Noch einmal wurde ich an Elis Gleichnis vom Kaufmann und dem Bettler erinnert. Nathan Bollag starb, nachdem ich als frisch zugelassener Arzt zu ihm nach Zürich zurückgekehrt war. Er ging, wie man es in unseren Kreisen umschreibt, durch einen Kuss des Ewigen: schnell, schmerzlos und friedlich.
Ich fand ihn im Wohnzimmer. Er saß in seinem Schaukelstuhl, die Füße hochgelegt auf einen Hocker und in eine Decke gewickelt. Aus den Lautsprechern klang Fritz Kreislers »La Gitana«, gespielt von Kreisler selbst, eine Live-Aufnahme, die mein Onkel sehr geliebt und oft gehört hatte. Auf seinem Schoß lagen offen die Gedichte von Poe. Er hatte »The Raven« gelesen: »And his eyes have all the seeming of a demon’s that is dreaming…« Die Augen meines Onkels waren geschlossen, als wäre er über den Versen nur eingenickt. Aber obwohl er noch warm war, spürte ich, als ich ihn berührte, sofort, dass er nicht einfach nur schlief.
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