Die Klagen eines Ikarus

Der Bursch, der die Dirne bezwungen,
Ist glücklich, zufrieden und satt,
Mein Arm ist zerbrochen und matt,
Weil er mit Wolken gerungen.

Der Sternwelt, die leuchtend schwebt,
Ein unvergleichlich Entzücken,
Dank‘ ich’s, dass meinen Blicken
Nur Sonnenerinnerung lebt.

Ich hoffte, im Raum zu erkennen
Der Dinge Mitte und Schluss,
Und fühl‘ nun im Glutenkuss
Meine Flügel zerfallen, verbrennen.

Vernichtet vom Schönheitsdrang
Wird mir kein Nachruhm zu eigen,
Es wird meinen Namen verschweigen
Die Tiefe, die mich verschlang.

Charles Baudelaire
aus: „Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen“
Übertragung: Therese Robinson
© Georg Müller Verlag München (1925)
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