Nachrichten, die für mich bestimmt sind,
weitergetrommelt von Regen zu Regen,
von Schiefer- zu Ziegeldach,
eingeschleppt wie eine Krankheit,
Schmuggelgut, dem überbracht,
der es nicht haben will –
Jenseits der Wand schallt das Fensterblech,
rasselnde Buchstaben, die sich zusammenfügen,
und der Regen redet
in der Sprache, von welcher ich glaubte,
niemand kenne sie außer mir –
Bestürzt vernehme ich
die Botschaften der Verzeiflung,
die Botschaften der Armut
und die Botschaften des Vorwurfs.
Es kränkt mich, daß sie an mich gerichtet sind,
denn ich fühle mich ohne Schuld.
Ich spreche es laut aus,
daß ich den Regen nicht fürchte und seine Anklagen
und den nicht, der sie mir zuschickte,
daß ich zu guter Stunde
hinausgehen und ihm antworten will.
Günter Eich, aus: „Botschaften des Regens“
© Suhrkamp Verlag 1955
••• Meine Frau mag Schnee, und sie liebt den Regen. Mir ist er unangenehm. Ich fröstle leicht und bin immer besorgt um meinen Hut. Doch immer wieder, wenn sie mit nassem Haar heim kommt und lächelt und die Stimme meiner Mutter aus mir heraustönt: Du wirst dir noch den Tod holen! – scheint mir, ich sollte mein Verhältnis zum Regen überdenken. Es könnte doch sein, dass er seit Jahren versucht, mir etwas mitzuteilen; und ich weiche ihm aus, wo ich nur kann und höre nicht zu und bin ganz und gar taub für seine Worte, die in mich hineinfallen wollen.