Aufgegebene russische Bibliothek
••• Mit meinen Kindern habe ich eine Vereinbarung: Finde ich ein Buch zum 2. Mal auf dem Boden rumliegend, dann nehme ich es weg und gebe ihm bei mir im Bücherregal ein neues Zuhause. Für diese Bücher hier würde mir allerdings der Platz fehlen…
Am 16. April 2008 um 10:50 Uhr
MEINE GÜTE! Himmel hilf!! Da ist mir grad das Herz stehengeblieben. Dieses Bild vereint geradezu perfekt Schönheit & Grauen & Schmerz.
(Hoffentlich kein Majakowski verlorengegangen dort …)
Am 16. April 2008 um 11:02 Uhr
Ich verstehe Deine Erziehungsmethode und bringe auch Verständnis dafür auf. Aber: Vor kurzem erzählte ich meiner Frau, dass ich von einem Schreibraum träume, dessen Boden aus Büchern gemacht ist. Wie Kacheln eins neben dem anderen. Jedesmal, wenn ich den Raum beträte, machten mir die Bücher auf dem Boden klar, auf welchem Fundament ich mich eigentlich bewege, wenn ich selber zum Stift greife. Ohne die bereits geschriebenen Bücher würden mir die Worte fehlen. Und wenn ich doch einmal an einer Schreibblockade litte, könnte ich mich einfach vom Stuhl auf den Boden fallen lassen, ein Buch aufklappen und mein Elend vergessen.
Das Bild ist grandios.
Am 16. April 2008 um 11:19 Uhr
Herrje, das Bild lässt mein Herz bluten…
Am 16. April 2008 um 12:26 Uhr
Für mich wäre das ein wunderbarer Fund. Ich müsste Tage oder Wochen damit verbringen, die Bücher zu sortieren. Denn einfach auf ihnen hinein zu trampeln würde mir schwer fallen. Und ich bräuchte einen Laster um die aussortierten Bücher zu transportieren. Gut, dass alles auf Russisch ist.
@Markus: Ein wunderschöner Traum. Ich kann mir bildlich vorstellen mit nackten Füssen auf den alten kühlen (ledergebundenenen) Büchern zu laufen… aber vorsichtig (und ohne Schuhe). Und auch auf ihnen liegen und sie gelegentlich aufzuklappen klingt spannend. Aber es wäre mein Raum und keiner dürfte sich zu mir und den Büchern legen.
Am 16. April 2008 um 12:38 Uhr
Die Phantasien wieder, ayayay!
Frage mich grade, ob die Erziehungsmethode nicht nach hinten losgehen könnte. Was, wenn die Kinder ihre Bücher absichtlich liegen lassen, damit sie sie endlich los sind (und erst noch nicht aufräumen müssen, aber das finde ich nicht schlimm)? So würden dann nie Leser aus ihnen.
Am 16. April 2008 um 12:42 Uhr
Die Methode funktioniert aber – zumindest bei den Büchern. ;)
Sie haben einfach ihre Bücher so gern, dass es ihnen doch leid tut, wenn sie wegkommen. Sie lesen die Bücher oft auf dem Boden liegend und haben auch so viele davon, dass es einfach vorkommt, dass einige Exemplare herumliegen. Und wenn sie es nach einem Hinweis nicht aufheben, dann kommen sie eben eine zeitlang weg.
Am 16. April 2008 um 12:47 Uhr
Da fällt mir ein: Ich könnte mal wieder einige aus dem Exil zu den Kindern nach Hause schicken…
Und ja, ich denke, es sind schon Leser, die beiden, und sie empfinden es als Verlust, wenn ein Buch beschlagnahmt ist.
Ha, Markus, das ist nun einfach Poesie. Und Poesie darf alles :-)
Am 18. April 2008 um 20:55 Uhr
Bodennah leben, bodennah lesen. Man stelle sich vor, den obigen Raum mit Schulklassen – kleine Kinder vielleicht, von just erworbener Lesefähigkeit umschmeichelt – zu betreten und auf Entdeckungsreise zu gehen. Das nächste, noch ungeschossene Photo könnte denselben Raum zeigen: Voller Bücher in Kinderhänden, belebt von der tiefen Lesetrance wahrer Entdecker.