Ein phantastischer Kupfer
Dies seltsame Gespenst, das nackten Leibes reitet,
Hat sich als einzigen Schmuck ums Knochenhaupt gebreitet
Ein Faschingsdiadem grausig und lachhaft fast;
Es treibt und hetzt sein Pferd in atemloser Hast,
Ein Pferd gespensterhaft, apokalyptisch düster,
Dem wie den Kranken rinnt der Schaum aus Mund und Nüster.
So sprengen sie dahin durch unbegrenzte Weiten,
Der wilde Huf zertritt Weltall und Ewigkeiten.
Der Reiter schwingt ein Schwert, das hell wie Flammen schimmert,
Hoch über allem Volk, das unterm Huf tritt wimmert,
Durcheilt, ein stolzer Fürst, sein weit Gebiet und schaut
Grabfelder eisigkalt, von Ewigkeit umgraut.
Da liegen hingestreckt im weisslichfahlen Lichte
Die Völker aller Zeit und jeglicher Geschichte.
Charles Baudelaire
aus: „Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen“
Übertragung: Therese Robinson
© Georg Müller Verlag München (1925)
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