Wie das Cello sediert. Ich bin ein wenig fahrig, weiß nicht recht, wie weitermachen, wo weitermachen. Siehe gestern. Interessant am Üben eines Instrumentes ist, daß man vor allem deshalb viel übt, damit die Übungen, die man erst einmal erfassen muß, allmählich ins Automatische absinken. Deshalb ein Primat der Technik wie in der Literatur ein Primat der Form. Die Musikalität gibt sich gleichsam darauf. Es kommt darauf an, die Dinge in den Instinkt zu bekommen und entsprechend bewußtseinslos umzusetzen, wobei Instinkt hier auf der anderen Seite der Inspiration steht: Bestimmte Inspirationen werden einem überhaupt erst zuteil, wenn die Technik beherrscht ist, nicht umgekehrt. Wir wissen nicht mehr, weshalb wir den Bogen so und nicht anders führen.
••• Ich muss mir diese Reflexion eben mal hier merken. Es war von genau diesem Umstand – was nämlich das Handwerkszeug angeht – vor längerer Zeit schon einmal die Rede. Und hier, am Beispiel des Spielens eines Instrumentes, ist auf den Punkt gebracht, wie ich den Anteil des handwerklichen Könnens am Prozess des literarischen Schreibens sehe. Und deswegen wiederhole ich es noch einmal:
Bestimmte Inspirationen werden einem überhaupt erst zuteil, wenn die Technik beherrscht ist, nicht umgekehrt.
Am 17. Juni 2008 um 23:29 Uhr
instinkt der inspiration gegenüberzustellen halte ich für einen faux pax, wenn ich ehrlich bin. ich möchte nicht so weit gehen, zu sagen, daß es falsch ist, denn das hieße ebenfalls, einen festen rahmen auf etwas anzuwenden, das gar nicht festzumachen ist.
ebenfalls für denkwürdig halte ich den vergleich einer literarischen form mit einer motorischen komponente. ich sage auch hier nicht, dass dieser vergleich falsch ist. ich sage nur, daß er mit meinen beobachtungen und erfahrungen nicht harmoniert. anmerken möchte ich dennoch, daß ich, nur damit das deutlich wird, schon länger musik „mache“ als ich schreibe.
der dritte punkt wäre schließlich der hervorgehobene satz. auch hier mag ich nicht das wort „falsch“ in erwägung ziehen, möchte jedoch anmerken, daß ich mindestens 80 lieder für ein instrument komponierte, das ich gar nicht spiele. was allerdings merklich ist, daß die kompositionen unseres gitarristen auf einer anderen ebene stattfanden, heißt: meine inspiration entstand ohne jegliche kenntnis einer technik, die des gitarristen hauptsächlich motorisch, während er meine kompositionen nicht umsetzen konnte, ein anderer gitarrist aber schon.
ich bitte aber mal andere als mich selbst über die hier vorgelegte aussage nachzudenken: inspiration versus instinkt. dazu will ich mich hier gar nicht hergeben.
Am 18. Juni 2008 um 16:58 Uhr
Auch Ferromonte ist auf diesen Journaleintrag eingangen mit einem schönen Brecht-Zitat. Den Herrn Keuner vom bb müsste ich auch mal wieder suchen.