Archiv der Kategorie 'Die Leinwand'

Abflug

Freitag, den 4. Januar 2008

Koscheres McDonalds Restaurant in der Abflughalle des Ben-Gurion-Airport Tel Aviv
Koscheres McDonalds Restaurant in der Abflughalle des Ben-Gurion-Airport Tel Aviv

••• Dieses „Schmankerl“ habe ich mir zum Schluss aufgehoben. Man ist ja so leicht glücklich zu machen… Was darfs denn sein bitte? Ein Double Charcoal McDingsbums Royal Menu!

Die Sicherheitsmassnahmen auf dem Ben-Gurion-Aiport sind enorm. Ich war drei Stunden vor Abflug da und sass – nach Security Checks, Checkin, McDonalds, Minchah, Passkontrolle, Tax Refund und Schnell-Duty-Free – nur noch ganze fünf Minuten am Gate, bevor das Boarding begann. Allerdings sind wir dann doch mit über einer Stunde Verspätung gestartet. Da ich mit TUIfly geflogen bin, begann Deutschland bereits wieder im Flugzeug. Beim nächsten Mal werde ich mit El Al fliegen, um noch ein wenig länger im Übergangszustand zu bleiben zwischen Israel und Deutschland.

Gegen 23:00 war ich zu Hause. Es gab natürlich viel zu schwatzen.

In Transit

Donnerstag, den 3. Januar 2008

Yerushalayim - Rechov Bar-Ilan / Shmuel Ha-Navi
Yerushalayim – Rechov Bar-Ilan / Shmuel Ha-Navi

••• Ich bin ausgecheckt. Der Vormittag verflog mit Besorgungen. Gegen 14:00 wird mich ein Shirut (Sammeltaxi) abholen und nach Tel Aviv zum Flughafen bringen. Die Woche ist viel zu schnell vergangen.

Was habe ich nun beisammen? Da ist eine genaue Vorstellung der zu erzählenden Geschichte(n). Ich werde mich auf den Wilkomirski-Skandal beschränken, wobei ich eine fiktive Geschichte erzählen werde, die den Skandal lediglich als Ausgangspunkt verwendet. Ich habe die Personen, nämlich Amnon Zichroni – den Psychoanalytiker, der dem Autor der falschen Holocaust-Erinnerungen beim Auffinden derselben behilflich war – und jenen Journalisten, der den Skandal damals aufdeckte. Und ich habe die Locations: Tel Aviv, Yerushalayim, Massada, En Gedi und natürlich Mozah, wo der Showdown stattfinden wird. Stadtpläne und notwendige Materialien sind besorgt und eingepackt, die Fotos sortiert und beschriftet, die Strassen abgegangen, durch die ich Zichroni und den Journalisten werde gehen lassen. Und ich habe einen Anfang, ganz wichtig für mich, wenn eine längere Prosa ansteht. Es ist alles beisammen, was an Material nötig ist.


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Mozah

Mittwoch, den 2. Januar 2008

Mikveh Mozah (3)
Rav Landsmann, vor 9 Jahren aus USA eingewandert, Lehrer und Vater von nicht weniger als 14 Kindern, führte mich zu der Mikveh in Mozah.

••• Die passende Mikveh ist gefunden! Sie liegt nur wenige Kilometer ausserhalb von Yerushalayim direkt am Highway 1 in Richtung Tel Aviv. Die unscheinbare Ausfahrt ist leicht zu verfehlen. Ein sehr holpriger Sandweg führt etwa 500 m in ein Wäldchen hinein. Dort schliesslich findet sich die Mikveh von Mozah. Sie ist bereits in der Mishnah erwähnt und diente nachweislich schon zu Tempelzeiten vor mehr als 2000 Jahren als Tauchbad.


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Massadah

Dienstag, den 1. Januar 2008

Massadah (2)
Blick auf Massadah

••• Zichroni taucht nicht auf. Ich meine: Ich habe ihn noch immer nicht gesehen. Er beschränkt sich nach wie vor auf Nachrichten, die mich teilweise auf wundersamen Wegen erreichen. Sein gestriger Brief wurde im Hotel für mich abgegeben, und ich fand ihn, als ich vom arabischen Basar heimkehrte, erleichtert um einige Schekel und um die Erfahrung eines harten Feilschhandels reicher.

Aus diesem Brief nun wird die Vorstellung von ihm ein wenig deutlicher. Ich weiss allerdings noch immer nicht, worauf er hinaus will und was das alles mit den Mikvaot zu tun hat, die ich mir auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin anschauen sollte. Wo immer ich hinkomme, bin ich darauf vorbereitet, neue Nachrichten von ihm vorzufinden, die ein wenig Licht ins Dunkel dieser Geschichte bringen.

Heute nun bin ich in die judäische Wüste gefahren, um eine Mikveh zu besichtigen, die gut 2000 Jahre alt ist. Es handelt sich um das öffentliche Tauchbad neben dem westlichen Palast der Felsenfestung Massadah. Sie liegt auf einem Felsplateau, ca. 450m über dem nahen Toten Meer. Ich kam von Yerushalayim her nach zweistündiger Busfahrt gegen 11:00 dort an. Als Mann des Buches habe ich darauf verzichtet, mir selbst körperlichen Heldenmut zu beweisen und bin nicht zu Fuss aufgestiegen. Das war auch sicher eine gute Idee. Ich traf, als ich mit der Seilbahn oben ankam, einige junge Männer in bester körperlicher Verfassung, die zu Fuss hinaufgekommen waren. Und sie machten nicht den Eindruck, als würden sie sich allzu bald von den Strapazen des Aufstiegs erholen.


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Amnon Zichroni

Montag, den 31. Dezember 2007

Ich glaubte lange Zeit, ich hätte so etwas wie einen sechsten Sinn. Nicht, dass ich tote Menschen sah oder etwas Vergleichbares, das man für übernatürlich hätte halten können. Es war eher das Gegenteil der Fall. Ich glaubte, ein Gespür zu haben für das wirklich Vitale in Menschen, die ich traf und die oft meine Hilfe suchten. Ein Gespür dafür, was sie antrieb oder hinderte, etwas zu tun, dafür, wovon sie zehrten, für jenen Kern in ihnen, den sie selbst in einem offenen Moment vielleicht als ihr Ich bezeichnet hätten.

Was einen Menschen ausmacht, das steht ihm nicht ins Gesicht geschrieben. Es lässt sich nicht dem Klang seiner Stimme ablauschen. Man kann es nicht riechen und schmeckt es nicht einmal aus dem Tropfen Schweiss auf der Schläfe im Augenblick der Angst. Wollte man sich auf Berührungen verlassen, wäre man ganz verloren, denn Tastender und Berührter vermischen sich in der Berührung, und man kann nie sagen, ob man nicht mehr von sich selbst wahrnimmt in einem solchen Moment als von dem Menschen, den man zu erkennen hofft. Auch eine Mischung aus all dem ist es nicht. Nein, das, wovon ich hier spreche, ist mit den uns für gewöhnlich verfügbaren Sinnen nicht zu fassen.


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