Die Zerstörung

Ohn‘ Unterlass mein Dämon mich bedrängt,
Wie von der Luft bin ich von ihm umfangen,
Ich atme ihn und fühl‘ mein Herz versengt
Von unstillbarem, sündigem Verlangen.

Oft, da mein Schönheitsdrang ihm offenbar,
Kommt er als holdes Weib voll süsser Ränke,
Mit falscher, buhlerischer Worte Schar
Gewöhnt er mich an giftige Liebestränke.

Er schleppt mich, fern von Gottes gnädiger Hand,
Elend, gebrochen, keuchend durch das Land,
Bis zu des Jammers abgrundtiefem Tale;

Dort starren meine Blicke wirr und wild
Auf Kleiderfetzen und auf blutige Male,
Auf der Zerstörung furchtbar Schreckensbild.

Charles Baudelaire
aus: „Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen“
Übertragung: Therese Robinson
© Georg Müller Verlag München (1925)
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