Yerushalayim – Rechov Bar-Ilan / Shmuel Ha-Navi
••• Ich bin ausgecheckt. Der Vormittag verflog mit Besorgungen. Gegen 14:00 wird mich ein Shirut (Sammeltaxi) abholen und nach Tel Aviv zum Flughafen bringen. Die Woche ist viel zu schnell vergangen.
Was habe ich nun beisammen? Da ist eine genaue Vorstellung der zu erzählenden Geschichte(n). Ich werde mich auf den Wilkomirski-Skandal beschränken, wobei ich eine fiktive Geschichte erzählen werde, die den Skandal lediglich als Ausgangspunkt verwendet. Ich habe die Personen, nämlich Amnon Zichroni – den Psychoanalytiker, der dem Autor der falschen Holocaust-Erinnerungen beim Auffinden derselben behilflich war – und jenen Journalisten, der den Skandal damals aufdeckte. Und ich habe die Locations: Tel Aviv, Yerushalayim, Massada, En Gedi und natürlich Mozah, wo der Showdown stattfinden wird. Stadtpläne und notwendige Materialien sind besorgt und eingepackt, die Fotos sortiert und beschriftet, die Strassen abgegangen, durch die ich Zichroni und den Journalisten werde gehen lassen. Und ich habe einen Anfang, ganz wichtig für mich, wenn eine längere Prosa ansteht. Es ist alles beisammen, was an Material nötig ist.
Ich überlege noch, ob es klug wäre, Binjamin Wilkomirski und den investigativen Journalisten (Daniel Ganzfried) zu kontaktieren, beiden von der geplanten Geschichte zu erzählen, um mich vor Prozessen zu schützen. Das ist eine schwierige Entscheidung. Was, wenn einer etwas dagegen hat? Würde man die Geschichte dann nicht erzählen?
Wie auch immer: Ich muss meinen Bericht hier abbrechen. Ich habe noch etwas zu erledigen. Und viel Zeit bleibt nicht mehr bis zur Abfahrt. Wir lesen uns wieder, wenn ich zurück bin in München.