Archiv der Kategorie 'Die Leinwand'

Glossar

Mittwoch, den 15. Juli 2009

••• Natürlich kam gestern auch wieder das Thema »Glossar« auf den Tisch. Mir gefällt diese Vorstellung nicht, wobei mir bewusst ist, dass meine Ablehnung neurotische Züge hat und vor allem auf einer Bemerkung in einem US-amerikanischen Essay beruht, der sich u. a. mit dem »Alphabet des Juda Liva« beschäftigte.

Gerade für »Die Leinwand« wollte ich kein Glossar, weil wir es hier – der speziellen Machart des Buches wegen – gleich zweimal bringen müssten, nämlich jeweils am Ende der Erzählstränge.

Martin Hielscher hat die Wörter im Manuskript unterstrichen, die er für Glossar-Kandidaten hält. Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass man dieses Wissen beim Leser nicht voraussetzen kann und dass sich die Bedeutung auch nicht in jedem Fall aus dem Kontext erschließt.

Also habe ich mal mit der Zusammenstellung begonnen. Mich würde nun die Meinung der Turmsegler interessieren: Glossar in einem Roman? Ja oder nein? Und: Wäre ein Glossar in der folgenden Ausführlichkeit angemessen, zu knapp oder zu ausführlich? Ich bin gespannt.

Aggada
(hebr.) Erzählung, hier: erzählerische Passagen im → Talmud

Arisal
(Abk.) »Der Göttliche Rav Yizchak Gesegneten Andenkens«, für Rav Yizchak Luria (1534-1572), Verfasser wesentlicher Texte der jüdischen Mystik

Ashkenazim
(hebr.) Deutsche, für Juden aus dem deutschen Traditionsraum


Den ganzen Beitrag lesen »

Erste Lektoratssitzung

Dienstag, den 14. Juli 2009

••• Heute war ich zum ersten Mal beim neuen Verlag, bei Beck in der Münchner Wilhelmstraße. Nach dem Kennenlerngespräch mit Herrn Beck, Frau Warter und meinem Lektor Martin Hielscher stand nun heute die erste Lektoratssitzung an. Wenn man es so nennen kann, denn zu meiner großen Erleichterung handelt es sich mehr um ein Korrektorat. Durch die ersten 100 Seiten Zichroni waren wir im Nu durch. Meine Konjunktiv-Lektion habe ich offenbar gelernt. Und die Stellen, wo Martin Hielscher ein anderes Wort vorschlägt, eine Umstellung oder auf eine Wortwiederholung im Satz aufmerksam macht, kann man – noch – an den Fingern des Autors abzählen.

Die bewegenden Neuigkeiten, das sind eher die Aktivitäten, die nun in diesem großen Haus entfaltet werden, um dem Buch einen bestmöglichen Start zu ermöglichen. Leseexemplare meiner Paperback-Ausgabe für die Agentur kursieren im Haus, bei Presse, Marketing, Herstellung, Cover-Designer und Justitiar. Ich habe das Gefühl, dass sie alle voll hinter dem Titel stehen. Das Produktionstechnische soll bereits im September abgeschlossen sein. Auf der Vertreterkonferenz im Oktober soll ich mich persönlich zeigen, lesen und ein wenig über die Hintergründe und die Recherchen erzählen sowie über die besondere Machart des Buches. Denn diese Entscheidung ist nun getroffen: Die Leinwand wird – wie ich es konzipiert habe – als »Buch zum Wenden« gedruckt mit zwei unabhängig gestalteten Covern. Das war meine größte Freude heute. Sogar meine Layout-Vorstellungen werden berücksichtigt werden.


Den ganzen Beitrag lesen »

Am Start

Mittwoch, den 24. Juni 2009

••• Heute nun das erste Treffen mit Wolfgang Beck (Verleger), Martin Hielscher (Lektor) und Tanja Warter (Presse Literatur) von C. H. Beck. Kaum vorsichtiges Abtasten; wir sind gleich mitten im Gespräch. »Die Leinwand« wird Spitzentitel im literarischen Frühjahrsprogramm und soll als erster Titel bereits Ende Januar erscheinen. In wenigen Tagen macht sich der Lektor ans Werk. Es wird, kündigt er an, nur um Feinheiten gehen.

