Dieser Tanz ist für dich, du Narr

/Nadia/ Dieser Tanz ist für dich, du Narr. Er ist nicht anders als sonst. Er ist so, wie ich ihn immer tanze. Das müßte dir doch gefallen, ein Tanz für stumpfe Augen und taube Ohren, ein Friedenstanz um deinen Kopf. Das Cello tut, was es kann.

Du bist ein mieses Stück Mann, mich nicht anzusehen zwischen den Schleiern. Am Ende erzählst du mir, nur zum Zeitvertreib, vom roten Schirm in der kleinen Passage und einer anderen Frau, die in deinen Träumen die Brücke macht und einen Nacken hat, der sich vorm Stiefel nicht fürchtet, nur weil du ihn trägst.

Das sind alles Lügen. Mir bist du gefolgt. Mich hast du angesehen. Mich willst du haben, mit allen Gesichtern, allen Namen. Ich bin nicht blind, und ich höre nicht auf, eine Frau zu sein, nur weil du den Atem anhältst, um mich zu erschrecken. Das Schöne wohnt nah am Grauen. Sie sind Nachbarn und grüßen sich freundlich, wenn sie sich treffen. Also sieh mich auch jetzt an. Das Blut auf den Lippen verdanke ich dir. Hast du es schon vergessen?

Du bist erbärmlich feige. Wie kannst du nur so schnell müde werden, während der Stier noch lebt und mit den Hufen im Sand scharrt? Sie werden dich auspfeifen, sie werden dich einsperren. Du hast sie und mich um etwas betrogen. Das ist nicht mehr gutzumachen.

Ich werde dir zeigen, was ein Stierkampf ist. Ich werde dir zeigen, wie man liebt und was es bedeutet, jemandem in die Seele zu gehen. Vielleicht wird dich das heilen, ganz sicher sogar. Gib den Degen her und die Muleta. Gib deine Träume her, die Mühlräder und Mauern, die Gewehre und lebendigen Brücken. Mit deinen Träumen werde ich den Stier aufspießen, wenn du zu feige bist, es zu tun. Vor deinen Augen werde ich mich in einen anderen verlieben. Das ist ganz einfach. Ich muß nur die Beine öffnen, und das Herz geht nach.

Das Spiel kennst du noch nicht? Laß es uns üben, mein müder Torero. Das Horn im Bauch gibt einen feurigen Schmerz, den kühlt nur das Blut, wenn es langsam in den Sand fließt. Mich stört es nicht. Du sagst, ich sei tot. Aber wo du aufhörst zu atmen aus Feigheit, fange ich gerade erst an.

Sieh her: Ich höre nicht auf zu tanzen. Wendest du dich nach rechts von mir ab und lauschst dem Spiel eines Mädchens, dem noch nie ein Fremder die Finger geleckt hat, dann gehört die andere Seite der Wand ganz mir. Dann wird die Wand zur Arena. Dann ist er der Mann, dem ich gehöre.

Schau mir zu und mache aus Feigheit den Spanner auf der Tribüne. Aus sicherer Entfernung kannst du allein vom Zusehen kommen. Also nimm den schalen Genuß. Du hast keine Ahnung von Liebe, keine Ahnung vom Kampf.

Ich werde keine Müdigkeit dulden, kein Wegsehen, keinen Gedanken an eine andere Frau. Ich werde die Lieblosigkeit ausmerzen mit einem Stich in den Nacken. Ich werde den Stoß führen, damit du siehst, wie das geht, wenn man ein mutiges Herz hat, ein Herz, das etwas wagt.

Dieser Tanz war für dich, in Schleiern unter dem Glockenmantel, ein Friedenstanz um deinen Kopf. Eine Liebe, die stark ist, kann alles und jeden lieben, sogar den Feigling. Aber sie wirft sich nicht weg.

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