Lauren Simonutti: „The Devils Alphabet“
(26 fotos in an entirely handmade book with instructions)
Allow me to explain —
All books should come with instructions for use – take liberally, use kindly, learn, attempt to understand, do not burn.
‚the devils alphabet‘ I have taken the liberty of burning in advance. There is ash. Wipe with a clean white cloth if it bothers you. Some will remain.
The book is a vertical post binding which was selected because it does not lie open.
It only lies closed.
And to look trough them you have to use both hands. Ash will stain the fingers as is necessary, since no one comes away clean.
The trinket can be removed & made into a choker, uncomfortable ring or earring that dangles.
The brass posts may be unscrewed and the book disassembled.
I highly recommend re-arranging the pages.
••• Im November 2007 bin ich eines Tages auf die deviantart-Homepage einer Künstlerin gesurft, die mir Monate zuvor bereits bei der Suche nach einer Illustration aufgefallen war. Ihre Fotos sind düstre Inszenierungen, häufig in fast Rembrandtscher Lichtregie. Irritierende Szenen, nicht selten wie Momentaufnahmen eines Blickes hinab ins Gehinnom.
Just an diesem Tag hatte sich Lauren Simonutti entschlossen, zwei neue Projekte zu beginnen, in denen sie ihre handwerklichen Fähigkeiten in der Herstellung bibliophiler Bücher mit ihren Fotos zusammenbringen würde. Ich zögerte keine Sekunde und bestellte je ein Exemplar beider Bücher als Geschenk für die Herzdame. Sie sollte sich eines aussuchen. Das andere, hoffte ich, dürfte ich für mich behalten.
Wenige Tage nach meiner Rückkehr aus Yerushalayim sind die Bücher angekommen. Beide sind grossartig. Dass mich allerdings das „Devils Alphabet“ besonders fasziniert hat, wird niemanden wundern, der meine Buchstaben-Obsession kennt.
Laurens Buch kam mit einer Gebrauchsanweisung, und Asche rieselte heraus, als wir es zum ersten Mal öffneten.
Nein, ich habe die Seiten nicht umsortiert. Vielleicht mache ich es noch. Ich weiss es noch nicht. Die Gebrauchsanweisung hat mich ein wenig an „Rayuela“ erinnert. Aber diese Anweisungen hier gefallen mir noch viel mehr. Denn die Zerstörung oder auch Neuinszenierung des gesamten Werkes sind nicht nur möglich, sie werden als ganz naheliegende Möglichkeit von der Künstlerin in Kauf genommen. — Ein diabolischer Schachzug.
Unglaublich aber wahr: Es gibt noch sechs Stück dieser auf 26 Exemplare limitierten bibliophilen Perle. Und noch etwas wäre unglaublich, würden wir nicht längst wissen, dass dort draussen eben der Kunstmarkt herrscht und nicht das Primat der künstlerischen Qualität: „Nobody wants to publish me“, schrieb Lauren vor kurzem auf ihrer flickr-Homepage, „So I have decided to publish myself.“
Zwei Fotobände und ein exklusiver Kalender sind unterdessen via lulu bestellbar. There is no excuse anymore for not having a Simonutti in the house.
Am 20. Januar 2008 um 21:44 Uhr
Ich konnte mich nicht entscheiden welches ich nehmen sollte. Dieses Buch hat mir vor allem wegen dem Thema “The Devils Alphabet” und den angebrannten Seiten so gut gefallen. Nachdem es Dir besser gefällt, nehme ich das andere mit den Brüsten. :)
Am 20. Januar 2008 um 21:49 Uhr
Wirst Du auch drüber schreiben bei Dir im Blog? Das passt ja im Moment ganz gut zum Themenkreis :-)
Ich wollte mir das „Alphabet“ übrigens mit diesem Beitrag nicht angeeignet haben. Du hast noch immer die freie Wahl!
Am 21. Januar 2008 um 11:30 Uhr
Interessante Sache in der Aufmachung. Aber wenn der Name schon fällt, muss ich erwähnen, dass „Rayuela“ literarisch von kaum einem Buch dieser Welt zu schlagen ist, noch nicht einmal von Vargas Llosas Versuchen.
Am 21. Januar 2008 um 12:11 Uhr
Da spricht der wahre Fan. Nun macht Lauren ja keine Romane, sondern Foto-Zyklen mit minimalem Text dazu. Aber da fällt mir auf: Hast Du vielleicht am falschen Beitrag kommentiert und beziehst Dich eigentlich auf „Times Arrow“?
Am 21. Januar 2008 um 15:35 Uhr
Nein-nein. War schon hier, weil du hier ja sagtest, dass dir die Anweisungen in „Devils“ besser gefallen würden. Klar ist das kein Vergleich, das weiß ich schon auch. Fan – ja, von mir aus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand überhaupt kühl geschultert an Rayuela vorbeikommt, besser gesagt halte ich das Buch wohl für eines der fünf wichtigsten überhaupt.
Aber die hier vorgestellte Arbeit ist ganz ausgezeichnet haptisch, so scheint es mir.
Und noch zu den „Arrows“: wenn du nach Erzählmethodik suchst, solltest du dich tatsächlich einmal mit dem Nouveau Roman und mit Lateinamerika beschäftigen. Da gibt es eine Liste von Möglichkeiten, die selbst schon ein Buch ergeben. So neu ist Herbst’s Spirale ja nun nicht und führt wohl letztendlich auch nicht aus der Postmoderne hinaus.
Am 21. Januar 2008 um 17:40 Uhr
Das Schöne ist ja: Mir ist die Postmoderne so herzlich schnuppe. Ich mache, was mir einfällt und passend scheint. Über den Rest sollen sich die Literaturwissenschaftler fetzen, wenn es denn je einen von denen interessiert.
Das meine ich herzlich ernst.
Am 23. Januar 2008 um 12:58 Uhr
[…] +4″ ist als flickr-Set online betrachtbar. Gleiches gilt übrigens auch für die zuvor vorgestellte Serie “The Devils […]
Am 23. Januar 2008 um 13:35 Uhr
Das ist wohl auch gut so. Es dürfte ja kein Geheimnis sein, dass es eine „Postmoderne“ nie gab und nicht gibt. Ein Stil war damit sowieso niemals verbunden. Alles, was schlussendlich unter diesem Begriff gedacht wurde, ist nichts anderes als zeitgemäße Romantik-Phrasierung ohne Bildkraft.