Archiv der Kategorie 'Die Leinwand'

Rote Raben

Sonntag, den 7. September 2008

Noch einmal wurde ich an Elis Gleichnis vom Kaufmann und dem Bettler erinnert. Nathan Bollag starb, nachdem ich als frisch zugelassener Arzt zu ihm nach Zürich zurückgekehrt war. Er ging, wie man es in unseren Kreisen umschreibt, durch einen Kuss des Ewigen: schnell, schmerzlos und friedlich.

Ich fand ihn im Wohnzimmer. Er saß in seinem Schaukelstuhl, die Füße hochgelegt auf einen Hocker und in eine Decke gewickelt. Aus den Lautsprechern klang Fritz Kreislers »La Gitana«, gespielt von Kreisler selbst, eine Live-Aufnahme, die mein Onkel sehr geliebt und oft gehört hatte. Auf seinem Schoß lagen offen die Gedichte von Poe. Er hatte »The Raven« gelesen: »And his eyes have all the seeming of a demon’s that is dreaming…« Die Augen meines Onkels waren geschlossen, als wäre er über den Versen nur eingenickt. Aber obwohl er noch warm war, spürte ich, als ich ihn berührte, sofort, dass er nicht einfach nur schlief.


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La Gitana

Montag, den 1. September 2008

Fritz Kreisler: La Gitana – au Camp Musical des Laurentides

Und noch einmal, gespielt von Kreisler selbst…

Fritz Kreisler: La Gitana – gespielt von Fritz Kreisler

Heilung

Dienstag, den 26. August 2008

Paracelsus - frontispiece of a book by MS Ferguson 219

Der Hauptgrund für Heilung ist Liebe.

Paracelsus (1493-1541)

Wir blieben

Montag, den 25. August 2008

Sie gingen.
Wir blieben.
Wir waren nicht reif.

© Richard Marx (1943)

••• An einem Regenabend in der vergangenen Woche las mir ein lieber Freund, dem ich eine wesentliche positive Wende in meinem Leben verdanke, aus seiner Gedichtkladde vor. Seit Jahren hatte er mir seine Skizzen und Notizen über seine Jugend im München und Berlin der Nazizeit als Material zur Verfügung stellen wollen, es dann aber nie getan.


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Über Bestimmung

Donnerstag, den 21. August 2008

Cracked Wall - © 2007 by Steffen Michel
Cracked Wall – © 2007 by Steffen Michel

Eli versuchte, mich zu beruhigen. Geduld, sagte er, sei auch eine der Übungen auf dem Weg der Frommen. Denn Ungeduld rühre immer von einem Ego her, das sich wichtiger nimmt als die Aufgabe, die ihm zugedacht ist. Und er erzählte mir, denn das war ja nun sein Beruf, ein Gleichnis aus dem Midrash, das mir helfen sollte, meine Geduld und meinen Platz im Plan des Ewigen wieder zu finden.


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