Juda Liva lexikalisch
Freitag, den 15. Oktober 2010••• Mein Debüt-Roman »Das Alphabet des Juda Liva« ist nun auch lexikalisch erschlossen. Freut mich.
••• Mein Debüt-Roman »Das Alphabet des Juda Liva« ist nun auch lexikalisch erschlossen. Freut mich.
••• In den letzten Tagen haben mich viele Freunde und Bekannte – jüdische wie nichtjüdische – auf meinen Artikel vom 3. Juni angesprochen (»Der Autor als Seelenstripper«), und das Feedback ist durch die Bank verständnisvoll und unterstützend, was mich angenehm überrascht und mich vermuten lässt, dass ich in dieser Sache womöglich in neurotischer Übervorsicht agiert habe.
Am Sonntag hatte ich ein mehrstündiges Gespräch mit einer Journalistin, die trotz meines Artikels noch für eine Rundfunksendung »nachfragen« wollte. Nach dem Gespräch hatte aber auch sie verstanden, dass sich eine solche Diskussion für einen 4-Minuten-Beitrag im Radio nicht eignet und dass die Verhandlung des Themas am Beispiel der Autorenvita zumindest fragwürdig ist.
In diesem Gespräch kamen wir noch einmal auf die Frage der deutsch-jüdischen Geschichte zu sprechen, die »Chose«, wie Anna-Patricia Kahn sie nennt, und darauf, warum ich mich offenbar so deutlich in der Verwandtschaft jener Familiengeschichten sehe, die von Verfolgung und Exil aber auch Mord geprägt sind. Dafür gibt es zumindest zwei Gründe, und wenn wir nun schon einmal dabei sind, die Details der Autorenvita näher zu beleuchten, will ich ich sie ergänzend zum o. g. Beitrag hier auch nennen.
••• Ich befinde mich noch im emotionalen Ausnahmezustand. Gestern Nacht um 01:00 kam ich mit der Herzdame von der Buchmesse in Leipzig zurück. Es waren aufregende, inspirierende Tage. Mehrere enthusiastische Leser des »Alphabets« haben mich am Beck-Stand, am ZEIT-Stand und auf den Veranstaltungen angesprochen. Dass man sich nach so langer Zeit noch so emotional an mein Debüt erinnert, hat mich überrascht und gleichzeitig gefreut, ja beflügelt.
Ich muss die Eindrücke erst einmal ordnen. Aber über den »Empfang per Rezension«, den ich am 18. März erleben durfte, will ich doch schon berichten. Denn die zur Buchmesse erschienenen Besprechungen setzen sich tiefgründig mit der »Leinwand« auseinander, und das ist – keine Koketterie! – wichtiger als ein positives Urteil des Rezensenten.
••• Natürlich kam gestern auch wieder das Thema »Glossar« auf den Tisch. Mir gefällt diese Vorstellung nicht, wobei mir bewusst ist, dass meine Ablehnung neurotische Züge hat und vor allem auf einer Bemerkung in einem US-amerikanischen Essay beruht, der sich u. a. mit dem »Alphabet des Juda Liva« beschäftigte.
Gerade für »Die Leinwand« wollte ich kein Glossar, weil wir es hier – der speziellen Machart des Buches wegen – gleich zweimal bringen müssten, nämlich jeweils am Ende der Erzählstränge.
Martin Hielscher hat die Wörter im Manuskript unterstrichen, die er für Glossar-Kandidaten hält. Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass man dieses Wissen beim Leser nicht voraussetzen kann und dass sich die Bedeutung auch nicht in jedem Fall aus dem Kontext erschließt.
Also habe ich mal mit der Zusammenstellung begonnen. Mich würde nun die Meinung der Turmsegler interessieren: Glossar in einem Roman? Ja oder nein? Und: Wäre ein Glossar in der folgenden Ausführlichkeit angemessen, zu knapp oder zu ausführlich? Ich bin gespannt.
Aggada
(hebr.) Erzählung, hier: erzählerische Passagen im → Talmud
Arisal
(Abk.) »Der Göttliche Rav Yizchak Gesegneten Andenkens«, für Rav Yizchak Luria (1534-1572), Verfasser wesentlicher Texte der jüdischen Mystik
Ashkenazim
(hebr.) Deutsche, für Juden aus dem deutschen Traditionsraum
Benjamin Stein: Das Alphabet des Juda Liva, Ammann 1995
••• Zehn Monate hat es gedauert. Heute nun endlich konnte die Sache geklärt werden: Die Haupt- und Nebenrechte am »Alphabet des Juda Liva«, meinem Debüt-Roman von 1995, bei Ammann als Hardcover und später bei dtv als Taschenbuch erschienen, liegen wieder bei mir. So hatte ich es mir gewünscht – mein Rechtepaket en bloc wieder selbst im Köcher zu haben. Es hängt nun ganz davon ab, wie die »Leinwand«, wenn sie im Frühjahr 2010 erscheint, aufgenommen und verkauft werden wird. Natürlich hoffe ich, dass sich später beim neuen Verlag Neuauflagen oder Taschenbuchausgaben der bisherigen Titel realisieren lassen. Aber darüber zu reden, ist es noch lange nicht an der Zeit.
Den Namen meines neuen Verlages kann ich noch immer nicht nennen, aber der Vertrag ist »in Sack und Tüten«, und ich bin mit den angebotenen Bedingungen außerordentlich zufrieden.