Wir reden ausführlich über die »Präsentation« des Textes. Es gibt einige Ängste, ob die Gestaltung als Wendebuch funktionieren und angenommen werden wird. Ich vertrete das natürlich vehement und erzähle ein wenig mehr über die Komposition, die jeweils unterschiedlichen Spannungsbögen je nach Lektüre-Variante. Es stellt sich heraus, dass ich weiter gedacht habe als sie und so Vorschläge machen kann, um Bedenken gezielt zu zerstreuen. So fürchtete Beck beispielsweise, der Buchhandelskunde könnte das Exemplar für einen Fehldruck halten, wenn er zwei Titelseiten bemerkt. Ich schlage vor, beide Cover unterschiedlich zu gestalten, beispielsweise typographisch identisch, aber mit unterschiedlichen Illustrationen. So wird gleich klar, dass es sich tatsächlich um zwei »Vorderseiten« handelt. Der obligatorische Barcode ließe sich in die Illustration integrieren und so auf beiden Seiten anbringen. Ist das Buch verschweißt, kann der Barcode als Aufkleber appliziert werden und stört so den Ersteindruck in der Buchhandlung, wo die Folie ja entfernt ist, gar nicht. Dass einige meiner Erstleser sich unaufgefordert für eine der kapitelweise verschränkten Lesevarianten entschieden haben, überrascht die anderen, ist aber ein Argument mehr. Dass die Produktion selbst unproblematisch sein wird, kann ich leicht belegen. Immerhin haben sie das Leseexemplar aus meiner Editions-Produktion gelesen, das genau so gemacht ist. An die Adresse der Buchhandelsvertreter und Buchhändler sage ich: Hey, das ist ein Buch, das Euren Berufsstand sichert, denn es kann nur als gedrucktes Buch genau so funktionieren, wie es konzipiert ist. Ich soll noch einmal direkt mit Grafiker, Hersteller und Vertrieb sprechen. Beck wendet noch ein: So ein Buch hat es aber noch nie gegeben. Eben, sage ich: Das ist doch der beste Grund, es genau so zu machen. (Übrigens stimmt das nicht, wie mir berichtet wurde. Beweisstücke habe ich aber noch nicht gesehen.)

Ich bin also frohen Mutes, die Irritationen noch zerstreuen zu können und »Die Leinwand« am Ende genau so gedruckt zu finden, wie ich es mir vorgestellt habe. Am Ende nämlich reden wir sogar über Motive für die beiden Coverseiten…


Den ganzen Beitrag lesen »

Lokaltermine

Montag, den 18. Mai 2009

The Writer - © by Giancarlo Neri
The Writer – © by Giancarlo Neri

••• Gestern war ich in Lindau, gewissermaßen auf den Spuren der »Leinwand«. Ich wurde erwartet – nicht, wie ich befürchtet hatte, von einer meiner literarischen Figuren, sondern von jemandem mit rotem statt Tintenblut (™ gehört da heutzutage wohl hin, sic!). Ich habe die Location um den Bahnhof ausgiebig besichtigt und das Bahnhofscafé, in dem sich in der »Leinwand« das Treffen zwischen Wechsler und seinem Verleger v. Dennen abspielt. Nach der Besichtigung dachte ich kurz darüber nach, dieses Gespräch doch ins Café »Vis-à-vis« zu verlegen…

Das mehrstündige Gespräch, das sich anschloss, hatte es in sich: Es ging um Medien, Journalismus, Identität und die politischen Dimensionen des Themas, das in der »Leinwand« verhandelt wird. Ich fühlte mich plötzlich wie der Autor oben im Bild…

»Die Leinwand« erscheint …

Donnerstag, den 14. Mai 2009

••• Nun sind die Verträge da und unterschrieben. »Die Leinwand« wird im Frühjahrsprogramm 2010 bei C. H. Beck erscheinen. Mein Lektor wird Martin Hielscher sein. Ich habe Hielscher und Beck noch nicht gesprochen, da alle Verhandlungen von der Agentur geführt worden sind. Ich bin nun sehr gespannt, worüber noch zu reden und woran noch wieviel zu arbeiten sein wird.

Land in Sicht

Mittwoch, den 1. April 2009

••• Wie die Agentin mir mitteilt, ist Land in Sicht für die »Leinwand« und damit für mich. In die Suche nach einer neuen Verlagsheimat ist Bewegung gekommen. Genaues kann ich noch nicht schreiben, da noch allerhand zu klären ist. Nur soviel: Der Verhandlungspartner stand und steht ganz oben auf meiner Wunschliste.

Der Weg bis zum Erscheinen dürfte noch weit sein. Doch immerhin kann ich nun dem finsteren Troll, der seit Wochen um mich herumschleicht und flüstert »Bleib doch im Bett, ist eh alles wurscht« die Zunge rausstrecken. Bäääh!

So, und nun frisch an die Arbeit. »Pans Wiederkehr« nimmt langsam Gestalt auf der inneren Leinwand an; und es ist ein Berg von Material zu sichten.

The Best Cigarette

Freitag, den 13. März 2009

Billy Collins: The Best Cigarette

There are many that I miss
having sent my last one out a car window
sparking along the road one night, years ago.

The heralded one, of course:
after sex, the two glowing tips
now the lights of a single ship;
at the end of a long dinner
with more wine to come
and a smoke ring coasting into the chandelier;
or on a white beach,
holding one with fingers still wet from a swim.

How bittersweet these punctuations
of flame and gesture;
but the best were on those mornings
when I would have a little something going
in the typewriter,
the sun bright in the windows,
maybe some Berlioz on in the background.
I would go into the kitchen for coffee
and on the way back to the page,
curled in its roller,
I would light one up and feel
its dry rush mix with the dark taste of coffee.

Then I would be my own locomotive,
trailing behind me as I returned to work
little puffs of smoke,
indicators of progress,
signs of industry and thought,
the signal that told the nineteenth century
it was moving forward.
That was the best cigarette,
when I would steam into the study
full of vaporous hope
and stand there,
the big headlamp of my face
pointed down at all the words in parallel lines.

© Billy Collins


Den ganzen Beitrag lesen »