Sed non satiata

Seltsame Gottheit, düster wie die Nacht,
Drin Moschus- und Havannaduft sich mischen,
Fremdartig Werk des Grossen, Zauberischen,
Hexe aus Ebenholz, Kind schwarzer Mitternacht.

Der Trank von deinem Mund hat süssen Opiums Macht.
Zu dir in Zügen langen, träumerischen
Die Wünsche ziehn. Dein schwarzes Aug‘ inzwischen
Stillt der Zisterne gleich den Durst, den es entfacht.

In diesen Augen, Seufzern deiner Seele,
O Mitleidlose, deine Flammen hehle;
Ich bin nicht Styx, dich neunmal zu umfahrn,

Und kann nicht gleichen, zügellose Dirne,
Zu brechen deine Kraft, zu bleichen deine Stirne
Im Schlamme deines Betts, Proserpinan.

Charles Baudelaire
aus: „Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen“
Übertragung: Therese Robinson
© Georg Müller Verlag München (1925)
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