Für gewöhnlich öffnen wir am Schabbes* nicht die Tür, wenn es klingelt. Familie und Freunde, zumal jüdische, würden am Schabbes nicht klingeln. Sie wären angemeldet und würden, um die vereinbarte Zeit herum, auf der gegenüberliegenden Strassenseite warten, wo man sie vom Fenster aus sehen und nach unten gehen könnte, um sie ins Haus zu lassen.
••• Das ist nun sicher kein schlechter Kapitelanfang. Warum wird die Tür für gewöhnlich nicht geöffnet? Und warum – denn das impliziert das „für gewöhnlich“ – wurde sie an einem bestimmten Schabbes doch geöffnet? Und was geschah?
Nur leider geht das so nicht! Denn warum Familie und Freunde an diesem Tag nicht klingeln würden, das versteht der „uneingeweihte“ Leser nicht ohne die gigantische Fussnote. Und schon hat das alles nichts mehr mit Literatur zu tun.
Nun sollen die beiden Protagonisten in „Mayim Rabim“ aber einfach reden, als wären sie unter sich. Sie würden niemals aus dem Erzählen heraus in einen Vortrag wechseln. Wozu auch?
Wie ich dieses Problem lösen soll, ist mir unklar. Und das ist es auch, was mich im Moment an der Fortsetzung des Textes hindert. Was ich erzählen will, spielt in einer Welt, in der man am Schabbes keinen Klingelknopf drückt. Die Figuren wissen das, die Leser nicht. Und es gibt für die Figuren keinerlei Veranlassung, diesen Umstand zu erklären. Ein Abrücken von der „monologischen Methode“, also dem Erzählen aus dem Zentrum der Figur heraus, kommt nicht in frage. Es muss doch aber einen Weg geben, den Leser dennoch mit in diese Welt zu nehmen…
Aber wie? – Knifflige Sache.
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