Zu »Tasso im Gefängnis« (Von Eugene Delacroix)
Der Dichter im Kerker, zerrissen und krank,
Ein Schriftstück zertretend in krampfhaftem Drang,
Misst scheu mit dem Blick, drin Schrecken entbrennen,
Die Stufen, die ihn vom Wahnsinn trennen.
Das trunkne Lachen, das ihm entfährt,
Vergebens dem Fremden und Furchtbaren wehrt,
Dem Zweifel, der Angst und den seltsamen Schauern,
Die vielgestalt ihn und scheusslich umlauern.
Der Geist, der in dumpfigen Käfig gesperrt.
Die Schreie und Fratzen, gehetzt und verzerrt,
Der Schwarm von Gespenstern, die toll ihn umstieben,
Dieser Träumer, durch Grauen vom Lager getrieben,
Dein Bild ist’s, o Geist, der in Träume verstrickt,
Von der Wirklichkeit Mauern gelähmt und erstickt.
Charles Baudelaire
aus: „Les Fleurs du Mal – Die Blumen des Bösen“
Übertragung: Therese Robinson
© Georg Müller Verlag München (1925)
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