Archiv der Kategorie 'Ausser der Reihe'

Das Böse wie das Gute

Dienstag, den 20. Juli 2010

Von römischen Soldaten im Jahr 70 n. d. Z. aus der Westmauer des Tempelberges herausgerissene Steine
Von römischen Soldaten im Jahr 70 n. d. Z. aus der Westmauer
des Tempelberges herausgerissene Steine
Foto: Mark A. Wilson (Department of Geology, The College of Wooster)

Sollte aus dem Mund des Höchsten nicht
das Böse wie das Gute hervorgehen?
Klagelieder 3.38

••• »… Einst werden meine Städte überfließen vom Guten, und einst tröstet der Ewige Zion und erwählt Jerusalem wieder (Sech. 1.17). Ferner heißt es: Ja, es tröstet der Ewige Zion, tröstet alle seine Trümmerstätten, macht seine Wüste wie Eden und seine Steppe einem Garten Gottes gleich. Wonne und Freude wird dann in ihm gefunden, Dank und Lobgesang (Jes. 51.3)«

aus den »Trauergesängen für Tisha b’Av«
9. Av 5770 / 20. Juli 2010

Später – vielleicht

Dienstag, den 29. Juni 2010

••• Da wir gerade bei den »ewigen Büchern« sind…

Antwortet doch Marcel Reich-Ranicki (90) in seiner FAZ-Rubrik heute auf die Frage »Welchen literarischen Wert hat Ihrer Einschätzung nach die Bibel?« sehr trocken: »Mit diesem Thema werde ich mich vielleicht später befassen.«

(Tusch…)

Kreative Zerstörung

Sonntag, den 13. Juni 2010

Eine Seite aus »Notre Combat« von Linda Ellia, hier gestaltet von VilemEine Seite aus »Notre Combat« von Linda Ellia, hier gestaltet von Philippe Marchand
Eine Seite aus »Notre Combat« von Linda Ellia, hier gestaltet von Vilem bzw. Philippe Marchand

Was sollen wir machen mit einem solchen Buch? Es verbieten? Einige würden es dennoch heimlich herumreichen. Es vergessen? Das wäre beleidigend den Millionen gegenüber, die seinetwegen gestorben sind. Es verbrennen? Das hieße, auf Methoden der Nazis zurückzugreifen …

So heißt es im Vorwort des Buches »Notre Combat« der französischen Künstlerin Linda Ellia. Die Rede ist von Hitlers »Mein Kampf«. Und die zitierten Überlegungen stammen von Simone Veil, ihrerseits Überlebende der Shoah.

Als Linda Ellia eines Tages bei ihrer Tochter auf eine Kopie des Hitler-Buches stieß, war sie schockiert. Wie nur sollte sie der ahnungslosen Teenagerin erklären, was es mit diesem Buch auf sich hat, dass es sich um eines der verheerendsten Bücher überhaupt handelt?


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Der Autor als Seelenstripper

Donnerstag, den 3. Juni 2010

••• »Seine Eltern blendeten ihr Judentum komplett aus.« So steht es in Ijoma Mangolds Stein-Porträt »Religion ist kein Wunschkonzert«, und dies ist der einzige Satz in diesem Artikel, der nicht zutreffend ist. Ich habe das so auch nicht gesagt, vielmehr: »Jüdischkeit spielte in meinem Elternhaus absolut keine Rolle.«

Jüdische Identität hat aus nahe liegenden Gründen viel mit der Frage zu tun, ob man überhaupt jüdisch ist. Und diese Frage ist – gerade in unserer Zeit und in diesem Land – mitunter schwieriger zu beantworten, als man annehmen möchte. Denn das jüdische wie das deutsche Verhältnis zu dieser Frage ist nach der Shoah und bis heute ein – um es gelinde zu sagen – neurotisch belastetes, wenn nicht Schlimmeres.


