Archiv der Kategorie 'Diamond District'

Über Zeugen (I)

Donnerstag, den 21. Oktober 2010

••• Das erste Kapitel der Sektion »Edut« des »Mishne Torah« befasst sich mit der Verpflichtung zur Zeugenaussage und den Arten von Fragen, die das Gericht zwingend stellen muss.

1 – Verpflichtung

Man ist verpflichtet, vor Gericht auszusagen in allen Dingen, zu denen man ein Zeugnis abzugeben hat und zwar unabhängig davon, ob die eigene Aussage einen Nächsten belastet oder entlastet. In finanziellen Streitfällen gilt die Verpflichtung nur, wenn man vorgeladen wird, in Kapitalverfahren (wenn es um Körperstrafen bis hin zur Todesstrafe geht) besteht die Verpflichtung, sich selbst als Zeuge zu melden. S. 3. Moses 5:1: »Und wenn jemand sündigt, dass er die Stimme der Verfluchung hört, und er war Zeuge, sei es, dass er es gesehen oder gekannt hat, – wenn er es nicht meldet, dann soll er seine Schuld tragen.«

2 – Ausnahmen (1)

Ist der Zeuge ein großer Torah-Gelehrter und das Gericht nicht von gleich großer Weisheit, kann er vom Zeugnis zurücktreten, denn es wäre unter seiner Würde, vor einem solchen Gericht zu erscheinen [das womöglich aus mangelnder Weisheit eine falsche Entscheidung trifft]. Die Verpflichtung, die Torah zu ehren, hat Vorrang vor der Pflicht, Zeugnis abzulegen. Dies trifft jedoch nur zu in finanziellen Streitfragen. In Kapitalverfahren muss dieser Zeuge aussagen. S. Sprüche 21:30: »Es gibt keine Weisheit und keine Einsicht und keinen Rat gegenüber Hashem.« D. h. die Würde des einzelnen muss zurückstehen, wenn die Gefahr der Entweihung des göttlichen Namens besteht [etwa durch ein ungerechtfertigtes Todesurteil oder einen ungerechtfertigten Freispruch bei einem Kapitalverbrechen].


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Über Zeugen (Einleitung)

Sonntag, den 17. Oktober 2010

Rambam, Mishne Torah, Shoftim, Über Zeugen
Rambam: Mishne Torah, Shoftim, Über Zeugen

••• In »Diamond District« spielt die Frage verlässlicher Zeugenschaft eine gewisse Rolle. Immerhin geht es um zwei Kriminalfälle, einer davon ein Mord, und die Erzähler der einzelnen Teile des Romans dürfen durchaus als Zeugen gelten. So jedenfalls verstehen sie ihre Rolle. Es stellt sich aber die Frage, ob sie als Zeugen auch verlässlich sind, ob man ihren Aussagen also Glauben schenken darf.

Da sich die Fälle im orthodoxen Umfeld in Antwerpen abspielen, will ich nicht das bürgerliche Gesetzbuch oder die Strafprozessordnung zu Rate ziehen. Stattdessen soll ein anderes Buch der »Rechtsliteratur« befragt werden, »Mishne Torah« (»Wiederholung der Torah«) des Rambam (Rabbi Moshe ben Maimon). »Mishne Torah« besteht aus 14 Büchern, unterteilt in Sektionen, Kapitel und Paragraphen. Im Buch »Shoftim« (Richter) wird man fündig, wenn man mehr zum Thema Zeugenschaft erfahren will. Die Sektion »Edut« (Zeugnis) enthält 22 Kapitel, genau wie die Anzahl der Buchstaben im hebräischen Alphabet. Als ich das feststellte, drängte sich mir die Frage auf, ob der Rambam damit womöglich ausdrücken wollte, dass die Welt ebenso wie auf den 22 Buchstaben auf dem wahrhaftigen Zeugnis im Streitfall steht. Das allerdings bleibt Spekulation, wenn auch eine tiefsinnige.


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Föhrenwald

Sonntag, den 30. Mai 2010

Wolfratshausen Waldram (ehemaliges DP Camp Föhrenwald)
Blick von der (neuen) Fußgängerbrücke entlang des Kanals in Richtung der Brücke, die noch heute zur einzigen Einfahrt zum Ortsteil führt

••• Vor zwei Wochen habe ich mit einem Freund einen Rechercheausflug unternommen, den wir schon im letzten Herbst geplant hatten. Wir waren dann vom frühen Schnee überrascht worden und mussten den Ausflug verschieben.

Besagter Freund hat an diesem idyllisch anmutenden Ort als Kind gelebt. Der malerische Eindruck jedoch täuscht. Der Kanal markierte eine Grenze. Der Ort war mit hohen Zäunen umgeben. Lediglich eine Zufahrtstraße führte über die damals einzige Kanalbrücke hinein in den Wolfratshausener Ortsteil Waldram, der früher Föhrenwald hieß, während des »Dritten Reiches« ein Zwangsarbeitslager und nach 1945 ein sogenanntes »DP Camp« war, ein Lager, in dem »Displaced Persons« auf ihre Ausreise aus Deutschland warteten, zu der es in vielen Fällen nie kam.

Wolfratshausen Waldram (ehemaliges DP Camp Föhrenwald)
Blick aus dem Ort auf die einzige Einfahrt zum ehemaligen DP Camp. Außen zu erkennen das Andreaskreuz. Dort verlaufen die Schienen, über die damals die Transporte das Arbeitslager und spätere DP Camp erreichten.


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Meine »Nützlichkeit«

Dienstag, den 25. Mai 2010

••• Meine »Nützlichkeit« beschränkt sich heute auf die Leistung einer Unterschrift – und zwar unter den Vertrag mit C.H.Beck über »Diamond District«. Bis 30. Oktober 2011 habe ich Zeit. Pah, da kann ich ja sorglos noch ein paar Monate nutzlos sein…

Im Nebel

Freitag, den 21. Mai 2010

The Mist
The Mist • ©2008-2010 SerdarAKIN@deviantart.com

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
kein Baum sieht den andern,
jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
als noch mein Leben licht war;
nun, da der Nebel fällt,
ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
der nicht das Dunkel kennt,
das unentrinnbar und leise
von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
jeder ist allein!

Hermann Hesse (1877-1962)

••• Es wird einfach nicht Sommer. Heute sitze ich hier im 35. Stock des o2-Hochhauses wie in einer Wolke. Draußen dichter Nebel. Und da kommt mir dieses Gedicht von Hesse in den Sinn, unvermeidbarer Begleiter durch Spätpubertätsdepressionen.


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