Das Lösegeld
Der Mensch hat, dass sein Lösegeld er zahl‘,
Zwei tiefe, reiche Felder Tuffsteinlandes,
Er muss sie mit dem Eisen des Verstandes
Aufwühlen und bebau’n gar viele Mal.
Damit er nur der kleinsten Rose Spriessen,
Nur weniger Halme Blühn und Wachsen schau,
Muss er mit seiner Stirne salzigem Tau,
Muss er mit Schweiss und Tränen sie begiessen.
Ein Feld heisst Liebe, und das andere Kunst.
Und wenn einst, Bösen schreckensvoll und Frommen,
Die Stunde des Gerichts herabgekommen,
Muss er, zu ringen um des Richters Gunst,
Ihm seine erntevollen Scheunen zeigen,
Mit Frucht und Korn und Blumen so gefüllt,
Dass sich, von Duft und Farbenrausch umhüllt,
Die Engel alle huldvoll zu ihm neigen.
Charles Baudelaire
aus: „Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen“
Übertragung: Therese Robinson
© Georg Müller Verlag München (1925)
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