Es ist ein Kreisen

/Richard/ Es ist ein Kreisen, kein Punkt, kein Ort, wo ich anhalten könnte, ausruhen für einen Augenblick, einen fliehenden Moment lang. Ich muß kreisen, unaufhaltsam, rastlos, bis zur Müdigkeit, bis zur Erschöpfung und bis über sie hinaus um das magische Zentrum eines Auges, den Abgrund einer geweiteten Pupille, das lidlose Auge der Nacht.

Es ist ein Film. Jemand traktiert ein Klavier. Es ist ein Film, in dem ich mir selbst zusehe.

Erst ist da nicht mehr als eine graue, leicht gewellte Ebene und in ihr, sich schlängelnd, ein dunkles Band, auf dem ein kleinblauer Punkt reitet im Rhythmus der weißen Hände auf den Tasten des Klaviers. Tremolo.

Die Kamera fährt näher auf den Punkt zu. Es ist eine Mühle an einem Bach, und ich bin mit Hanfseilen auf das Mühlrad gebunden, auf das von oben Wasser niederstürzt, ein stumpfsinnig gleichmäßiges Fallen. Das Rad dreht sich, hebt mich hoch, dreht sich, trägt mich hinab, dreht sich und taucht mich kopfüber ins Wasser.

Es ist ein Film. Jemand traktiert ein Klavier. Es ist ein Film, und die Leinwand reißt unter dem Aufprall des Lichts, kreuz und quer tausend Risse, haarfein. Der Projektor zerfällt zu einem Haufen von Kinderschuhen, Haaren und Zahnprothesen. Die weißen Hände verkrampfen sich, und das Klavier explodiert unter dem Aufschrei zerreißender Saiten.

Es ist ein Film. Jemand traktiert einen kleinblauen Punkt. Er reitet im Kreis um ein Auge, den Abgrund einer geweiteten Pupille, die lidlose Nacht.

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