Eine verliebte Ballade für ein Madchen namens Yssabeau
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weißen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein schöner Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Da will ich sein im tiefen Tal.
Dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.
Im tiefen Erdbeertal, im schwarzen Haar,
da schlief ich manches Sommerjahr
bei dir und schlief doch nie zuviel.
Ich habe jetzt ein rotes Tier im Blut,
das macht mir wieder frohen Mut.
Komm her, ich weiß ein schönes Spiel
im dunklen Tal, im Muschelgrund…
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
Die graue Welt macht keine Freude mehr,
ich gab den schönsten Sommer her,
und dir hat’s auch kein Glück gebracht;
hast nur den roten Mund noch aufgespart,
für mich so tief im Haar verwahrt…
Ich such ihn schon die lange Nacht
im Wintertal, im Aschengrund…
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund.
Im Wintertal, im schwarzen Erdbeerkraut,
da hat der Schnee sein Nest gebaut
und fragt nicht, wo die Liebe sei.
Ich habe doch das rote Tier so tief
erfahren, als ich bei dir schlief.
Wär nur der Winter erst vorbei
und wieder grün der Wiesengrund!
… ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
François Villon, aus: „Die lasterhaften Balladen des François Villon“
Nachdichtung von Paul Zech
© 1962-2006 Deutscher Taschenbuch Verlag, München
••• Aneignung der Aneignung… Diese „Nachdichtung“ Paul Zechs soll gar kein Vorbild bei François Villon haben. Mit ihrer Rezitation als Villon-Text machte sie den jungen Klaus Kinski, der diesen wie auch andere Villon-Zech-Texte seinerseits nochmals bearbeitete, endgültig berühmt.
Auf der Website von Walther Nienburg finden sich einige Beispiele von Gegenüberstellungen Villon-Zech-Kinski. Das Stöbern lohnt sich, insbesondere für Kinski-Fans.
Am 1. Juni 2007 um 04:57 Uhr
Kinskis Erdbeermund als Sprecher ist genial und irgendwo als Download fuer lau zu haben. Kinskis Erdbeermund als Autobiographie ist grober schmutziger Schund.
Am 1. Juni 2007 um 06:24 Uhr
So unterschiedlich kann man das empfinden.
Am 1. Juni 2007 um 18:59 Uhr
weil ich gerade hier war und mich verlas: ich bin zu wild für deinen erdbeermund. denken sie nun, was sie wollen.
Am 1. Juni 2007 um 19:05 Uhr
Wie mysteriös Sie sein können, Herr hab!
Am 1. Juni 2007 um 19:57 Uhr
magisch beinahe, nicht wahr?
Am 2. Juni 2007 um 07:51 Uhr
… oder sinnlich: da die Erdbeere, beißt man in sie (und ist sie reif genug), Erdbeere nicht b l e i b t. Sondern sie – blutet. Abendschein hat schon recht mit seinem Verleser.
Am 3. Juni 2007 um 23:12 Uhr
was, genauer betrachtet, auf nahezu jedes Lebensmittel zutrifft.
Am 4. Juni 2007 um 00:28 Uhr
… grober schmutziger schund, las ich da. Man muss sich wieder ängstigen, die feuer sind nie weit. Es ist eine Nemesis für manche, wenn sie erkennen müssen, dass auch pralles leben etwas mit literatur zu tun haben könnte – und sogar mit der besseren seite dessen, was manchen als literatur verabreicht wurde. Ich habe einen beschissenen essay über die Wollust geschrieben, der genau diesen „groben-schmutzigen“ fall aufnimmt, aber ich zitiere dennoch daraus, denn in seiner einzelheit ist der aufsatz sehr glossenhaft und nur als ganzes nicht zu gebrauchen.
Am 9. März 2009 um 15:27 Uhr
dieser song wird auch von den bands subway to sally und in extremo gespielt
Am 28. März 2009 um 19:39 Uhr
ich such das lied mit selben titel,keine ahnung von wem,habs vor ca.15 jahren mal gehört.
Am 10. Januar 2012 um 08:48 Uhr
Ein nettes Bild, sehr hübscher Mund – hat aber nichts, gar nichts mit dem Text zu tun.
Am 11. Juli 2017 um 22:12 Uhr
Sehr schöne Dichtung, braucht es mehr Worte? :-)
Und “hab“ scheint mir weiblich zu sein. Ja und mein Kommentar ist nur ein Schrei nach Aufmerksamkeit.