Archiv der Kategorie 'Die Leinwand'

Psychiatrie

Mittwoch, den 20. August 2008

Die Behandlung durch meinen Professor und die Geschichte seiner Erfahrung mit dem alten Mandschu in Chinatown änderte meine Einstellung zum Medizin-Studium grundlegend. Ich wollte noch immer die Ausbildung beenden und Arzt werden. Ein Schulmediziner allerdings, sagte ich mir, würde nicht aus mir werden.

Nach dem Physikum wählte ich vor allem Vorlesungen, die sich mit Themen aus der Neurologie, Psychologie und Psychiatrie befassten. In einer Disziplin, in der selbst meine Professoren zugaben, dass die Wissenschaft die komplexe Struktur und Funktionsweise ihres Forschungsgegenstands, der Psyche, noch immer nur ungenügend durchschaute, fühlte ich mich wohler als in der – wie es mir vorkam – reinen Biomechanik.


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In Chinatown

Dienstag, den 19. August 2008

Acupuncture Chart (Wikipedia)

Fünfzehn Jahre zuvor hatte Prof. Eichner in einer Zeit großer persönlicher Schwierigkeiten einen Hörsturz erlitten und, als wäre das nicht schlimm genug gewesen, auch noch seinen Kopf kaum mehr bewegen können. Er war damals noch Forschungsarzt am New Yorker Mount Sinai Hospital gewesen, ständig beschäftigt, übernächtigt und gestresst.


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Es tat weh

Freitag, den 15. August 2008

Vipernspur im Sand
Vipernspur im Sand

Eli behielt Recht. Ganz gleich, wie groß meine Angst auch war, es hatte keinen Zweck, sich gegen den Ewigen und den Plan aufzulehnen, den er wohl mit mir haben musste, da er mir die Tür zu den Erinnerungen anderer geöffnet hatte.

Es brauchte lange, bis ich es begriff, und noch länger, bis ich mich damit abfinden konnte. Und es war Eli, der mir dabei half, zunächst, indem er mir den Beweis lieferte, dass von Zufall keine Rede sein konnte, und das, obwohl der Umstand, der diesen Beweis lieferte, uns beinahe die Freundschaft kostete.

Einige Wochen nach unserem Gespräch, in dessen Verlauf Eli so hitzig argumentiert und mir, statt mich zu ermutigen, eine Heidenangst eingejagt hatte, klopfte er spät abends an meine Zimmertür im Internat. Da ahnte ich noch nicht, dass ich kurz darauf Zeuge der einzigen ernsthaften Übertretung Elis werden sollte, von der ich bis heute weiß.


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Shiluach ha-Ken

Mittwoch, den 13. August 2008

Elisha ben Avuya kafar

Was hat er sich nur gedacht? Die Mitzvah ist, die Mutter fortzuschicken und die Küken zu nehmen. Vom Baum zu fallen, gehört nicht dazu.

Eine verbindliche Erklärung für Elishas Abfall vom gesetzestreuen Leben hatten die Schriften nicht zu bieten. Eine Geschichte immerhin versuchte, die Ursache in einem paradoxen Vorfall auszumachen, dessen Zeuge Elisha ben Avuya geworden sein soll.


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Elisha selbst ritt weiter

Dienstag, den 12. August 2008

Hätte damals jemand die Gespräche zwischen mir und Eli belauscht, hätte er Eli sicher für altklug gehalten und mich für allzu unkritisch gegenüber allem, was er zu sagen hatte. Ich sah das natürlich anders. Ich hatte unendlich viele Fragen, die unsere Rabbonim ebenso unbeantwortet ließen, wie mein Vater oder mein Onkel Nathan wohl auch eine Antwort vermieden hätten, weil sich die Fragen wie auch die potentiellen Antworten im äußersten Randbereich des religiös Sanktionierten bewegten.

In meinen Augen war Eli vor allem mutig. Er scheute sich nicht, nach Antworten zu suchen und sie zu geben, ganz gleich, ob er sich mit seinen Ansichten, wären sie publik geworden, verdächtig gemacht hätte. Sein Umgang mit den Quellen, seine unermüdliche Suche und die Schlüsse, die er aus seinen Funden zog, erschienen mir damals schon als Ausdruck wirklicher Weisheit, wie man sie ohnehin nicht erwerben kann, sondern höchstens geschenkt bekommt – nach vielen Lebensjahren oder aber in Gestalt besonders eindrücklicher Erfahrungen. Und die hatte Eli ja zweifellos gemacht. Immerhin hatte er bereits dem Tod ins Auge gesehen.

Aus dem Fundus historischer rabbinischer Persönlichkeiten hatte er sich zwei Vorbilder erkoren: Elasar ben Asarya und Elisha ben Avuya.


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