Archiv der Kategorie 'Das Alphabet des Rabbi Löw'

Grade des Scheiterns

Dienstag, den 8. Mai 2012

Es gibt kein wirkliches Gelingen, hatte er gesagt: Nur verschiedene Grade des Scheiterns.

aus: »Das Alphabet des Juda Liva«

Seraphen

Sonntag, den 6. Mai 2012

Glühende Ginsterkohlen

Verehrter Jacoby,

was leibhaftige Feuerengel betrifft, kann ich Ihnen versichern, dass sie unstrittig existieren. Ich muss es wissen, denn ich bin mit einem solchen verheiratet.

Wenn Sie in meinen damaligen Seminaren auch meist zu schlafen beliebten, wird Ihnen doch sicher nicht verborgen geblieben sein, dass ich ein entschiedener Verfechter mystischer Theorien bin. (Mein angeschlagener Ruf innerhalb unseres weltlichen Instituts ist wohl vor allem darauf zurückzuführen.) Und Seraphen, verehrter wissensdurstiger Skeptiker, suchen mit Vorliebe die Nähe von Mystikern.

Meine Ehe mit einem solchen Wesen ist daher nicht verwunderlich.

Als ich meine Frau kennenlernte, war sie knapp siebzehn. Inzwischen geht sie auf die Fünfzig zu, was alles sagt; und sie ist einverstanden damit, dass ich Ihnen, gewissermaßen aus erster Hand, einige Einzelheiten über den Charakter dieser besonderen Kategorie von Engeln anvertraue.


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Das Alphabet auf Persisch

Sonntag, den 1. April 2012

••• Nicht jeden, mit dem ich auf Facebook »befriendet« bin, kenne ich persönlich. Mein Facebook-Profil ist halb-privat, eine etwas persönlicher gehaltene, aber doch eher Litfasssäule. Mitunter, das gebe ich offen zu, erinnere ich mich aber auch lediglich nicht, dass und wo ich dem oder der einen oder anderen mal persönlich begegnet bin – auf einer Veranstaltung, auf der Messe oder sogar bei einem Interview. Da frage ich dann schon mal nach: Haben wir uns eigentlich schon mal von Angesicht zu Angesicht getroffen? Wo? Und wann?

So auch letzte Woche. Ich bekam eine freundliche Antwort. M. A. stammt aus dem Iran, lebt schon seit längerer Zeit in Deutschland und arbeitet im journalistischen Bereich. Ihre Antwort, eine aufregende Geschichte, darf ich mit ihrem Einverständnis hier posten. Ich habe mich sehr darüber gefreut.


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Juda Liva lexikalisch

Freitag, den 15. Oktober 2010

••• Mein Debüt-Roman »Das Alphabet des Juda Liva« ist nun auch lexikalisch erschlossen. Freut mich.

Familiengeschichte

Montag, den 14. Juni 2010

Walter Albrecht (1892-1933)••• In den letzten Tagen haben mich viele Freunde und Bekannte – jüdische wie nichtjüdische – auf meinen Artikel vom 3. Juni angesprochen (»Der Autor als Seelenstripper«), und das Feedback ist durch die Bank verständnisvoll und unterstützend, was mich angenehm überrascht und mich vermuten lässt, dass ich in dieser Sache womöglich in neurotischer Übervorsicht agiert habe.

Am Sonntag hatte ich ein mehrstündiges Gespräch mit einer Journalistin, die trotz meines Artikels noch für eine Rundfunksendung »nachfragen« wollte. Nach dem Gespräch hatte aber auch sie verstanden, dass sich eine solche Diskussion für einen 4-Minuten-Beitrag im Radio nicht eignet und dass die Verhandlung des Themas am Beispiel der Autorenvita zumindest fragwürdig ist.

In diesem Gespräch kamen wir noch einmal auf die Frage der deutsch-jüdischen Geschichte zu sprechen, die »Chose«, wie Anna-Patricia Kahn sie nennt, und darauf, warum ich mich offenbar so deutlich in der Verwandtschaft jener Familiengeschichten sehe, die von Verfolgung und Exil aber auch Mord geprägt sind. Dafür gibt es zumindest zwei Gründe, und wenn wir nun schon einmal dabei sind, die Details der Autorenvita näher zu beleuchten, will ich ich sie ergänzend zum o. g. Beitrag hier auch nennen.


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Ausnahmezustand

Montag, den 22. März 2010

••• Ich befinde mich noch im emotionalen Ausnahmezustand. Gestern Nacht um 01:00 kam ich mit der Herzdame von der Buchmesse in Leipzig zurück. Es waren aufregende, inspirierende Tage. Mehrere enthusiastische Leser des »Alphabets« haben mich am Beck-Stand, am ZEIT-Stand und auf den Veranstaltungen angesprochen. Dass man sich nach so langer Zeit noch so emotional an mein Debüt erinnert, hat mich überrascht und gleichzeitig gefreut, ja beflügelt.

Ich muss die Eindrücke erst einmal ordnen. Aber über den »Empfang per Rezension«, den ich am 18. März erleben durfte, will ich doch schon berichten. Denn die zur Buchmesse erschienenen Besprechungen setzen sich tiefgründig mit der »Leinwand« auseinander, und das ist – keine Koketterie! – wichtiger als ein positives Urteil des Rezensenten.


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Glossar

Mittwoch, den 15. Juli 2009

••• Natürlich kam gestern auch wieder das Thema »Glossar« auf den Tisch. Mir gefällt diese Vorstellung nicht, wobei mir bewusst ist, dass meine Ablehnung neurotische Züge hat und vor allem auf einer Bemerkung in einem US-amerikanischen Essay beruht, der sich u. a. mit dem »Alphabet des Juda Liva« beschäftigte.

Gerade für »Die Leinwand« wollte ich kein Glossar, weil wir es hier – der speziellen Machart des Buches wegen – gleich zweimal bringen müssten, nämlich jeweils am Ende der Erzählstränge.

Martin Hielscher hat die Wörter im Manuskript unterstrichen, die er für Glossar-Kandidaten hält. Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass man dieses Wissen beim Leser nicht voraussetzen kann und dass sich die Bedeutung auch nicht in jedem Fall aus dem Kontext erschließt.

Also habe ich mal mit der Zusammenstellung begonnen. Mich würde nun die Meinung der Turmsegler interessieren: Glossar in einem Roman? Ja oder nein? Und: Wäre ein Glossar in der folgenden Ausführlichkeit angemessen, zu knapp oder zu ausführlich? Ich bin gespannt.

Aggada
(hebr.) Erzählung, hier: erzählerische Passagen im → Talmud

Arisal
(Abk.) »Der Göttliche Rav Yizchak Gesegneten Andenkens«, für Rav Yizchak Luria (1534-1572), Verfasser wesentlicher Texte der jüdischen Mystik

Ashkenazim
(hebr.) Deutsche, für Juden aus dem deutschen Traditionsraum


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