Archiv der Kategorie 'Die Leinwand'

Lektorat (I)

Montag, den 22. September 2008

••• Der Wunsch wurde geäußert, ein wenig von den Erfahrungen der Lektoratsarbeit preiszugeben. Den Wunsch erfülle ich gern und bringe zwei, vielleicht drei Beispiele, die illustrieren, was mir entgangen ist, nicht aber dem strengen Blick der Lektorin.

Das erste Beispiel ist typisch.


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Alchemie

Dienstag, den 16. September 2008

Zeichnung einer Geige von Nicolo Amati um 1660
Zeichnung einer Geige von Nicolo Amati um 1660

Den Kaffee tranken wir in Minskys Werkstatt. Er hatte sie in einem einstöckigen Nebengebäude eingerichtet, in dem es drei Zimmer gab. Im ersten, seinem Büro, waren die Wände bedeckt mit technischen Zeichnungen verschiedenster Teile von Violinen. An der Stirnwand des Zimmers, direkt über dem Schreibtisch, hing eine stark vergrößerte Zeichnung einer Amati von 1660, daneben die technische Zeichnung eines Corpus-Modells, das Minsky entworfen hatte.


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Hypnose und Geigen

Montag, den 15. September 2008

Blick in die Werkstatt eines Geigenbauers
Blick in die Werkstatt eines Geigenbauers

••• Was mir beim Schreiben der »Leinwand« wirklich Spaß macht, sind die Recherchen. Es mag lächerlich klingen, weil ich ja eine Reihe Jahre lang Journalist war, aber dennoch: Früher hätte ich mich das nie getraut. Einfach irgendwo anzurufen und zu sagen: »Ich bin Benjamin Stein und schreibe gerade an einem Roman, in dem ein Geigenbauer vorkommt und dessen Werkstatt beschrieben werden muss. Dabei gibt es das kleine Problem, dass ich nicht die geringste Ahnung von Geigenbau habe. Wäre es möglich, dass ich Sie einmal besuche und ein paar Fragen stelle?«


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Chometz-Verkauf

Freitag, den 12. September 2008

Dachboden der Oberlausitzer Webschule
Dachboden der Oberlausitzer Webschule (der dem von Nathan Bollags Haus aber sehr ähnelt)

••• Eine Passage, die ich gleich wieder streichen wollte, obwohl sie mir gefällt. Ich bin im vorletzten Kapitel. Auf dem Dachboden wird Zichroni etwas finden… Aber darf man so kurz vor einem Finale so abschweifen? Keine Ahnung.


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Agentur

Freitag, den 12. September 2008

••• Herr Stein hat nunmehr einen Agentenin. Während ich für das »Blau« keine Agentur so weit begeistern konnte, dass sie die Vertretung übernommen hätte, konnte ich nun, da es um »Die Leinwand« geht, sogar wählen. Dieses Echo hat mich überrascht. Und es kam genau im richtigen Moment.

Mit dem Zichroni-Strang der »Leinwand« stehe ich kurz vorm Finale. Es fehlen nur noch zwei Kapitel, die ich schon plastisch vor Augen habe, also gewissermaßen nur noch »abschreiben« muss. Auch, was Jan Wechsler angeht, hat sich der Plan für die zweite Hälfte seines Stranges in den letzten zwei Wochen so verdichtet, dass ich mir schon Sorgen mache, alles in den zugestandenen 100 Seiten unterbringen zu können.


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Psychoanalyse

Mittwoch, den 10. September 2008

Freuds Analyse-Sofa
Freuds Analyse-Sofa

Schon während meines Studiums hatte ich begonnen, mich mit verschiedenen Varianten der Psychoanalyse zu beschäftigen. Bei den meisten Patienten, mit denen ich in der Klinik in Portland zu tun gehabt hatte, waren die Ursachen ihrer Störungen – ich nannte sie lieber Schwierigkeiten – in der Vergangenheit auszumachen, in ihren Erinnerungen, die sie mitunter unwissentlich mit mir geteilt hatten. Dass also eine Therapieform sich ganz darauf stützen sollte, in die Erinnerung zu tauchen und den Patienten an die Orte und durch die Geschehnisse seiner Vergangenheit zu führen, war einleuchtend.

Die Methoden überzeugten mich. Freuds Deutungen allerdings konnte ich nicht so viel abgewinnen. Seine Fokussierung auf das Sexuelle erschien mir obsessiv. Viel näher waren mir die Ansichten Jungs. Vor allem aber faszinierte mich die Technik des von Träumen ausgehenden freien Assoziierens, die ich als meditativ und gleichzeitig kreativ empfand.


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Rote Raben

Sonntag, den 7. September 2008

Noch einmal wurde ich an Elis Gleichnis vom Kaufmann und dem Bettler erinnert. Nathan Bollag starb, nachdem ich als frisch zugelassener Arzt zu ihm nach Zürich zurückgekehrt war. Er ging, wie man es in unseren Kreisen umschreibt, durch einen Kuss des Ewigen: schnell, schmerzlos und friedlich.

Ich fand ihn im Wohnzimmer. Er saß in seinem Schaukelstuhl, die Füße hochgelegt auf einen Hocker und in eine Decke gewickelt. Aus den Lautsprechern klang Fritz Kreislers »La Gitana«, gespielt von Kreisler selbst, eine Live-Aufnahme, die mein Onkel sehr geliebt und oft gehört hatte. Auf seinem Schoß lagen offen die Gedichte von Poe. Er hatte »The Raven« gelesen: »And his eyes have all the seeming of a demon’s that is dreaming…« Die Augen meines Onkels waren geschlossen, als wäre er über den Versen nur eingenickt. Aber obwohl er noch warm war, spürte ich, als ich ihn berührte, sofort, dass er nicht einfach nur schlief.


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