Er hat sich nicht verabschiedet

/Nina/ Er hat sich nicht verabschiedet, obwohl ich lange gewartet habe. Viel zu lange. Unten ist es still geworden. Die Party ist aus. Die letzten Gäste sind schon gegangen. Vielleicht sitzt der Schauspieler noch in der Küche und raucht. Christa ist sicher müde. Sie wird immer müde nach dem dritten Glas Wein und braucht am nächsten Morgen eine Tasse warme Milch.

Ich habe lange gewartet, die Jeans ausgezogen, aber jetzt ist es zu spät. Das T-Shirt liegt auf dem Boden Ich habe mich nackt in die Decken gekuschelt und denke an den Kimono, der im Bad hängt und morgen wieder seinen eitlen Besitzer in die Küche begleitet.

Ich kann ihn trotzdem fühlen. Die Seide schmiegt sich um meine Haut. Ich bin bestimmt schön, sage ich mir. Es sieht nur keiner hin. Ich spüre eine Hand, die unter der Decke Kreise malt um meinen Bauchnabel, eine Hand, die mich streichelt und den Bauch warm macht. Das ist bestimmt nicht die Hand eines alten Mannes. Aber auch meine Hand ist es nicht. Das weiß ich sicher. Sie ist zärtlich, und ich will sie nicht wegstoßen. Sie malt die Kreise besser als ich. Wie soll ich da schlafen?

Ich habe keine Angst. Schließlich ist es mein Zimmer, und ich muß niemanden hereinlassen, den ich nicht mag. Das ist eine komische Nacht voller komischer Gäste. Da geht etwas Seltsames vor, mit den Gästen, mit mir und der Hand, die nicht stillhalten will. Das ist neu, aber es wärmt wie die Sonne am See. Ich werde bestimmt gut schlafen.

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