Die Finsternisse

In Höhlen unerforschter Traurigkeit,
Wohin mich die Geschicke feindlich stiessen,
Wo niemals rosige Strahlen sich ergiessen,
Wo nur die mürrische Nacht mir Freundschaft leiht,

Bin ich ein Maler, den ein Gott im Scherz
Verdammt zu malen, ach! in dieser Wüste;
Bin ich ein Koch voll grausiger Gelüste,
Ich siede und verzehr‘ mein eignes Herz.

Nur manchmal strahlt und wächst aus tiefer Nacht
Ein Wesen, das aus Glanz und Duft gedichtet;
Wenn in des Ostens träumerischer Pracht

Es sich zu ganzer Höhe aufgerichtet,
Hab‘ ich das holde Rätsel schnell enthüllt:
Sie ist es! Dunkel, und doch glanzerfüllt.

Charles Baudelaire
aus: „Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen“
Übertragung: Therese Robinson
© Georg Müller Verlag München (1925)
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