Wasser.
Ich stoße
mit der Stirn an die Wellen.
Mein Herz ist stark
wegen des Uferdammes.

Die Flut ist wie das Land
für meine Füße durch ihre Liebe,
die mich fest sein läßt.

Wasserzauber
sollte sie
aufsagen für mich.

Ich sehe:
Die Schwester ist gekommen!
Mein Herz springt.
Meine beiden Arme fliegen auseinander
sie zu umarmen.
Mein Herz rast an seinem Platz
wie für alle Ewigkeit
: Glück
Zu mir kam die Schwester.

Ende des Liedes

aus: „liebe sagen – lyrik aus dem ägyptischen altertum“
© Philipp Reclam jun. Leipzig, 1972, 1982
Übertragung: Hannelore Kischkewitz

••• Ein starker Nachtrag zum Beitrag „liebe sagen“. Dieses Lied hätte vor der letzten Strophe zu Ende sein sollen. Ich hatte immer das Gefühl, da hätte jemand anders das Gedicht fortgesetzt, vielleicht weil der Dichter einfach zu viel Raum gelassen hatte zwischen dem Wasserzauber und „Ende des Liedes“…

Der Rabe

Dienstag, den 29. Januar 2008

Illustration 11 of Edgar Allan Poe's "Raven" by Gustave Dore (1832-1883)
Illustration 11 of Edgar Allan Poe’s „Raven“ by Gustave Dore (1832-1883)

••• Am 29. Januar 1845 erschien Edgar Allen Poes „Der Rabe“ erstmalig – und zwar im New Yorker „Evening Mirror“. Dieser Jahrestag ist der Herzdame ein Kalenderblatt wert. Und als Zugabe gibt es zwei Videos mit Rezitationen des „Raben“ durch Vincent Price und Christopher Walken.


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liebe sagen

Montag, den 28. Januar 2008

liebe sagen - lyrik aus dem ägyptischen altertum (reclam, cover)
liebe sagen – lyrik aus dem ägyptischen altertum (© Philipp Reclam jun. Leipzig, 1972, 1982)
Umschlagbild unter Verwendung eines Ostrakons aus dem Ägyptischen Museum Berlin

Er:
Einen von sieben Tagen seit gestern
habe ich die Schwester nicht gesehen.

Krankheit befiel mich
schwer wurden meine Glieder
vergessen habe ich meinen eigenen Leib.

Kommen die Oberärzte zu mir
ist mein Herz mit ihren Mitteln
nicht zufrieden.
Die da besprechen
auch durch sie gibt es keinen Weg.
Nicht erkannt wird meine Krankheit.

Doch mir zu sagen:
Siehe, sie ist da — das wäre es
was mich belebt
ihr Name ist’s
was mich erhebt.
Das Kommen und Gehen ihrer Boten
das ist es
was mein Herz lebendig macht.

Viel besser
als alle Medikamente ist die Schwester für mich.
Größer ist sie für mich als das Arzneibuch.
Ihr Dasein ist mein Amulett.

Sehe ich sie
dann bin ich gesund
Öffnet sie ihr Auge
wachsen meine Glieder
Spricht sie
so werde ich stark
Wenn ich sie umarme
verteibt sie das Übel von mir.

Fort ging sie von mir auf sieben Tage.

aus: „liebe sagen – lyrik aus dem ägyptischen altertum“
© Philipp Reclam jun. Leipzig, 1972, 1982
Übertragung: Hannelore Kischkewitz

••• Im alten Ägypten waren Schreibmaterialien noch wertvoll: Papyrus oder Ostraka (Kalksteinscherben). Die Schreiber, beauftragt mit der Verewigung von Verträgen beispielsweise, hinterliessen auf letzteren mitunter Fragmente eigener lyrischer Inspiration und verewigten so ihre Poesie, sich selbst jedoch nicht, denn zumeist blieben sie anonym. Die Person des Dichters (oder der Dichterin!) spielte erst später eine Rolle, und die Verfasser verwiesen mit Versauszügen und ihrer Signatur auf ihr „eigentliches Werk“, das an anderer Stelle zu finden sei und heute verschollen ist. Und es mussten noch mehr Jahre vergehen, bis andere mühsam die Fragmente sammelten, in Zyklen und Anthologien auf Papyrus ordneten und so einem wohlhabenden Publikum zugänglich machten, das Dichtung zu schätzen wusste.


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Bukowski: Oh Yes

Mittwoch, den 9. Januar 2008

••• Eine kleine Reihe von Gedichten Charles Bukowskis im Original gibt es ab heute bei snowflake & blackvampires.