Archiv der Kategorie 'Ausser der Reihe'

In der deutschen Schule

Mittwoch, den 15. September 2010

Lesung in der deutschen Schule in Helsinki
Lesung in der deutschen Schule in Helsinki

••• Etwa 500 Schüler (davon 80% Finnen) besuchen die deutsche Schule in Helsinki – von der ersten Klasse bis zum Abitur. Der Deutschunterricht ist bereits in den unteren Klassen intensiv. Ab der 6. Klasse wird (von den Fremdsprachenfächern abgesehen) ganz auf Deutsch unterrichtet. Das Abitur müssen die Schüler nach deutschen Maßgaben ablegen. Die schriftlichen Prüfungen werden in Deutschland durchgesehen und benotet, pikanterweise im Umlaufverfahren. Das heißt, es kann in einem Jahr nach Hamburger Standards, im anderen nach bayrischen zugehen. Das heißt, die Schule muss sich schon allein deswegen am höchsten Niveau orientieren.


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Sachsen in Finnland

Dienstag, den 14. September 2010

Vor der Bar »Hemingway's« im Zentrum von Helsinki
Vor der Bar »Hemingway’s« im Zentrum von Helsinki

••• Für die Finnen sind wir alle Sachsen. – Nähh, stimmt nicht. Aber auf der grade erschienenen Ausgabe der finnischen Literaturzeitschrift »Nuori Voima« steht »Saksalainen nykyproosa«, und weil ich, wenn es um Finnisch geht, nur raten kann, was gemeint ist, muss man mir nachsehen, dass ich zuerst an »sächsische Nacktprosa« dachte. Und das muss man sich jetzt erst einmal in aller Seelenruhe vorstellen…


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Rausch Haschonoh

Mittwoch, den 8. September 2010

••• Im Laufe der Jahrtausende haben sich weltweit allerlei Varianten entwickelt, das Hebräische auszusprechen. Die aschkenasische Variante gehört meiner – selbstredend völlig unmaßgeblichen – Meinung nach zu den absurdesten. Da wird laufend aus einem O ein AU und aus jedem zweiten T ein scharfes S. Wer soll das verstehen?

Als Teenager war ich ja ganz ahnungslos in diesen Dingen, denen der jüdischen Religion wie auch denen der hebräischen Aussprachevarianten. In der DDR unterhielten die Gemeinden eine Zeitschrift, die quartalsweise herauskam. Auf der letzten Seite wurden die Gottesdienstzeiten veröffentlicht. Da las ich dann: »Rausch Haschonoh – Beginn dann und dann« und war ratlos.

Ich stellte mir einen graurauschebärtigen Herrn Haschonoh vor, der, heftig berauscht, schlafend den Feiertag verbringt. Aber warum? Von dieser Sitte hatte ich in der Bibel nichts gelesen.


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Mystik & Pop Art

Sonntag, den 1. August 2010

Moran Haynal - Öl auf Leinwand
© Moran Haynal – Öl auf Leinwand

••• Da trifft man jemanden seit Jahren beinahe täglich in der Synagoge und weiß nur ganz ungefähr, dass der Andere Künstler ist, aber nicht, was er eigentlich genau treibt. Zeitmangel und tausend brennende Kittel verhindern sogar ein persönliches Gespräch. Eine Schande ist das. Aber heute hat es nun endlich geklappt. Ich habe Moran Haynal in seiner Münchner Wohnung, die auch sein Atelier und gleichzeitig eine Galerie ist, besucht; und ich war überwältigt.


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September im hohen Norden

Montag, den 26. Juli 2010

••• Bald werde ich wohl wissen, was »Leinwand« auf Finnisch heißt. Im September nämlich werde ich, wenn alles kommt wie geplant, im hohen Norden sein. Jürgen Becker vom Literarischen Colloquium Berlin wird eine kleine Abordnung deutscher Autoren und Autorinnen nach Finnland lotsen, darunter Hanna Lemke, Judith Schalansky, Lutz Seiler, David Wagner und meine Wenigkeit. Es soll Lesungen im »Prosak Club« und der »Villa Kivi« in Helsinki sowie im Goethe-Institut in Tampere geben. Unterstützt wird die Tour vom »Finnish Literature Exchange« (FILI) und der Literaturzeitschrift »Nuori Voima Liitto«, die Übersetzungen aus aktuellen Büchern der mitreisenden Autoren präsentieren wird.

Ich freue mich jedenfalls jetzt schon riesig und bin sehr gespannt auf Finnland, die Finnen und Finninnen und vor allem – den Klang dieser ganz eigenen Sprache.

Übrigens: Sollte sich dieser Beitrag etwas gestelzt lesen, so liegt es ganz sicher einzig daran, dass die Kinder heute partout nicht schlafen wollten und sich nur zur Ruhe bringen ließen durch den Vortrag einer Erzählung von Thomas Mann. »Das Eisenbahnunglück« war es, gelesen von Gert Westphal, eine eigentlich ganz unfassbar affektierte Prosa, aber mit so feiner Ironie durchzogen, dass man sie mit großer Freude anhören kann und prompt infiziert wird, also mannifiziert, gewissermaßen, nun ja, das muss ich jetzt erst einmal wieder abschütteln.