Taubengeheimnis
Dienstag, den 17. Juli 2007••• Weil wir gerade von Tauben sprachen… – Nebenbei: PostSecret ist addictive!
••• Weil wir gerade von Tauben sprachen… – Nebenbei: PostSecret ist addictive!
••• Vor einiger Zeit stand ich mit unserem Mashgiach schwatzend auf der Strasse und verscheuchte eine Taube. Er wurde umgehend bleich und wies mich zurecht, dass eine Taube, die sich uns nähert, die Seele eines Zaddik sei, die uns besuchen wolle. Sie zu verscheuchen, sei demnach, als würde ich den Besuch eines Zaddik zurückweisen.
Das war mir neu. Ich bin wirklich kein Taubenfreund. In Berlin, woher ich komme, heissen die Stadttauben Luftratten.
••• Ich habe einen Brief geschrieben, mit der Hand, mit Tinte, wie früher. Einen lange überfälligen Brief. Während die Feder übers Papier glitt, kehrte die Erinnerung zurück an die unzähligen Briefe, die ich früher geschrieben habe. Und mir wurde bewusst, dass das Schreiben mit der Hand eine eigene Sinnlichkeit hat, auf eine nicht leicht erklärliche Weise geradezu spürbar Emotion aufs Papier zu übertragen versteht. Zwischen Tastatur und Federhalter liegen Welten, in vielfachem Sinne.
Jetzt warte ich mit Spannung auf die Antwort. Sie wird sicher nicht ausbleiben.
••• Heute kam nach verlängerter Wartezeit – die Zöllner waren neugierig! – die Lieferung mit dem zweiten Lulu-Versuch per UPS.
••• Auf den letzten Seiten des Talmud-Traktats Brachot findet sich eine längere Diskussion über die Bedeutung von Träumen und deren Potential, Einfluss auf unser Leben zu nehmen. „Ein ungedeuteter Traum“, heisst es dort „ist wie ein ungeöffneter Brief.“
Diesen Satz habe ich – wohl willentlich – lange Zeit gründlich missverstanden. Deuten müsse man die Träume also, sonst käme ja die Botschaft nicht an. Aber weit gefehlt! Folgt man der Diskussion auf diesen Talmudseiten, wird deutlich, dass etwas ganz anderes gemeint ist: Nur dann hat ein Traum das Potential, Einfluss auf unser Leben zu nehmen, wenn er gedeutet wird. Und die Bedeutung ist jene, die der Deuter ihm gibt. Einmal ausgesprochen jedoch, ist der Einfluss nicht mehr zu verhindern, die Bedeutung nicht mehr zu verbiegen. So müsse man vorsichtig sein, welchen „Brief“ man öffnet und welchen besser nicht.