Die Blutquelle

Und manchmal ist’s, als strömt mein Blut von hinnen.
Wie eine Quelle hör‘ ich’s schluchzend rinnen,
Allein ich hör das lange Murmeln nur
Und tast‘ vergebens nach der Wunde Spur.

Und es ergiesst sich durch die Stadt tief innen,
In Ströme wandelnd Strassen, Gänge, Rinnen,
Es löscht den Durst der ganzen Kreatur
Und taucht in rote Flammen die Natur.

Den Wein, den listigen Tröster bat ich oft,
Einmal das Schrecknis, das mich quält, zu stillen,
Jedoch er schärft den Sinn, statt zu verhüllen;

Von Liebe hab‘ Betäubung ich erhofft,
Allein ein Bett voll Dornen ward mir Liebe,
Sie stillte nur der wilden Mädchen Triebe.

Charles Baudelaire
aus: „Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen“
Übertragung: Therese Robinson
© Georg Müller Verlag München (1925)
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