Archiv der Kategorie 'Das Alphabet des Rabbi Löw'

Das Alphabet kehrt heim

Donnerstag, den 23. April 2009

Benjamin Stein: Das Alphabet des Juda Liva, Ammann 1995
Benjamin Stein: Das Alphabet des Juda Liva, Ammann 1995

••• Zehn Monate hat es gedauert. Heute nun endlich konnte die Sache geklärt werden: Die Haupt- und Nebenrechte am »Alphabet des Juda Liva«, meinem Debüt-Roman von 1995, bei Ammann als Hardcover und später bei dtv als Taschenbuch erschienen, liegen wieder bei mir. So hatte ich es mir gewünscht – mein Rechtepaket en bloc wieder selbst im Köcher zu haben. Es hängt nun ganz davon ab, wie die »Leinwand«, wenn sie im Frühjahr 2010 erscheint, aufgenommen und verkauft werden wird. Natürlich hoffe ich, dass sich später beim neuen Verlag Neuauflagen oder Taschenbuchausgaben der bisherigen Titel realisieren lassen. Aber darüber zu reden, ist es noch lange nicht an der Zeit.

Den Namen meines neuen Verlages kann ich noch immer nicht nennen, aber der Vertrag ist »in Sack und Tüten«, und ich bin mit den angebotenen Bedingungen außerordentlich zufrieden.

Erstaunlicher Zufallsfund

Montag, den 23. Juni 2008

••• Google digitalisiert unermüdlich die Inhalte von Büchern. Und so kommt es, dass man (wie hier die Herzdame) per Zufall auf eine Veröffentlichung stoßen kann, die das eigene Werk zum Inhalt hat und darüber einiges Erstaunliche behauptet. In diesem Fall handelt es sich um die Anthologie »Contemporary Jewish Writing in Germany: An Anthology« (Leslie Morris, Karen Remmler, erschienen 2002).

Was Literaturwissenschaftler nicht alles zu wissen meinen…

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Das Buch der Nächte

Freitag, den 29. Juni 2007

Zu jener Zeit streunten die Wölfe noch in eisigen Winternächten durchs Land und kamen auf Nahrungssuche bis in die Dörfer, wo sie Geflügel, Ziegen und Schafe ebenso rissen wie Esel, Kühe und Schweine. In Ermangelung von Besserem schlangen sie manchmal sogar Hunde und Katzen hinunter, doch sobald die Gelegenheit sich bot, labten sie sich begierig an Menschenfleisch. Sie schienen übrigens eine ganz besondere Vorliebe für Kinder und Frauen zu haben, deren zarteres Fleisch ihrem Hunger zu gefallen wusste. Und ihr Hunger war wirklich ungeheuerlich, er wetteiferte mit der Kälte, dem Elend oder dem Krieg, dessen letzter Widerhall und dreistester Ausdruck er zu dieser Zeit zu sein schien.

Sylvie Germain, aus: „Das Buch der Nächte“

Sylvie Germain••• Im Urlaub habe ich einen der besten Romane gelesen, der mir je untergekommen ist: „Das Buch der Nächte“ der Französin Sylvie Germain. Auf 300 Seiten erzählt Sylvie Germain die europäische Version von „Hundert Jahre Einsamkeit“. Es ist die Geschichte von 100 barbarischen Jahren (1850-1950), die Geschichte dreier grosser Kriege, die Geschichte von fünf Generationen der Familie Peniél, denen je ein Kapitel dieses Romans gewidmet ist. Germain nennt die Kapitel Nächte (Wasser, Erde, Rosen, Blut, Asche). Und diese Nächte sind Sinnbild der Einsamkeit und Isolation der Peniéls in einer fremden, feindseligen Welt, ausgesetzt in einem ganz unausweichlich sich entfaltenden Plot grausamer Zerstörung.


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Azrael

Mittwoch, den 30. Mai 2007

Michail Alexandrowitsch Wrubel: Sechsflügeliger Seraph

Michail Alexandrowitsch Wrubel: Sechsflügeliger Seraph

••• Gekauft habe ich Katajews „Gras der Vergessens“ ursprünglich aus nur einem Grund: Der Klappentext versprach, dies sei der Roman eines ungeschriebenen Romans über den Todesengel Azrael. Ich schrieb damals an meinem ersten Romanmanuskript „Der Libellenflügel“. Und Azrael war die selten sichtbare, doch immer anwesende Hauptfigur dieses Textes. Ich kaufte und las alles, was mir zu Azrael unter die Finger kam.


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Was ich erzähle, geschieht

Sonntag, den 13. Mai 2007

Eine Erwiderung auf Markus A. Hediger: „Spiegel und Maske“

••• Von der „Sprache Gottes“ war die Rede im Gastbeitrag „Spiegel und Maske“ von Markus A. Hediger. Und all jene, die meinen Roman „Das Alphabet des Juda Liva“ gelesen haben, wird es nicht verwundern, dass ich auf die Spekulationen in diesem Beitrag antworten muss. Der Roman verdankt seinen Titel einem fiktiven Kommentar des Rabbi Löw von Prag zu einem der wichtigsten Texte der jüdischen Mystik, dem Sefer Yetzirah (Buch der Schöpfung). Dieser Text beschreibt die 22 Buchstaben (Sefarim) des hebräischen Alphabets zuzüglich der 10 Sefirot (evtl. übersetzbar mit Sphären und vom gleichen Wortstamm SFR wie Buchstabe) als die Werkzeuge G’ttes bei der Schaffung der uns bekannten Welt.

Ungezählte Kommentare existieren zu diesem Buch. Und der fiktive Kommentar, dem der Roman seinen Namen verdankt, kommt zu dem kühnen Schluss, dass mittels der selben Buchstaben die Welt auch veränderbar, die Schöpfung in ihrer Existenz beeinflussbar sei. Der Erzähler des Prologs spricht ganz in diesem Sinne auch deutlich aus, welche Macht er dem Buchstaben und den daraus gewebten Erzählungen zumisst: „Was ich erzähle geschieht, nicht umgekehrt.“ Und damit spricht er mir als Autor aus dem Herzen.

Das Hebräische wird ohne Vokale geschrieben. Bei vielen Worten gibt es daher einen Deutungsspielraum, welches Wort der Autor tatsächlich zu schreiben wünschte. Es verwundert nicht, dass ein mystischer Text voll ist von solchen für die Interpretation offenen Schreibweisen. Eine dieser Stellen möchte ich in Annäherung an die Frage nach der „Sprache Gottes“ näher beleuchten, weil sie mein Verständnis von „Realität“ und Literatur, die „Realitäten“ beschreibt, ganz massgeblich bestimmt.


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