Archiv der Kategorie 'Die Leinwand'

Gabe und Strafe (1)

Sonntag, den 10. Februar 2008

Ich weiss es nicht. Ich bin mir wirklich unsicher, ob ich diese, meine Fähigkeit eine Gabe nennen soll. Täte ich es, wer, müsste ich fragen, wäre der Gebende gewesen? Dort, woher ich komme, gibt es auf eine solche Frage nur eine Antwort: Ha-Kadosh baruch-hu, der Heilige, gelobt sei er; oder aber Satan, der ewige Versucher, und es hätte einzig an mir gelegen, den Beweis der tatsächlichen Herkunft dieses Geschenks anzutreten. Denn jeder Gabe, so hätte man mir gesagt, wohne das Potential des Guten wie auch des Bösen inne, und es läge letztendlich immer in der Hand des Beschenkten, das Geschenk zu einem Segen oder einem Fluch zu machen.


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Eine andere Art von Selbstmord

Dienstag, den 5. Februar 2008

••• Ich muss noch einmal auf Matthus‘ „Judith“ zurückkommen. Waren es in dem zuletzt vorgestellten Duett Holofernes/Judith vor allem die Szenenanordnung und die Überlagerung der Soli — also gewissermassen zwei geteilte Dialoge — die mich begeisterten, so hat das Libretto doch an anderen Stellen auch wirklich poetische Wucht. Mindestens drei Passagen würde ich gern zitieren. Doch ich muss mich auf eine beschränken. Und die Wahl fällt auf Judiths Monolog „Was sagst Du zu diesem Traum?“, der dem Holofernes/Judith-Duett unmittelbar vorangeht.

Du hast mich oft gesehen, daß ich plötzlich zu beten anfange. Man hat mich deswegen fromm und gottesfürchtig genannt. Wenn ich das tue, so geschiehts, weil ich mich vor meinen Gedanken nicht mehr zu retten weiß. Mein Gebet ist dann ein Untertauchen in Gott, es ist nur eine andere Art von Selbstmord, ich springe in den Ewigen hinein, wie Verzweifelnde in ein tiefes Wasser.

Nicht, dass ich diese Zeilen je vergessen hätte. Aber ich notiere sie mir als Motiv für „Mayim Rabim“, denn das „Untertauchen in Gott“ scheint mir verwandt mit dem Begriff bitul azmo, was so viel bedeutet wie Selbstverringerung, wenn nicht gar Zerstörung des Ego. Es ist ein wesentliches Motiv der Mussar-Literatur; und ich bin sicher, dass sich in anderen Religionen vergleichbare Ideen finden, nämlich das selbstsüchtige Ego zurückzudrängen mit dem Ziel, ein „reines Gefäss für den göttlichen Willen“ zu werden.

Es kann natürlich unterschiedlichste Gründe dafür geben, sich dieser Übung zu unterziehen…


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Ein Koffer (2)

Sonntag, den 3. Februar 2008

••• Vielleicht ist es ja für den einen oder anderen von Interesse, was geschah, nachdem ich die Tür geöffnet hatte…


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Ein Koffer (1)

Samstag, den 2. Februar 2008

••• Es könnte also, meinen die Turmsegler-Leser, doch gehen… Also machen wir die Probe aufs Exempel und schauen uns den ersten Teil der Geschichte einmal an, die sich letzte Woche hier zugetragen hat und von der ich längst berichtet hätte, wären mir nicht die erwähnten Zweifel gekommen.


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So geht das nicht

Freitag, den 1. Februar 2008

Für gewöhnlich öffnen wir am Schabbes* nicht die Tür, wenn es klingelt. Familie und Freunde, zumal jüdische, würden am Schabbes nicht klingeln. Sie wären angemeldet und würden, um die vereinbarte Zeit herum, auf der gegenüberliegenden Strassenseite warten, wo man sie vom Fenster aus sehen und nach unten gehen könnte, um sie ins Haus zu lassen.

••• Das ist nun sicher kein schlechter Kapitelanfang. Warum wird die Tür für gewöhnlich nicht geöffnet? Und warum – denn das impliziert das „für gewöhnlich“ – wurde sie an einem bestimmten Schabbes doch geöffnet? Und was geschah?

Nur leider geht das so nicht! Denn warum Familie und Freunde an diesem Tag nicht klingeln würden, das versteht der „uneingeweihte“ Leser nicht ohne die gigantische Fussnote. Und schon hat das alles nichts mehr mit Literatur zu tun.

Nun sollen die beiden Protagonisten in „Mayim Rabim“ aber einfach reden, als wären sie unter sich. Sie würden niemals aus dem Erzählen heraus in einen Vortrag wechseln. Wozu auch?

Wie ich dieses Problem lösen soll, ist mir unklar. Und das ist es auch, was mich im Moment an der Fortsetzung des Textes hindert. Was ich erzählen will, spielt in einer Welt, in der man am Schabbes keinen Klingelknopf drückt. Die Figuren wissen das, die Leser nicht. Und es gibt für die Figuren keinerlei Veranlassung, diesen Umstand zu erklären. Ein Abrücken von der „monologischen Methode“, also dem Erzählen aus dem Zentrum der Figur heraus, kommt nicht in frage. Es muss doch aber einen Weg geben, den Leser dennoch mit in diese Welt zu nehmen…

Aber wie? – Knifflige Sache.


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