••• Eine Entdeckung auf der Lesung gestern war Andrea Heuser. Geboren 1972 in Köln, studierte sie Germanistik, Politik und vergleichende Religionswissenschaften in Köln und Bonn. Sie lebt heute als Autorin und Übersetzerin in München. (Ich meinte, bei der Vorstellung gehört zu haben, sie lebe in Berlin…)
Andrea Heuser ist mit drei Gedichten in der aktuellen Ausgabe von „ausser.dem“ vertreten. Gelesen hat sie gestern jedoch aus einem Zyklus von Kurzgedichten. Inspiriert vom Haiku, hat sie sich für eine freie Form des Dreizeilers entschieden und auf die Silbenbeschränkung verzichtet. Was mir gefallen hat, waren nicht nur die Gedichte selbst, sondern auch ihre Idee für den Vortrag auf einer Lesung.
Die Gedichte des besagten Zyklus tragen allesamt einzelne Worte aus anderen Sprachen (arabisch, hebräisch, jiddisch) als Titel. Die Gedichte, die in der knappen Dreizeilerform versuchen, einen Bedeutungskern des fremdsprachigen Wortes poetisch aufzubrechen, wurden von Andrea Heuser zunächst ohne Übertragung des Titels gelesen. Als sie geendet hatte, begann sie von vorn. Jedes Gedicht war noch einmal zu hören, wobei sie jedoch Herkunft und Übersetzung des Titelwortes lieferte.
Das, fand ich, ist für eine Lesung eine wunderbare Idee. Durch puren Zufall kannte ich die Worte, deren Beudeutungen sie poetisch aufblätterte. Die meisten im Publikum vermutlich jedoch nicht. Nun war es aus diesem Grund wohl wichtig, die Gedichte so zu präsentieren. Aber die Idee an sich, auf einer Lesung Gedichte nicht nur einmal zu lesen, sondern zweimal, hat mir gefallen. Man hat so die Möglichkeit, mehrfach und auf unterschiedliche Weise auf die Worte zu hören. Und was ansonsten womöglich am inneren Ohr vorbeirauschen würde, bekommt so eine Chance, auch auf einer Lesung den Weg zum Adressaten zu finden.
Gedichte von Andrea Heuser sind nachzulesen u. a. beim Poetenladen.
Ich werde versuchen, für die Turmsegler Andrea Heusers Kurzgedichte zu bekommen. Ein neuer Lyrikband von ihr soll im kommenden Jahr erscheinen.
Am 11. November 2007 um 17:11 Uhr
ich sags ja, wer gut ist, wird auch veröffentlicht
Am 11. November 2007 um 21:40 Uhr
@HerrH: Herr Stein freut sich bestimmt über diese Ermutigung. :)
Am 11. November 2007 um 22:29 Uhr
sehen wir genauso. wir nehmen auch nur die besten … manchmal dauert eine (text)entdeckung halt auch einfach ein bisschen länger (vgl. jüngst gisela elsner, theodor sapper, werner braunig u.a.). dann aber ist der posthume jubel gross.
Am 13. November 2007 um 00:23 Uhr
[…] Andrea Heuser wohnt tatsächlich in München. Der erwähnte Zyklus Haiku-ähnlicher Dreizeiler […]