Die Pfeife
Ich bin des Dichters Pfeife, und genau
Siehst du an mir, die stammt aus fremden Fluren,
Von meines Herren Leidenschaft die Spuren:
Dass er ein Raucher ist, trag‘ ich zur Schau.
Wenn Leid und Sorge sich um ihn verdichtet,
Dann dampf‘ ich wie ein grosser Küchenherd,
Darauf dem Arbeitsmann, der heimwärts kehrt,
Die brave Köchin treu das Essen richtet.
Ich wiege seine Seele und umschlinge
Sie mit dem Netz, das meinem Mund entsteigt,
In leichtem Blau sich um ihn hebt und neigt,
Und trage einen Traum auf luftiger Schwinge,
Der machtvoll ihn bezaubernd trägt empor,
Wenn sich in Müdigkeit sein Geist verlor.
Charles Baudelaire
aus: „Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen“
Übertragung: Therese Robinson
© Georg Müller Verlag München (1925)
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