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Leo Perutz rückwärts

Dienstag, den 4. Mai 2010

••• Kürzlich erhielt ich eine Einladung vom Kulturreferat München. Am 10. Mai 2010 findet auf dem Münchner Königsplatz eine Gedenkveranstaltung statt. Mehr als 100 Personen sollen zwischen 11:00 und 19:00 Texte von Autoren lesen, deren Werke 1933 an ebenjener Stelle und an vielen anderen Orten der nationalsozialisten Bücherverbrennung anheimgefallen sind. »München liest – aus verbrannten Büchern«, so das Motto der Veranstaltung.

In den vergangenen Jahren lasen auf dem Königsplatz nicht nur Autoren, sondern auch Schauspieler, Schüler und Studenten, Politiker und engagierte Bürger. Wer sich beteiligen und einen der 5-Minuten-Slots bestreiten möchte, kann sich telefonisch unter 089 – 157 32 19 anmelden.

Ebenfalls am Montag, 10. Mai 2010 um 10.00 Uhr wird Wolfram P. Kastner auf dem Königsplatz vor der Antikensammlung (an der Stelle der Bücherverbrennung der Nazis und ihrer Sympathisanten von 1933) wieder eine Brandspur in den Rasen brennen – damit kein Gras über die Erinnerung an den Beginn der Brandstiftung wächst, die im Brand der Synagogen, Städte und Menschen endete.


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Lesemaschinen

Freitag, den 30. April 2010

Lesemaschine (Bücherrad) von Agostino Ramelli
Lesemaschine (Bücherrad) von Agostino Ramelli

••• Sie sehen hier einen antiken Vorläufer des eBook-Readers. Präsentiert wurde dieses mechanische Wunderwerk 1588 in einem aufwändig mit 194 Kupferstichen versehenen Buch von Agostino Ramelli: »Le diverse et artificiose machine« (deutsch 1620 unter dem Titel »Schatzkammer Mechanische Künste… Darinnen viel unterschiedene Wunderbahre… Machinae zubefinden…«).

Es handelt sich dabei um ein rotierendes Lesepult, das das nicht-sequentielle Lesen von etwa zwölf Folianten erlaubt. Die einzelnen Bücher befinden sich auf jeweils eigenen Pulten, zwischen denen durch einen Drehmechanismus gewechselt werden kann, so dass die Bücher »nicht fallen, genau so liegen bleiben, wie sie hingelegt worden sind, sie bleiben immer im gleichen Zustand und wann immer der Leser es wünscht, erscheinen sie so, ohne dass sie irgendwie angebunden oder befestigt werden müssen«. (Quelle: wikipedia)

Ramellis Erfindung war für die armen von der Gicht geplagten Gelehrten gedacht, denen das Hantieren mit den großen Folianten beschwerlich war.


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Die Sache mit dem Brot

Freitag, den 23. April 2010

Challah

••• Orthodoxie macht Spaß – naja, kann Spaß machen. Die Herzdame schickt mir gerade einen Artikel von einem frummen Blog: »The Challah Rant«.

Es geht um »Hamotzi«, das ist der Segen über das Brot (Challah) und das Anschneiden desselben, womit jede Festmahlzeit – etwa am Schabbes – offiziell eröffnet wird. Für die Uneingeweihten muss man die Details erklären, die zur Verärgerung der Gäste beitragen können.

Vor dem Genuss von Brot muss man sich die Hände waschen, nicht einfach so, sondern durch Übergießen aus einem Gefäß und mit dem dazugehörigen Segensspruch. Zwischen diesem Segensspruch nach dem Händewaschen und dem ersten Bissen Brot darf man nicht sprechen. Tut man es doch: Gehe zurück auf »Los« (Händewaschen). Bevor nun alle ihr Brot essen können und also vom Schweigen erlöst sind, muss das Brot geschnitten werden. Dafür gibt es spezielle Bretter und Messer und – eben – Schneideprozeduren. Einige ritzen das Brot vor dem Segensspruch ein, um an die Zerstörung des Tempels zu erinnern und damit an den Fakt, dass nichts mehr unversehrt ist. Die einen schneiden Scheiben, die anderen kleine Stücke, die echten Künstler 613-zackige Sterne … Dann streut man noch Salz über die Stücken. Das kann dauern. Besonders, wenn das Salz nicht aufzufinden ist.


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