Archiv der Kategorie 'Ausser der Reihe'

Ich führe Krieg

Sonntag, den 4. April 2010

Bernard-Henri Lévy
Bernard-Henri Lévy

••• »Ich führe Krieg«, verkündet der französische Philosoph Bernard-Henri Lévy in einem bemerkenswerten Interview, das im »Spiegel« 14/2010 am morgigen Montag erscheinen wird. Lévy, Unterzeichner des »Manifestes der 12« gegen den Islamismus als neue totalitäre Bedrohung bezieht sich auf seine jüngst erschienene Streitschrift »Vom Kriege in der Philosophie«. Wenn er jedoch Krieg sagt, meint er nicht das Leben vernichtende Hantieren mit schweren Waffen, das er zutiefst verabscheue; sein »Krieg« sei vielmehr ein Krieg der Gedanken. Während die Politik auf Kompromisse aus sein müsse, gelte es im Diskurs, unversöhnlich zu bleiben, solange jedenfalls sich die eigenen Positionen nicht als Irrtum erwiesen.

Die Renegaten sind doch das Salz der Erde, man muss Renegat sein! Sich in der Treue zu sich selbst einzumauern, wenn sie sich als Irrtum erwiesen hat, damit ist der Gipfel intellektueller Verdorbenheit erreicht. Man muss sich selbst untreu werden, wenn Treue das Verharren im Falschen bedeutet.


Den ganzen Beitrag lesen »

Ein klärendes Gespräch

Montag, den 29. März 2010

••• Also: Einen habe ich noch »zur Überbrückung«, bevor ich mich in den Pessach-Urlaub verabschiede…

Als es das »Literarische Quartett« noch gab, war ich bekennender Fan dieser Sendung. Dass da gelegentlich auch mal richtig die Fetzen flogen, weil sich die mitwirkenden Kritiker über Qualität und damit Rang eines bestimmten Werkes nicht einigen konnten, das gehörte ganz sicher mit zum Reiz des Formats – Dissenz, eine Qualität, wie ich finde, die in allen folgenden Literatur(verkaufs)sendungen fehlte.


Den ganzen Beitrag lesen »

Matzo Man

Montag, den 29. März 2010

Dancing Matzo

••• Es scheint sich zu einer Tradition auszuwachsen, dass mich kurz vor Pessach der »Passover Blues« erwischt. Aber vielleicht gehört es irgendwie dazu, vor dem Fest der Befreiung noch einmal ordentlich den Druck des Utilitaristischen zu spüren. Wie auch immer – es ist dringend eine Pause angesagt, und die nehme ich mir. Für die Turmsegler gibt es zur Überbrückung der »Sendepause« drei Videos, zwei mit Smiley und eines, das sehr ernst gemeint ist.

Euch allen ein koscheres und glückliches Pessach!


Den ganzen Beitrag lesen »

Le Pain Maudit

Donnerstag, den 11. März 2010

Le Pain Maudit

In 1951, a quiet, picturesque village in southern France was suddenly and mysteriously struck down with mass insanity and hallucinations. At least five people died, dozens were interned in asylums and hundreds afflicted.

For decades it was assumed that the local bread had been unwittingly poisoned with a psychedelic mould. Now, however, an American investigative journalist has uncovered evidence suggesting the CIA peppered local food with the hallucinogenic drug LSD as part of a mind control experiment at the height of the Cold War.

The mystery of Le Pain Maudit (Cursed Bread) still haunts the inhabitants of Pont-Saint-Esprit, in the Gard, southeast France.

On August 16, 1951, the inhabitants were suddenly racked with frightful hallucinations of terrifying beasts and fire.

Telegraph.co.uk, 11. März 2010

••• Das wäre auch einmal ein dankbares Sujet: Ein Dorf versinkt in Halluzinationen. Das merke ich mir mal zum Stichwort »Dystopie«. Eigentlich ist alles, was man sich da ausdenken könnte, schon einmal geschehen… Erschreckend.

»Leinwand« als Plagiat enttarnt

Sonntag, den 28. Februar 2010


PlagiarismFinder der Mediaphor AG in Paderborn in Aktion

••• Ich zeige mich selbst an, bevor es jemand anders tut: »Die Leinwand« gehört mir nicht.

Eine derzeit agressiv in unmittelbarere Nähe zu gewissen Feuilleton-Beiträgen via Online-Ad beworbene Software lässt nach nur Sekunden dauernder Analyse keinen Zweifel daran: »Es handelt sich sicher um ein Plagiat!«


Den ganzen Beitrag lesen »

Habich und Hättich

Dienstag, den 16. Februar 2010

••• Als ich letztens von der übersetzten Identität meines Großvaters schrieb, bat thymianteppich um ein Beispiel der von ihm aus dem Russischen ins Deutsche rückübertragenen Sprichwörter. Ich versprach nachzusehen. Das habe ich getan – und stehe vor einer schönen Bescherung: Möglicherweise, und ich sage bewusst möglicherweise und nicht etwa erwiesenermaßen, habe ich es mit einem »Wechsler«-Phänomen zu tun. Die berichtete Geschichte vom ererbten Manuskript war schön, aber war sie auch wahr?


Den ganzen Beitrag lesen »

Präzedenzfall

Dienstag, den 9. Februar 2010

Kaavya Viswanathan: »How Opal Mehta Got Kissed, Got Wild, and Got a Life«

••• Das Feuilleton zu lesen, ist dieser Tage alles andere als ein Vergnügen. Man sehe mir nach, dass ich mich als derzeit definitiv Befangener eines ausführlichen Kommentars enthalte. Eines möchte ich aber doch nicht versäumen zu empfehlen: Wenn die verunsicherte Kritik sich nun windet, möge sie doch einen Blick über den großen Teich werfen. Dort gab es vor vier Jahren einen Präzedenzfall, von dem man lernen kann, wie »unbeabsichtigten Cut-Ups« letztlich Recht widerfährt. »How Opal Mehta Got Kissed, Got Wild, and Got a Life« verursachte 2006 in den Staaten Aufsehen. Alter der Autorin, Ablauf des Geschehens und die Dauer zwischen Kritik-Honeymoon und finaler Versenkung von Autorin und Werk ähneln auffallend dem, was heute mit Helene Hegemann und ihrem Buch »Axolotl Roadkill« geschieht. Es ist keine Komödie.


Den ganzen Beitrag lesen »