Archiv der Kategorie 'Film'

Die Stadt der Blinden

Mittwoch, den 24. Juni 2009

José Saramago
José Saramago (*1922)

••• Wieder bin ich über eine ungeheuerliche Bildungslücke gestolpert. Vor zwei Tagen sah ich mit der Herzdame »Die Stadt der Blinden«, einen dystopischen oder Endzeitfilm, womöglich auch nur eine surrealistische Fiktion, gedreht nach einem Roman des portugiesischen Autors José Saramago. Ich konnte mir mit Mühe den Namen merken. Gehört hatte ich von ihm zuvor noch nie. So bekannt ist er ja auch nicht, sieht man mal vom Nobelpreis ab, den er 1998 verliehen bekam… (Wo habe ich damals eigentlich gelebt? Auf dem Mond? Reden wir nicht darüber.)

Durch eine bislang unbekannte, höchst ansteckende Infektionskrankheit erblinden binnen kurzer Zeit immer mehr Menschen schlagartig. In den ersten Tagen reagiert die Regierung mit den üblichen Epidemie-Massnahmen: Die Betroffenen werden in Quarantäne genommen. Da die Blindheit so extrem leicht übertragbar ist, gehen die Behörden allerdings auch besonders strikt vor. Eine verlassene Irrenanstalt wird als Quarantäne-Revier ausersehen, die Erblindeten am Eingang abgeladen und weggesperrt. Sie müssen sich selbst behelfen. Wer sich der Umzäunung nähert, wird von den Wachsoldaten erschossen.


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A Wild Sheep Chase

Mittwoch, den 27. Mai 2009


Jacob Mendel: Eschatology

••• Markus A. Hediger schickt nicht nur in seinem neuen Litblog »Nach Eden« seinen Protagonisten André Baquero Brun auf Entdeckungsreise, nebenher teilt er in seinem ebenfalls neuen Blog »LektURL« die eine oder andere Entdeckung mit uns, gefunden in Büchern oder online. Sein heutiger Hinweis auf den US-Filmstudenten Jacob Mendel hat mich sehr gefreut; und während Markus auf Mendels Video »The Waking Artist« verweist, möchte ich hier ein anderes seiner Videos zeigen: Tom Waits and sheep at night in the museum…

Ich erinnere mich noch lebhaft an meinen ersten Besuch als Kind im Ost-Berliner Naturkundemuseum. Das Prachtstück der dortigen Ausstellung war (neben dem Archeopterix) das vollständige Skelett eines Brachiosaurus brancai. Ich hatte nach diesem Besuch einige schlaflose Nächte, während derer ich meinte, die Saurier lugten aus der Dunkelheit der Nacht durchs Fenster zu mir herein…

Rashomon-Effekt

Donnerstag, den 26. März 2009


Rashomon – Verfilmung nach zwei Erzählungen von Ryunosuke Akutagawa

••• Meine ans Ideologische grenzende Begeisterung für die »monologische Methode« – in zwei unterschiedlichen Ausprägungen exerziert sowohl im »Anderen Blau« als auch in der »Leinwand« – beruht auf dem subjektiven Wirklichkeitsverständnis, das notgedrungen aus ihr resultiert. Was ich bis eben nicht wusste: Es gibt einen Begriff dafür.

The Rashomon effect is the effect of the subjectivity of perception on recollection, by which observers of an event are able to produce substantially different but equally plausible accounts of it. A useful demonstration of this principle in scientific understanding can be found in the article „The Rashomon Effect: When Ethnographers Disagree,“ by Karl G. Heider (American Anthropologist, March 1988, Vol. 90 No. 1, pp. 73-81).

It is named for Akira Kurosawa’s film Rashomon, in which a crime witnessed by four individuals is described in four mutually contradictory ways. The film is based on two short stories by Ryūnosuke Akutagawa, „Rashōmon“ (for the setting) and „Yabu no naka“, otherwise known as „In a Grove“ (for the story line).

Darauf gestoßen bin ich, weil ich den Link zur Roshomon-Verfilmung gesucht habe, den ich irgendwo in den Untiefen des Turmseglers vergraben zu haben meinte. Gefunden habe ich den Link zu dem frei online zugänglichen Film bei der Herzdame und liefere ihn nun hier nach.

Natalie liest (nicht)

Sonntag, den 15. März 2009

Natalie Portman liest (nicht)
Natalie Portman liest (nicht)

••• … ein schönes Bild, wenn dem Bibliophilen auch der Herzschlag stocken dürfte. Ich fühlte mich spontan erinnert an eine Szene aus »Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber«, in der der bibliophile Liebhaber inmitten seiner zerstörten Bibliothek von den Handlangern des Gangsters grausam zu Tode gebracht wird, indem man ihn mit zerknüllten Seiten aus seinen geliebten Büchern stopft wie eine Gans.

Pans Labyrinth

Mittwoch, den 4. März 2009

Szenenfoto aus »Pans Labyrinth«
Der Pan (Doug Jones)

A maze is a place where you get lost. But a labyrinth is essentially a place of transit, an ethical, moral transit to one inevitable centre.

Guillermo del Toro
in einem Interview mit »The Guardian«

••• Einer der beeindruckendsten Filme, die ich in den letzten Jahren mit der Herzdame angesehen haben, war sicher »Pans Labyrinth« von Regisseur Guillermo del Toro. Mir gefiel besonders der Pan und Ofélias Versuch, das Grauen mit Poesie und Imagination zu besiegen.

Der Pan wird nun eine Hauptrolle spielen in einem neuen Roman, für den ich mir selbst mit diesem Beitrag das offizielle Startsignal gebe. Der Arbeitstitel (und damit eine neue Rubrik im Turmsegler): Pans Wiederkehr.

Mein Pan wird allerdings kein Faun sein, wie er es nach dem Filmscript del Toros sein sollte, sondern Pan, der Hirtengott und Herrscher Arkadiens, der Tiere und Menschen, denen er erscheint, in »panischen« Schrecken versetzt.


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