Was ist schon ein Bankraub verglichen mit der Gründung einer Bank?
••• Mir hallte heute zum wiederholten Male ein verzerrtes Echo dieses Bonmots durch den Kopf: Was ist schon ein Verlagsvertrag verglichen mit der Gründung eines Verlages? Nun wird man nicht über Nacht Verleger. Aber man darf schon einmal die Gedankenübung unternehmen, sich vorzustellen, dass man es sei und sich ein paar Fragen stellen.
Als erstes drängt sich die Frage auf, was für ein Programm einem da vorschwebte. Das ist leicht zu beantworten. Poetische Prosa von Dichtern, intensive Texte aus dem Epizentrum eines starken lyrischen Ich. Das ist zugleich deutlich und verschwommen genug.
Frage Nummer 2: Wie sollten diese Bücher denn aussehen, und was dürften sie kosten? Eine Hardcover-Reihe sollte es sein mit schlichtem, edlen Auftritt. Inmitten des knallbunten Geschreis mit Understatement Aufmerksamkeit erregen. Kosten darf so ein Buch nicht mehr als 19.90 € bei 100 bis 250 Seiten. Umfangreichere Texte sind – zumindest in dieser Sparte – eh obszön. Das ist eindeutig eine kalkulatorische Herausforderung. Aber das Hardcover zu opfern… – In den nächsten Tagen kommen mir Prototypen von Hardcover und Paperback-Option ins Haus. Dann wird man weiter sehen.
Drittens wäre zu klären, wie man ein solch unwirtschaftliches Unternehmen so finanziert, dass es sich zumindest selbst trägt und es erlaubt, den Autoren wenigsten 1 € pro Buch als Tantieme anbieten zu können.
Die vierte Frage schliesslich: Warum sollte ein Autor mir Greenhorn sein Werk anvertrauen, um es auf den Markt zu bringen?
Nun bin ich selbst Autor und sollte also, was die letzte Frage angeht, mir selbst ein guter Indikator sein können. Allerdings fürchte ich, dass ich mit meinem Businesshintergrund etwas anders ticke als die meisten Autoren. Mir selbst käme es beispielsweise nicht mehr in den Sinn, von Literatur leben zu wollen. Was also hätte ich anzubieten? bleibt die Frage, die zu klären ist.
Ist die nämlich beantwortet, ist Frage Nummer 3 sekundär. Da liesse sich ein Modell finden.