Der Tod des Künstlers

Wie oft noch werd‘ ich, finstre Spottgestalt,
Die flache Stirn dir schellenrasselnd küssen?
Wie viele Pfeile noch verlieren müssen,
Eh‘ ich ins Schwarze traf der Urgewalt?

Wir üben unsre Kräfte mannigfalt,
Zersplittert liegt die Waffe und zerrissen,
Eh‘ von der grossen Kreatur wir wissen,
Der unsre Sehnsucht, unser Seufzen galt.

Und viele sehn ihr Antlitz niemals tagen
Und wagen doch, geächtet und gebannt,
Dein Bild zu formen mit verruchter Hand,

Von einer dunklen Hoffnung nur getragen,
Dass einst der Tod, ein neues Sonnenglühn,
Aus ihrem Hirn die Blumen lässt erblühn.

Charles Baudelaire
aus: „Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen“
Übertragung: Therese Robinson
© Georg Müller Verlag München (1925)
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